Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Jolas an diesem Handel beteiligt gewesen ist, halte 
ich nach den Erzählungen der Bamums für erwiesen, 
so daß die beiden Faktoren, Raub durch Bangato 
und Verkauf durch den Sultan wohl zusammen 
gewirkt haben. Die Nachrichten über die Küste 
fingen in Fonkwe an, bestimmtere zu werden, wenn 
auch außer Mbang kein auf der Karte verzeichneter 
Name genannt wurde. Bestimmt versicherte Sakute, 
das Ende des Graslands sei einen Tagemarsch nur 
noch entfernt, was mehrere seiner Leute bestätigten. 
Ich frug nun, ob da, wo der Wald anfinge, auch 
der Abstieg beginne. War die bejahende Auskunft 
zutreffend, so mußte die Fortsetzung des Plateau- 
abfalls vom Nlonako an in nordöstlicher Richtung 
stattfinden, der Fuß des Batscha aber räumlich mehr 
an den Steilfall heranreichen. Ob es zweckdienlich 
sein würde, anzustreben, zwischen beiden hindurch 
nach Westen zu gelangen, konnte erst der folgende 
Tagesmarsch lehren, da das nahe Bergmassiv durch 
das mehrfach erwähnte hohe Hügelland teilweise ver- 
deckt wurde und der Ausblick von Erhebungen bel 
Fonkwe aus daher ein unvollständiger blieb, welcher 
über die Schwierigkeiten eines Marsches nach Westen 
kein abschließendes Urtell erlaubte. Durch einen 
Eingeborenen aus Fonja hatte ich schon vor einigen 
Tagen gehört, daß ein verhältnismäßig bequemer 
Abstieg nach Fonjateba vorhanden sei. Die Mög- 
lichkeit, einen allmählich abwärts führenden Weg 
erreicht zu haben, schien mir umsoweniger aus- 
geschlossen, als der so weit nördlich beginnende Ab- 
stieg sehr wohl sich auf eine längere Strecke nach 
Süden zu verteilen und unter Vermeidung elnes 
unterbrochenen Stellabfalles von 700 bis 800 m 
Höhe in Absätzen erfolgen konnte. Trotzdem behilelt 
ich aber ein Abblegen nach Westen im Auge, sobald 
das Gelände ein solches begünstigen würde. 
Sakute war etwas zutraulicher geworden und 
führte am Mittag des 25. ein Tanzspiel mit 600 
bis 700 Leuten vor. Am 26. brach die Expeditlon 
von Fonkwe, wo übrigens das Rauchen unbekannt 
ist und der zerkleinerte Tabak lediglich zum Schnupfen 
dient, auf und gelangte durch ein zunehmend 
schroffere Formen zeigendes Hügelgelände, welches 
ein Abblegen nach Westen nicht begünstigte, gegen 
1 Uhr an den Abstleg und damit an das Ende des 
Graslands. Der Weg dahin erwies sich als sorg- 
fältig im Stande gehalten, berührte zahlreiche Dörfer 
und Pallisadenwände und war teilweise mit kleinen 
Glimmerblättchen übersät. 
Der Abstieg begann mit einem Geländeabfall 
nach dem tief eingeschnittenen Bett des Makunda 
oder Malib, nach welchem ein stelniger und schmaler 
Pfad führte, der für die Pferde manche Schwierig- 
keiten bot. Jenseits des etwa 8 m breiten Gebirgs- 
baches steigt das Gelände wieder beträchtlich bis zu 
dem kleinen Plateau von Fonjateba. Der schmale 
Einschnitt des Makunda läßt sich meines Erachtens 
unschwer in beträchtlicher Höhe über dem Bachbett 
überbrücken, wodurch eine bedeutende Erleichterung 
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für die Überwindung des Abfalls zu erzielen wäre. 
Der Bach mündet in den Mafu (Mahuy, welcher, 
wie der Makombe, auf den Höhen westlich der 
Malibberge entspringen soll, zwischen welchen Flüssen 
sich kellartig die Landschaft Dibum in das Gebiet 
von Mbang einschiebt. 
Die Aufnahme in Fonjateba war eine vortreff- 
liche; der Häuptling Numse erhielt auf sein Bitten 
eine kleine Flagge nebst Bescheinigung seines be- 
wiesenen Entgegenkommens. Der Marktplatz des 
Dorfes liegt auf der Höhe im Grasland und war 
von der Expedition berührt worden. Mit Betreten 
des Waldgebiets wechselte die Bauart der Häuser. 
An Stelle der hohen Gebäude mit spitzem Grasdach 
traten niedere und längliche, welche mit Palmen- 
matten gedeckt sind. Dichter Nebel erschwerte die 
Fernsicht während meines Aufenthalts in Fonjateba, 
doch konnten von einem hohen Hügel nahe am Dorf 
in großer Entfernung befindliche Bergspitzen gepeilt 
werden, welche sehr wohl zum Nlonako gehören 
konnten. Dieser Name ist ebensowenig bekannt wie 
Manenguba, ich glaube, daß der mehrfach genannte 
Bat-Balengua identisch mit Nlonakoberg ist, da der 
Nkam auf ihm entspringen soll. 
Ein starker Regen in der Nacht vom 28./29. 
machte den steinigen Weg glatt und schlüpfrig, wes- 
wegen ich erst nach 8 Uhr vormittags aufbrach. 
Der offene Wald besteht in der Hauptsache aus 
Olpalmen und zeigt hin und wieder kleinere Gras- 
stücke, so daß ein gleichsam allmählicher Ubergang 
vom Grasland zum Urwald sich ergibt. Im all- 
gemelnen folgt der Weg einem trockenen Bachbett 
zwischen Hügeln, welche nur selten einen Blick auf 
den Plateauabfall gestatteten, der nordwestlich Fon- 
jateba viel schroffere Formen auswies als bei dem 
benutzten Abstieg und von unten gesehen eine Berg- 
kette von 800 bis 900 m Höhe darstellte. Um 
1 Uhr wurde der Mafu erreicht, der bei einer 
Tiefe von 1 bis 1,2 m und steinigem Untergrund 
trotz seiner Breite von 60 bis 65 m keine Schwierig- 
keiten bereitete. Den direkten Weg nach Dorf Mbang 
links liegen lassend, bog die Expedition nach Nord- 
westen aus, um von den hohen Hügeln bei Foriem 
einen Ausblick zu gewinnen, welches über 200 m 
höher als der Fluß liegt und nach anstrengendem 
Marsche erst gegen 4 Uhr nachmittags erreicht wurde. 
Der Reichtum an Olpalmen nahm auf dieser 
Strecke noch zu, und zu meiner Uberraschung fand 
ich bei dem hochgelegenen Dorse Kokospalmen mit 
reifen Früchten. Foriem ist das Hauptdorf der Land- 
schaft Dibum, deren Oberhäuptling mir eine Ein- 
ladung entgegengesandt hatte, und wo dle Expedition 
mehrere Tage blieb, da Dunst und Nebel sich als 
zeitraubende Hemmnisse einstellten. Während elniger 
klarer Stunden wurde die Fortsetzung des Plateau- 
abfalls in großer Ausdehnung sichtbar. Sein schein- 
bares Ende in westlicher Richtung wurde mit 291f% 
gepeilt, mehr zu sehen gestattete eine vorgelagerte hohe 
Hügelkette, die fast eine Bergkette zu nennen ist, nicht.
	        
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