Jolas an diesem Handel beteiligt gewesen ist, halte
ich nach den Erzählungen der Bamums für erwiesen,
so daß die beiden Faktoren, Raub durch Bangato
und Verkauf durch den Sultan wohl zusammen
gewirkt haben. Die Nachrichten über die Küste
fingen in Fonkwe an, bestimmtere zu werden, wenn
auch außer Mbang kein auf der Karte verzeichneter
Name genannt wurde. Bestimmt versicherte Sakute,
das Ende des Graslands sei einen Tagemarsch nur
noch entfernt, was mehrere seiner Leute bestätigten.
Ich frug nun, ob da, wo der Wald anfinge, auch
der Abstieg beginne. War die bejahende Auskunft
zutreffend, so mußte die Fortsetzung des Plateau-
abfalls vom Nlonako an in nordöstlicher Richtung
stattfinden, der Fuß des Batscha aber räumlich mehr
an den Steilfall heranreichen. Ob es zweckdienlich
sein würde, anzustreben, zwischen beiden hindurch
nach Westen zu gelangen, konnte erst der folgende
Tagesmarsch lehren, da das nahe Bergmassiv durch
das mehrfach erwähnte hohe Hügelland teilweise ver-
deckt wurde und der Ausblick von Erhebungen bel
Fonkwe aus daher ein unvollständiger blieb, welcher
über die Schwierigkeiten eines Marsches nach Westen
kein abschließendes Urtell erlaubte. Durch einen
Eingeborenen aus Fonja hatte ich schon vor einigen
Tagen gehört, daß ein verhältnismäßig bequemer
Abstieg nach Fonjateba vorhanden sei. Die Mög-
lichkeit, einen allmählich abwärts führenden Weg
erreicht zu haben, schien mir umsoweniger aus-
geschlossen, als der so weit nördlich beginnende Ab-
stieg sehr wohl sich auf eine längere Strecke nach
Süden zu verteilen und unter Vermeidung elnes
unterbrochenen Stellabfalles von 700 bis 800 m
Höhe in Absätzen erfolgen konnte. Trotzdem behilelt
ich aber ein Abblegen nach Westen im Auge, sobald
das Gelände ein solches begünstigen würde.
Sakute war etwas zutraulicher geworden und
führte am Mittag des 25. ein Tanzspiel mit 600
bis 700 Leuten vor. Am 26. brach die Expeditlon
von Fonkwe, wo übrigens das Rauchen unbekannt
ist und der zerkleinerte Tabak lediglich zum Schnupfen
dient, auf und gelangte durch ein zunehmend
schroffere Formen zeigendes Hügelgelände, welches
ein Abblegen nach Westen nicht begünstigte, gegen
1 Uhr an den Abstleg und damit an das Ende des
Graslands. Der Weg dahin erwies sich als sorg-
fältig im Stande gehalten, berührte zahlreiche Dörfer
und Pallisadenwände und war teilweise mit kleinen
Glimmerblättchen übersät.
Der Abstieg begann mit einem Geländeabfall
nach dem tief eingeschnittenen Bett des Makunda
oder Malib, nach welchem ein stelniger und schmaler
Pfad führte, der für die Pferde manche Schwierig-
keiten bot. Jenseits des etwa 8 m breiten Gebirgs-
baches steigt das Gelände wieder beträchtlich bis zu
dem kleinen Plateau von Fonjateba. Der schmale
Einschnitt des Makunda läßt sich meines Erachtens
unschwer in beträchtlicher Höhe über dem Bachbett
überbrücken, wodurch eine bedeutende Erleichterung
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für die Überwindung des Abfalls zu erzielen wäre.
Der Bach mündet in den Mafu (Mahuy, welcher,
wie der Makombe, auf den Höhen westlich der
Malibberge entspringen soll, zwischen welchen Flüssen
sich kellartig die Landschaft Dibum in das Gebiet
von Mbang einschiebt.
Die Aufnahme in Fonjateba war eine vortreff-
liche; der Häuptling Numse erhielt auf sein Bitten
eine kleine Flagge nebst Bescheinigung seines be-
wiesenen Entgegenkommens. Der Marktplatz des
Dorfes liegt auf der Höhe im Grasland und war
von der Expedition berührt worden. Mit Betreten
des Waldgebiets wechselte die Bauart der Häuser.
An Stelle der hohen Gebäude mit spitzem Grasdach
traten niedere und längliche, welche mit Palmen-
matten gedeckt sind. Dichter Nebel erschwerte die
Fernsicht während meines Aufenthalts in Fonjateba,
doch konnten von einem hohen Hügel nahe am Dorf
in großer Entfernung befindliche Bergspitzen gepeilt
werden, welche sehr wohl zum Nlonako gehören
konnten. Dieser Name ist ebensowenig bekannt wie
Manenguba, ich glaube, daß der mehrfach genannte
Bat-Balengua identisch mit Nlonakoberg ist, da der
Nkam auf ihm entspringen soll.
Ein starker Regen in der Nacht vom 28./29.
machte den steinigen Weg glatt und schlüpfrig, wes-
wegen ich erst nach 8 Uhr vormittags aufbrach.
Der offene Wald besteht in der Hauptsache aus
Olpalmen und zeigt hin und wieder kleinere Gras-
stücke, so daß ein gleichsam allmählicher Ubergang
vom Grasland zum Urwald sich ergibt. Im all-
gemelnen folgt der Weg einem trockenen Bachbett
zwischen Hügeln, welche nur selten einen Blick auf
den Plateauabfall gestatteten, der nordwestlich Fon-
jateba viel schroffere Formen auswies als bei dem
benutzten Abstieg und von unten gesehen eine Berg-
kette von 800 bis 900 m Höhe darstellte. Um
1 Uhr wurde der Mafu erreicht, der bei einer
Tiefe von 1 bis 1,2 m und steinigem Untergrund
trotz seiner Breite von 60 bis 65 m keine Schwierig-
keiten bereitete. Den direkten Weg nach Dorf Mbang
links liegen lassend, bog die Expedition nach Nord-
westen aus, um von den hohen Hügeln bei Foriem
einen Ausblick zu gewinnen, welches über 200 m
höher als der Fluß liegt und nach anstrengendem
Marsche erst gegen 4 Uhr nachmittags erreicht wurde.
Der Reichtum an Olpalmen nahm auf dieser
Strecke noch zu, und zu meiner Uberraschung fand
ich bei dem hochgelegenen Dorse Kokospalmen mit
reifen Früchten. Foriem ist das Hauptdorf der Land-
schaft Dibum, deren Oberhäuptling mir eine Ein-
ladung entgegengesandt hatte, und wo dle Expedition
mehrere Tage blieb, da Dunst und Nebel sich als
zeitraubende Hemmnisse einstellten. Während elniger
klarer Stunden wurde die Fortsetzung des Plateau-
abfalls in großer Ausdehnung sichtbar. Sein schein-
bares Ende in westlicher Richtung wurde mit 291f%
gepeilt, mehr zu sehen gestattete eine vorgelagerte hohe
Hügelkette, die fast eine Bergkette zu nennen ist, nicht.