Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

— 639 
Arbeiterverhältnisse sind als gut zu bezeichnen, auch 
ist zur Zeit kaum noch zu befürchten, daß zwischen 
der Baufirma und den Plantagenbesitzern wegen der 
Arbeiterverhältnisse Differenzen entstehen könnten, da 
nach Beendigung des Schotterschlagens der Arbeiter- 
bedarf für den Bahnbau geringer geworden ist und 
eine nicht unbeträchtliche Zahl schon entbehrlich wurde. 
Deutsch-Ostafrikanische TCransportgesellschaft m. b. B., 
Berlin. 
Die Bewilligung des Baues der Eisenbahn Dar- 
essalam — Mrogoro hat die Veranlassung gegeben zur 
Gründung eines Transportunternehmens, welches der 
zu bauenden Eisenbahn Transportmengen zuführen 
bezw. den Weitertransport der von der Bahn be- 
förderten Güter nach dem Innern bis nach den 
Seengebieten bewerkstelligen soll. Unter der richtigen 
Voraussetzung, daß der Transport auf den Köpfen 
der Neger, welcher bei anderen ähnlichen Unter- 
nehmungen vorgesehen ist, zu teuer und namentlich 
zu wenig leistungsfählg ist, wird ein Karrentransport 
mit Eselbespannung beabsichtigt. Es sind zunächst 
100 zweirädrige Karren, eine Anzahl schwerer vier- 
rädriger Transportwagen und 100 Tragesel vorge- 
sehen, letztere für Stellen, wo ein Wagentrans- 
port unmöglich ist. « 
Im Anschluß an das Transportunternehmen ist 
die Einrichtung einer größeren Vlehzucht geplant, 
welche teils den Bedarf an Zugvieh für das Unter- 
nehmen decken, anderseits aber auch Vieh zum Ver- 
kauf heranziehen soll. 
Ferner wird in Verbindung mit der Haupt- 
innenstation die Anlage einer Baumwollplantage 
beabsichtigt, welche gleichzeitig als Musterfarm für 
die Eingeborenen dienen soll und die von den um- 
wohnenden Eingeborenen produzlerte Baumwolle 
aufkaufen wird. 
Auszug aus dem beschäftsbericht des Vorstandes der 
Kbeinischen Handöl= plantagengesellschaft in Köln über 
das achte Geschäftsjabr 1905. 
Über die Fortentwicklung unserer Pflanzung 
Ngambo im Jahre 1903 haben wir nachstehendes 
zu berichten: 
Im Süden der bisherigen Kaffeefelder wurden 
in zwei Kesseln Neuschläge gemacht. Beabsichtigt 
war hier eine Neupflanzung von 40 000 Bäumen; 
aus verschiedenen weiter unten zu erwähnenden 
Gründen wurde jedoch beschlossen, sie auf 20 000 
bis 25 000 Bäume, welche in der großen Regenzeit 
1904 zur Auspflanzung kommen sollen, zu be- 
schränken. 
Unter Berücksichtigung des Neuschlages und aller 
ausgemerzten Stellen wird der Bestand der Pflan- 
zung bei Nachpflanzung aller Fehlstellen etwa 
600 000 Bäume betragen. 
Das Nachpflanzen der Fehlstellen, auch des 
  
Schattens, bot in 1903 ganz erhebliche Schwierig= 
kelten, da die Pflanzung unter großer Dürre zu 
lelden hatte, wie sie selt 1898 nicht vorgekommen 
war. Erst im Laufe des April 1904, als reichliche 
Niederschlöge elntraten, besserten sich die Verhältnisse. 
Die Pflanzung Ngambo liegt im nordwestlichen 
Telle von Ost-Usambara. Alle östlicher und süd- 
licher gelegenen Pflanzungen haben, wie jahrelange 
Beobachtungen nunmehr ergeben haben, reichlichere 
Niederschläge. Selbst innerhalb unserer Pflanzung 
zeigen sich erhebliche Unterschiede der Niederschlags- 
mengen in den östlichen und südlichen Tellen gegen 
den Norden. 
Die Regenmessungen in der Nähe des unter 
5% 37 südlicher Breite gelegenen Hauses des Ober- 
pflanzers hatten folgendes Ergebnis: 
1898 in 9 Monaten (April bis Dezember) 389,5 mm 
in 78 Regentagen, 
51 - 
1899 in 12 = 1344-335 mm - 
1990-12-1618,4--169- 
1991-12-1681,9--158- 
1902-12-1836,3--140- 
1903-12-1003,7-39- 
-1 
(1126,6 mm in 123 Tagen bei der etwas südlicher 
gelegenen Fabrik). 
Die Niederschläge in allen anderen Pflanzungen 
Ost-Usambaras sind — zum Teil sogar ganz erheb- 
lich — höher. So hatte die im Südosten des Ge- 
birges gelegene Pflanzung S. K. H. des Prinzen 
Albrecht von Preußen vom 1. August 1896 bis 
31. Juli 1897 die Regensumme von 3688 mm. 
Trotzdem sind unsere Pflanzer der Meinung, daß 
die Regenmenge von Ngambo für den Kaffeebaum 
vollständig ausreicht, sobald die ersten zwei bis drei 
Jahre gut überstanden sind. 
Die Versuche, einen brauchbaren Schattenbaum 
ausfindig zu machen, sind in Ngambo, ebenso wie 
in anderen Pflanzungen und dem Biologlsch-Land- 
wirtschaftlichen Institute Amant des Kaiserlichen 
Gouvernements, fortgesetzt worden. Man meint, 
schon besseres Material gefunden zu haben, als die 
früher angepflanzte Albizzia Moluccana; ein in 
jeder Beziehung brauchbarer Schattenbaum ist indes 
für Ostafrika noch nicht gefunden worden, ebenso- 
wenig wie für Java. 
Wichtiger als die Beschattung ist für Ngambo 
die Schaffung von Windschutz. In Pflanzerkreisen 
wächst die Uberzeugung, daß sich für diesen Zweck 
Grevillea robusta dauernd gut bewähren wird. 
Die ganze Kaffeepflanzung wird nach und nach mit 
doppelten und dreifachen, von Ost nach West ver- 
laufenden Reihen von diesem Baume in gewissen 
Abständen durchzogen. Die dem Winde am meisten 
ausgesetzten Kuppen der Höhen sind zuerst in An- 
griff genommen, und die Arbeit ist hier bereits gut 
vorgeschritten. 
Die im vorigen Geschäftsberichte erwähnten 
Schädlinge, die Wanze (Antestia variegata) und 
die Miniermotte (Cemiostoma coffeellum) konnten 
auch in diesem Jahre mit Erfolg durch Absuchen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.