Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

RAus dem PBereiche der Wissionen und 
der Anktisklaverei-Bewegung. 
„Wieder ein Schritt vorwärts in Deutsch- 
Ostafrika"“, schreibt das „Missionsblatt der Brüder- 
gemeinde“. Im weiten Unyamwesigebiet dehnt sich 
unsere Mission kräftig aus. Zu den beiden bis 
dahin besetzten Landschaften Urambo und Klwere 
kam im September 1902 Ngulu hinzu. Im Mai 
1903 nun hat die Arbeit in Ipole begonnen; das 
bedeutet die Besetzung eines vierten Sultanats im 
Innern Afrikas, Ugunda mit Namen, das unmittelbar 
an Agulu grenzt. Am 20. Mal war der Grundstein 
zu dem ersten Gebäude gelegt worden, schon Ende 
Juli konnte es gedeckt und dann am 29. August be- 
dogen werden. Es enthält nun dieses erste Gebäude 
einen Wohn-, einen Schlaf= und einen Vorratsraum, 
die später, wenn das eigentliche Missionshaus errichtet 
sein wird, als Stoffmagazin, Küche und Warenlager 
benützt werden sollen. Die zwei anderen in diesem 
Jahr schon aufgeführten Häuser dienen als Küche 
mit Speisekammer und Tischlerwerkstatt. Unwill- 
kürlich regt sich die Frage: Wie betrugen sich die 
Eingeborenen den europäischen Fremdlingen gegen- 
über? Br. Ropparlé kann ihnen im allgemeinen ein 
gutes Zeugnis geben, nur hier und da mußte er 
bestimmt auftreten, um sie zur Ordnung zu verweisen. 
Vom Häuptling Kitoga wird gesagt, daß er öfters 
als Besuchender erscheint und anfangs etwas an- 
maßend auftrat, sich aber auf ein entschiedenes Wort 
des Europäers hin bald fügen lernte. Leider ist er 
selten nüchtern. Die Zahl der Bewohner des Ipole- 
distriktes ist eine recht ansehnliche, man zählt über 
500 melst geräumige Temben. Jedenfalls scheint 
diese Landschaft bevölkerter zu sein als die angren- 
zenden Gebiete, was auch kein Wunder ist, da Ipole 
eine der fruchtbarsten Gegenden Ugundas und damit 
des Zentrums unserer ostafrikanischen Kolonie darstellt. 
  
Über einen neuen Erfolg der Weißen Bäter in 
Deutsch-Ostafrika lesen wir im „Afrika-Boten“ 
folgendes: 
Bukombe ist ein kleines Land östlich von Uschi- 
rombo. Vor einigen Monaten hat der Häuptling 
dieses Landes mit 26 seiner Untertanen die bl. Taufe 
empfangen. Dieser brave Neger hat eine wunder- 
same Geduld und feste Willenskraft an den Tag 
gelegt. Schon seit mehreren Jahren wohnte er dem 
Vorbereitungsunterrichte bei, aber immer wieder ver- 
schob man die Taufe, weil zu befürchten war, daß 
er sich von neuem den Zauberkünsten seiner heidnischen 
Religion zuwende. Im letzten Jahre gab er aber 
das Beispiel elner musterhaften Aufführung. Ganze 
Monate blieb er bei der Missionsstatlon, um allen 
Unterrichtsstunden beiwohnen zu können; nicht ein 
einziges Mal ging er während dieser Zeit nach 
Hause. Auch beherrscht er nun vollständig den 
ganzen Katechismus, und so viel wir es erfahren 
konnten, beobachtet er alle Vorschriften desselben, 
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denn es wurde uns keine Klage gegen ihn laut. 
Der Häuptling war nun christlich; es herrschte daher 
große Hoffnung, daß auch seine Untertanen ihm 
nachfolgen würden. Und wirklich bat er selbst den 
Bischof, Katechisten in sein Land zu senden, weil 
sein ganzes Volk sich bekehren wolle. Wir will- 
sahrten seiner Bitte. Zwei Katechisten gingen schon 
in der folgenden Woche nach Bukombe, und zu- ihrer 
großen Befriedigung gewahrten sie, daß lhre Zög- 
linge nicht ausblieben; ihre Arbeit begann mit großem 
Andrang der Bevölkerung, und wir haben daher alle 
Hoffnung für das Gellngen dieses Werkes. 
Bruder Willibald der Benediltiner-Mission in 
Deutsch-Ostafrlka schildert in den „Missionsblättern“ 
die „afrikanischen Bienen“ folgendermaßen: 
Die afrikanischen Bienen sind, wie mir scheint, 
etwas kleiner als die europäischen und, obwohl wild, 
icht so leicht reizbar als die europälschen, voraus- 
gesetzt, daß man sie in Ruhe läßt. Tritt man ihnen 
aber gar zu nahe, sel es, um ihres Honigbestandes 
habhaft zu werden oder gar um sie zu zähmen 
oder an europälsche Sitten zu gewöhnen, wie in 
einem für dieselben hergerichteten Korbe oder Kasten 
zu wohnen wie jene in Europa, so können dleselben 
auch ganz afrikanisch wild werden und einen jämmer- 
lich zurichten. Wachs bildet für dieselben offenbar 
ein besonderes Anzlehungsmittel. So weiß ich, daß 
sich im Jahre 1898 ein Schwarm im Reisekoffer 
des ehrw. Br. Elias selig einbaute, weil darin einige 
gelbe Wachskerzen deponiert waren, die auch gleich 
zum Wabenhause benutzt wurden. Als Flugloch 
diente das Schlüsselloch des Koffers; die Waben selbst 
waren an den Deckel des Koffers angebaut. In 
diesem Frühjahr nistete sich ferner ein Schwarm hier 
in unserer Sakrislei in einem Schrank ein, wo eben- 
falls Wachskerzen in der Nähe waren und wo man 
sie auch eine Zeltlang gewähren ließ, da die Bienen 
anfangs ganz gut waren und man sich für später 
eine hübsche Portion Honig versprach. Später wur- 
den dieselben aber so zudringlich und lästig, zumal 
bei der Darbringung des hl. Opfers, daß deren ge- 
waltsame Entfernung sich als unbedingt notwendig 
erwies. Die meisten Schwärme finden sich hier in 
hohlen Bäumen, deren es hier in der hohen Wald- 
wildnis ja massenhaft gibt. Um des Honigs hab- 
haft zu werden, räuchern die Schwarzen die Bäume 
meistens von unten aus, um nach Vertreibung der 
Bienen bei Einbruch der Dunkelheit die Honigwaben 
zu nehmen, wobei aber meistens der ganze Stock 
vernichtet wird. Um die Bienen anzulocken, bedienen 
sich die hiesigen Schwarzen auch häufig des künstlich 
ausgehöhlten Stückes eines Baumstammes von 1 bis 
1½ m Länge oder auch eines ebenso langen Stückes 
einer ganzen Baumrinde, die sie, unten und oben 
mit Deckel und ouf einer Selte mit einigen kleinen 
Löchern versehen, in den Asten eines höheren, meist 
schwer zugänglichen Baumes befestigen. Als Lock-
	        
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