führt von Kribi über Ebolowa, Lebandum beim
Dorfe Esono, Landschaft Esametsa an den Dscha-Fluß
(Entfernung von Kribi 20 Tagemärsche), trifft hier
die nördliche Route Edea, Jaunde, Mbidemunke,
Lobo-Fluß, Minko (Balekumu) am Dscha, welche ich
marschiert bin.
Etwa 15 km unterhalb des Esono ist der
Dscha schiffbar bis zum Dorfe Kul, einem Haupt-
handelsplatz der Gesellschaft Süd-Kamerun, in einer
Länge von rund 180 km, abgesehen von einer
Strecke von 20 km, etwa 60 km oberhalb Kul, wo#
ein kleinerer Wasserfall und mehrere Schnellen die
Schiffahrt sperren. Ich habe die schiffbare Strecke
von 160 km bis Kul persönlich im Faltboot zurück-
gelegt und eine genaue Aufnahme des Flusses ge-
macht. Ich bin zu der Uberzeugung gekommen, daß
sich auch die erwähnte Strecke von 20 km, abgesehen
vielleicht von dem erwähnten kleineren Wasserfalle
(was auf den Versuch ankäme), durch Sprengungen
so regulieren läßt, daß sie bei hohem Wasserstande
für Dampfpinassen schiffbar ist.
ch bemerke, daß ich meine Erkundung bei
niedrigem Wasserstande, also in der für die Schiff-
fahrt ungünstigsten Zeit, ausgeführt habe.
Die Ausnutzung dieser beiden eigenen Wasser-
straßen in Verbindung mit geeigneten Landwegen
dürfte für die Erschließung des Hinterlandes des
Südbezirkes nicht ohne Vorteil sein.
Wie notwendig eine Kontrolle dieses an Gummi
so reichen Gebietes durch die Regierung ist, möchte
ich noch an folgendem Beispiel erläutern: In wirklich
anerkennenswerter Weise bemüht sich die Gesellschaft
Süd-Kamerun durch Belehrung und unentgeltliche
Vertellung von Gummimessern dem Raubbau der
Eingeborenen durch Umhacken der Bäume Eilnhalt
zu tun. Gelegentlich der Neuanlage einer Farm
bei Tinidi fand ich auf einer Fläche von etwa fünf
Quadratkilometern viele der prächtigsten Gummi-
bäume sinnlos umgehauen, obwohl dieser zu den
Verständigsten zählende Häuptling eingehend belehrt
sein soll.
Ein Hauptaugenmerk würde auf die Anlage von
Wegen zu richten sein. Die hier vorhandenen Ein-
geborenenpfade, meist nur Jagdpfade, spotten jeder
Beschreibung.
Einen Weg von Ngato über Besam—Tinidi—
Tsilegan nach Lom#e habe ich bereits in Angriff
nehmen lassen. Soldaten und Träger wirken als
Vorarbeiter und unterweisen die Eingeborenen be-
sonders in der Herstellung von Knüppeldämmen
über die zahlreichen Sümpfe.
Gegen Ende des Monats Februar erschien in
Tsilegau ein Abgesandter des Häuptlings Lomte,
unweit dessen Dorf der Kaufmann Monier am
7. Dezember 1903 von Bidjum-Leuten ermordet war,
mit der Meldung, daß Lomie sich nicht am Auf-
stande beteillgt, vielmehr den Angestellten Diara
und alle Waren und Produkte der dortigen Faktorei
sorgsam in seinem Dorfe verwahrt habe, da dieselben
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in der abseits gelegenen Faktorei nicht mehr sicher
seien. Lomie werde indessen fortwährend von den
Aufständischen bedrängt und habe bereits mehrere
Leute verloren. Ebenso sei es unmöglich, den Weg
Lomte—Tsilegan zu passieren. Er selbst sei auf
Schleichpfaden hierher gekommen.
Ich entsandte nunmehr eine zwölf Mann starke
Patrouille unter Feldwebel Osman nach Lomte mit
dem Befehl, diesen Ort und die dort befindlichen
Faktoreibestände vor den Angriffen der Aufständischen
zu schützen. Gleichzeitig schickte ich eine Patrouille
von derselben Stärke an den Atie-Fluß, halbwegs
Tsilegan —Lomie, zur Sicherung dieses Weges und
Herstellung eines Uberganges über den 25 m
breiten, tiefen und reißenden Fluß. Beide Patrouillen
hatten den Befehl, erst dann von der Waffe Gebrauch
zu machen, wenn sie angegrisfen würden.
Die Patrouille am Atje wurde elnen Tag nach
ihrem Eintreffen beim Brückenbau überfallen. Der
als Posten auf dem einen Ufer stehende Soldat
Mbala erhielt zwei Schüsse in die Brust und war
sofort tot. Ein anderer Soldat wurde leicht ver-
wundet.
Feldwebel Osman traf in Lomte gerade zur
rechten Zeit ein, um die Einnahme des Dorfes durch
die Aufständischen zu verhindern. Im Dorf selbst
entbrannte ein heftiger Kampf. Osman (aus Kann)
schlug sich mit echt mohammedanischer Tapferkeit.
Sein Verhalten verdient die größte Anerkennung.
Fünf Soldaten wurden verwundet, darunter zwei
schwer; zwei Mann schickte er mit Meldung zurück.
Mit den übrigen fünf hielt er das Dorf bis zum
Eintreffen von Verstärkungen.
Auf die Meldungen der Patrouillen brach ich
sofort mit der Expedition nach Lomt#e auf, das ich
am 27. Februar erreichte. Der Gegner wurde
völlig geschlagen und auf Bidjum zurückgeworfen.
Ein erbitterter Kampf fand 10 Minuten von Lomt#e
statt um den Besitz des Dorfes Makomendum. Dieses
hatte der Feind stark besetzt und durch Palisadierung
verstärkt. Mehrere hundert Mann saßen rechts und
links in Schützenlinten längs eines kleinen Baches
im Walde. Bei Annäherung der Spitze stimmten
sie ihren Kriegsgesang an und riefen: „Ja be tol
Ja be tol“ (Hier kommt ihr nicht durch!) Der
Gegner ließ 46 Tote auf dem Platze. Diesseits
wurden vier Soldaten verwundet. Unter den Toten
befand sich der Häuptling Bidja, der als Hauptan-
stifter des Ausstandes gilt. Derselbe begann mit
der Ermordung des Clerk Brandon in Bidja und
der Wey-Jungen Sensi und Bundu in Ssakangele,
dicht dabei, sowie mit der Plünderung der Faktorei
in Bidia. Der Fall des Häuptlings hat einen
großen moralischen Eindruck gemacht.
Ich hielt es jetzt für angezeigt, durch Lomre-Leute
erneut Verhandlungen mit den Ausständischen anzu-
knüpfen. Dieselben führten zur Gestellung der
Häuptlinge Aka und Mintum, deren Dörfer halbwegs
Lomte—Bidjum liegen. Die Häuptlinge erklärten,