Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

führt von Kribi über Ebolowa, Lebandum beim 
Dorfe Esono, Landschaft Esametsa an den Dscha-Fluß 
(Entfernung von Kribi 20 Tagemärsche), trifft hier 
die nördliche Route Edea, Jaunde, Mbidemunke, 
Lobo-Fluß, Minko (Balekumu) am Dscha, welche ich 
marschiert bin. 
Etwa 15 km unterhalb des Esono ist der 
Dscha schiffbar bis zum Dorfe Kul, einem Haupt- 
handelsplatz der Gesellschaft Süd-Kamerun, in einer 
Länge von rund 180 km, abgesehen von einer 
Strecke von 20 km, etwa 60 km oberhalb Kul, wo# 
ein kleinerer Wasserfall und mehrere Schnellen die 
Schiffahrt sperren. Ich habe die schiffbare Strecke 
von 160 km bis Kul persönlich im Faltboot zurück- 
gelegt und eine genaue Aufnahme des Flusses ge- 
macht. Ich bin zu der Uberzeugung gekommen, daß 
sich auch die erwähnte Strecke von 20 km, abgesehen 
vielleicht von dem erwähnten kleineren Wasserfalle 
(was auf den Versuch ankäme), durch Sprengungen 
so regulieren läßt, daß sie bei hohem Wasserstande 
für Dampfpinassen schiffbar ist. 
ch bemerke, daß ich meine Erkundung bei 
niedrigem Wasserstande, also in der für die Schiff- 
fahrt ungünstigsten Zeit, ausgeführt habe. 
Die Ausnutzung dieser beiden eigenen Wasser- 
straßen in Verbindung mit geeigneten Landwegen 
dürfte für die Erschließung des Hinterlandes des 
Südbezirkes nicht ohne Vorteil sein. 
Wie notwendig eine Kontrolle dieses an Gummi 
so reichen Gebietes durch die Regierung ist, möchte 
ich noch an folgendem Beispiel erläutern: In wirklich 
anerkennenswerter Weise bemüht sich die Gesellschaft 
Süd-Kamerun durch Belehrung und unentgeltliche 
Vertellung von Gummimessern dem Raubbau der 
Eingeborenen durch Umhacken der Bäume Eilnhalt 
zu tun. Gelegentlich der Neuanlage einer Farm 
bei Tinidi fand ich auf einer Fläche von etwa fünf 
Quadratkilometern viele der prächtigsten Gummi- 
bäume sinnlos umgehauen, obwohl dieser zu den 
Verständigsten zählende Häuptling eingehend belehrt 
sein soll. 
Ein Hauptaugenmerk würde auf die Anlage von 
Wegen zu richten sein. Die hier vorhandenen Ein- 
geborenenpfade, meist nur Jagdpfade, spotten jeder 
Beschreibung. 
Einen Weg von Ngato über Besam—Tinidi— 
Tsilegan nach Lom#e habe ich bereits in Angriff 
nehmen lassen. Soldaten und Träger wirken als 
Vorarbeiter und unterweisen die Eingeborenen be- 
sonders in der Herstellung von Knüppeldämmen 
über die zahlreichen Sümpfe. 
Gegen Ende des Monats Februar erschien in 
Tsilegau ein Abgesandter des Häuptlings Lomte, 
unweit dessen Dorf der Kaufmann Monier am 
7. Dezember 1903 von Bidjum-Leuten ermordet war, 
mit der Meldung, daß Lomie sich nicht am Auf- 
stande beteillgt, vielmehr den Angestellten Diara 
und alle Waren und Produkte der dortigen Faktorei 
sorgsam in seinem Dorfe verwahrt habe, da dieselben 
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in der abseits gelegenen Faktorei nicht mehr sicher 
seien. Lomie werde indessen fortwährend von den 
Aufständischen bedrängt und habe bereits mehrere 
Leute verloren. Ebenso sei es unmöglich, den Weg 
Lomte—Tsilegan zu passieren. Er selbst sei auf 
Schleichpfaden hierher gekommen. 
Ich entsandte nunmehr eine zwölf Mann starke 
Patrouille unter Feldwebel Osman nach Lomte mit 
dem Befehl, diesen Ort und die dort befindlichen 
Faktoreibestände vor den Angriffen der Aufständischen 
zu schützen. Gleichzeitig schickte ich eine Patrouille 
von derselben Stärke an den Atie-Fluß, halbwegs 
Tsilegan —Lomie, zur Sicherung dieses Weges und 
Herstellung eines Uberganges über den 25 m 
breiten, tiefen und reißenden Fluß. Beide Patrouillen 
hatten den Befehl, erst dann von der Waffe Gebrauch 
zu machen, wenn sie angegrisfen würden. 
Die Patrouille am Atje wurde elnen Tag nach 
ihrem Eintreffen beim Brückenbau überfallen. Der 
als Posten auf dem einen Ufer stehende Soldat 
Mbala erhielt zwei Schüsse in die Brust und war 
sofort tot. Ein anderer Soldat wurde leicht ver- 
wundet. 
Feldwebel Osman traf in Lomte gerade zur 
rechten Zeit ein, um die Einnahme des Dorfes durch 
die Aufständischen zu verhindern. Im Dorf selbst 
entbrannte ein heftiger Kampf. Osman (aus Kann) 
schlug sich mit echt mohammedanischer Tapferkeit. 
Sein Verhalten verdient die größte Anerkennung. 
Fünf Soldaten wurden verwundet, darunter zwei 
schwer; zwei Mann schickte er mit Meldung zurück. 
Mit den übrigen fünf hielt er das Dorf bis zum 
Eintreffen von Verstärkungen. 
Auf die Meldungen der Patrouillen brach ich 
sofort mit der Expedition nach Lomt#e auf, das ich 
am 27. Februar erreichte. Der Gegner wurde 
völlig geschlagen und auf Bidjum zurückgeworfen. 
Ein erbitterter Kampf fand 10 Minuten von Lomt#e 
statt um den Besitz des Dorfes Makomendum. Dieses 
hatte der Feind stark besetzt und durch Palisadierung 
verstärkt. Mehrere hundert Mann saßen rechts und 
links in Schützenlinten längs eines kleinen Baches 
im Walde. Bei Annäherung der Spitze stimmten 
sie ihren Kriegsgesang an und riefen: „Ja be tol 
Ja be tol“ (Hier kommt ihr nicht durch!) Der 
Gegner ließ 46 Tote auf dem Platze. Diesseits 
wurden vier Soldaten verwundet. Unter den Toten 
befand sich der Häuptling Bidja, der als Hauptan- 
stifter des Ausstandes gilt. Derselbe begann mit 
der Ermordung des Clerk Brandon in Bidja und 
der Wey-Jungen Sensi und Bundu in Ssakangele, 
dicht dabei, sowie mit der Plünderung der Faktorei 
in Bidia. Der Fall des Häuptlings hat einen 
großen moralischen Eindruck gemacht. 
Ich hielt es jetzt für angezeigt, durch Lomre-Leute 
erneut Verhandlungen mit den Ausständischen anzu- 
knüpfen. Dieselben führten zur Gestellung der 
Häuptlinge Aka und Mintum, deren Dörfer halbwegs 
Lomte—Bidjum liegen. Die Häuptlinge erklärten,
	        
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