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schlechter Wege große Schwierigkelten hatte. Gleich-
zeitig waren in den einzelnen Plätzen große Waren-
bestände angehäuft, so besonders in Bidjum.
Der Ausstand ist jetzt militärisch als nieder-
geworfen zu betrachten. Die Gesamtverluste dies-
seits sind: 5 Tote, 27 Verwundete.
Zu einer auf Neumond April in Ngojul anbe-
raumten Versammlung waren fast alle aufständischen
Häuptlinge erschienen. Die Häuptlinge Aka, Jamansog
und Makomendum, welche der Aufforderung keine
Folge leisteten, wurden verhaftet. Die festgesetzten
Strafzahlungen wurden anerkannt. Denselben sind
die Schadenersatzforderungen der Gesellschaft Süd-
Kamerun zugrunde gelegt. Auch die Expeditions-
unkosten sind hierbei berücksichtigt. Die erbeuteten
Hinterlader, das geraubte Elfenbein und die Effekten
des ermordeten Europäers sind ausgellefert. Ver-
schiedene Strafzahlungen sind bereits eingegangen.
Für die endgültige Sicherung des Gebietes erachte
ich, wie wiederholt berichtet, die Anlage einer
Station für unumgänglich. Vorläufig ist seitens der
Verwaltung am Wege Lomie—Bidjum ein pro-
visorischer Regierungsposten errichtet worden. Die
Leitung desselben hat Herr Preuß übernommen.
Seitens der Gesellschaft Südkamerun ist elne
Faktorei in Rgojul (Landschaft Bakinekos) angelegt.
Die Ablösung der Besatzung und die Besetzung
des Ssanga-Ngokobeztrkes ist nunmehr vorläufig so
geregelt, daß die Hauptabteilung unter dem stell-
vertretenden Chef der Verwaltung sich in der Ndsimu-
Region stationiert hat, während zwei kleinere Posten,
in Ermangelung von geeignetem weißen Personal,
vorläufig unter farbigen Dienstgraden als Grenz-
schutz nach Ndungl und Matuli vorgeschoben sind.
In Molundu befinden sich der StationsSassistent
Kerscher und der Zollbeamte Mathies.
Die Expedition rückte am 15. Mai nach Badom
am oberen Dscha, um hier die Vorbereitungen für
den Rückmarsch zur Küste Dscha abwärts zu treffen.
Diesen gedenke ich etwa Anfang Juni anzutreten.
Eine Erholungsrast für die durch den Marsch nach
Molundu sehr angestrengten Bulu-Träger ist ohnehin
erforderlich. Ferner ist die Anwerbung von etwa
50 neuen Trägern notwendig, um die durch das
Elfenbein vermehrte Lastenzahl zur Küste zu schaffen.
Die Expedition führt zur Zeit mit sich: 1300 kg
Elfenbein der Regierungsstation Molundu und 450 kg
Elfenbein der Expedition (in Summa 1750). Die
neuen Träger werden von den Njem-Häuptlingen
gegen Bezahlung bis Kribl gestellt. Dieselben sollen
unter Führung von drel Soldaten der Verwaltung
mit Regierungslasten beladen zurückkehren.
Hiermit dürfte der Karawonen= und Postverkehr
von der Kamerunküste nach dem Ssanga-Ngoko-
Bezirk als eröffnet anzusehen sein.
Der Handel ist durch die Erschließung des
Niem-Landes zwischen dem oberen Dscha und dem
Njong in neue Bahnen gelenkt. Die Zone des
durch die Bulus und Banes ausgeübten Zwischen-
handels ist durchbrochen.
Auch der Gesellschaft Süd-Kamerun werden da-
durch neue Wege gewiesen. Sie ist in die Notwendig-
keit versetzt, den westlichen Tell ihres Konzessions-
gebietes nunmehr ebenfalls von der Kamernunküste zu
bearbeiten. Dadurch wird der Verkehr nach dem
Ssanga-Ngoko-Bezirk einen erneuten Ausschwung er-
fahren.
Durch die Feststellung der Schiffbarkeit des
oberen Dscha-Flusses werden sich hoffentlich bald die
von mir angeregten Projekte verwirklichen, auf dem
oberen Dscha ab Lobo-Mündung und dem Njong von
den Tappenbeck-Schnellen aufwärts einen Dampfer-
transport einzurichten. Die Direktion der Gesellschaft
hat die Ausführung berelts in Erwägung gezogen.
Bericht des Gberleutnants Scheunemann über den
Nückmarsch seiner Expedition zur Rüste.
Die Expedition trat am 24. Mai 1904 ab
Badom (Akoa) den Rückmarsch zur Küste an.
Da ich mit demselben gleichzeitig eine Er-
kundung und Aufnahme des oberen Dscha-Flusses
verbinden wollte, teilte ich die Kolonne in zwei
Teile. Die stärkere Abteilung unter dem farbigen
Feldwebel Buari marschierte auf dem Landwege
südlich des oberen Dscha. Ich selbst fuhr im Falt-
boot und zwölf Kanus stromab. Die Fahrzeuge
saßten 50 Mann und 40 Lafslen. .
Mit der Landkolonne waren tägliche Rendezvous-
plätze verabredet. Die Vereinigung ist stets geglückt,
dank genauer Routenaufnahmen und der Intelligenz
der farbigen Patrouillen. Als Fahrer funktlonierten
25 Soldaten und 10 Badom-Leute, erstere aus
Liberia und Sierra-Leone, sämtlich gewandte
Schiffsführer und gute Schwimmer.
Dem Vormarsch stellten sich mannigfache Hinder-
ulsse entgegen. Zunächst versuchten die Eingeborenen
durch lügenhafte Berichte über den Weg den Weiter-
marsch zu erschweren. Sehr unangenehm war ihnen
die Erkundung des Flusses, da an diesem ihre Busch-
verstecke lagen. Dazu kamen Feindseligkeiten zwischen
den einzelnen, zu durchquerenden Landschaften.
Die Fahrt selbst erforderte große Aufmerksamkeit,
da zahlreiche ins Wasser gestürzte Bäume mit ihren
unter der Wasserlinie liegenden, spitzen Asten den
Fahrzeugen gefährlich wurden. Vornweg fuhr ich
mit dem Faltboot, das allgemeine Bewunderung bei
den Nijems erregte; dieses, von der Jaunde-Station
in bereits recht baufälligem Zustande übernommene
alte Fahrzeug hat während der ganzen Expedition
ausgezeichnete Dienste geleistet, obwohl es fast täglich
geflickt werden mußte. Letzteres geschah mit wasser-
dichten Reissäcken; die Dichtung wurde mit an Ort
und Stelle gewonnener Gummimilch hergestellt.
Bis Bungoa, das ich nach zweitägiger Fahrt
erreichte, windet sich der Fluß in kurzen Krüm-
mungen meist durch ausgedehnte Raphia-Wälder.
Die Stromgeschwindigkeit beträgt bei ziemlich gleich-
mäßigem Gefälle durchschnittlich 1,2 m pro Sekunde,