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seine Breite 30 bis 50 m, seine Tiefe über 3 m,
der Untergrund besteht aus festem Kies. Das
nördliche Ufer ist flach und unbewohnt, das südliche
hügelig. An diesem finden sich zahlreiche Fischplätze
und Jagdhütten. Diese bllden gleichzeitig die Zu-
fluchtsorte der Niems im Kriege.
Bedeutendere Nebenflüsse auf dieser Strecke
links sind der Tia, dicht unterhalb Badom, rechts
der Mus und der Nduo; alle drei werden land-
einwärts mit Kanus befahren.
In Bungoa erwartete ich die noch ausstehenden
Njem-Träger, welche erst am 30. Mai mit dem
Häuptling Mbatschongo eintrafen sowie die Ab-
lösung von Ndungi.
In Rücksicht auf verschiedene Kranke konnte nur
langsam marschiert werden. Auch mußten die des
Tragens gänzlich ungewohnten Njem-Leute sehr vor-
sichtig behandelt und einmarschiert werden. Lelder
hatte die ausgesucht gute Behandlung, welche ich den
Leuten zutell werden ließ, keineswegs den erhofften
Erfolg.
Im Dorfe Anjedom (Häuptling Tugumedjo),
das ich am 1. Juni erreichte, entliefen unter
Führung des Häuptlings Mbatschongo die von
diesem gestellten 80 Mann sowie eine Anzahl von
ihm aufgehetzter Leute anderer Häuptlinge. Die
Kdja= und Badom-Leute aus der Landschaft Baki-
nekol blleben treu. Die Handlungsweise Mbat-
schongos stellte sich als ein Betrug infamster Art
dar. Die Situation spitzte sich bedenklich zu, da
die vorwärts liegenden starken Stämme der Basisbs
und Bamenjuos durch Mbatschongo aufgewiegelt
wurden.
Ich verhaftete zunächst den Häupling Tugumedio,
der im Einvernehmen mit Mbatschongo gehandelt,
und führte denselben zwangsweise mit. Gleichzeitig
schickte ich Nachricht an Herrn Preuß mit dem Er-
suchen, Mbatschongo festzunehmen und für Sicherung
der rückwärtigen Verbindungen Sorge zu tragen.
Ich selbst setzte am 4. Juni die Talfahrt auf
Mongbehe fort, wohin auch die Landkolonne dirigiert
wurde.
Bald unterhalb Bungoa bildet der Fluß mehrere
Inseln und empfängt von links den 20 m breiten
Li. Die Strombreite beträgt 60 bis 80 m,
stellenwesse sogar 100 m. Der Fluß biegt stark
nach Nordwesten und strebt zweifelfalls dem Niong
zu. Er würde diesen auch erreichen, wenn nicht
ein starker Gebirgszug weiter nordwestlich ihn zu
der scharfen Biegung nach Süden veranlassen würde.
Überall veranlaßte ich die Eingeborenen, die
Route auszuschlagen, und stellte Querverbindungen
zu den Hauptlandungsplätzen her.
Oberhalb Mongbehe fließt der 25 m brelte und
tlese Mwoo von rechts in den Dscha. Das Dorf
Mongbehe liegt etwa 100 m über dem Wasser-
spiegel.
Hier verschärfte sich die Lage infolge der
Hetzereien Mbatschongos derart, daß die Bamenjuos
mir erklären ließen, sie würden nicht zugeben, daß
ich die Fahrt auf dem Flusse fortsetzte, und mit
einem Überfall auf die Elfenbeinkarawane drohten.
Ich blieb selbstredend bei melnem einmal ge-
faßten Entschlusse, in der richtigen Erkenninis, daß
lediglich eine feste Haltung die nötige Wirkung er-
zlelen würde. Alle Maßregeln wurden getroffen,
um aus der Fahrt nötigenfalls zum Angriff über-
gehen zu können. Ich erreichte indes unbehelligt am
6. Juni den Strand von Jakoa, an dem zahlreiche
Dörfer zu beiden Seiten lagen. Mehrere Abgesandte
erschlenen und entschuldigten das Verhalten vom vor-
hergehenden Tage. Mbatschongo wurde allgemein
als Aufwiegler bezeichnet.
Am 7. Juni sperrte ein großer, qner über den
Fluß von der Höhe gestürzter Baum an einer
scharfen Biegung des Flusses die Weiterfahrt. In-
folge starker und schräger Strömung wurde das
Faltboot auf einen spitzen Ast geschleudert und er-
hielt ein großes Leck. Dank der vorzüglichen Kon-
struktion des Bootes gelang es indes, dasselbe so
lange flott zu erhalten, bis alles geborgen war.
Nach zwei Stunden war es geflickt und wieder see-
tüchtig. Die Sperre wurde durch Sprengungen ge-
öffnet. Ich hatte für solche Fälle bereits einige
wasserdichte Ladungen aus erbeutetem Sprengpulver
vorbereitet. Etwas Guttaperchazündschnur führe ich
auf Expeditionen stets bel mir. Als Hülle für die
Sprengladung dienten Konservenbüchsen, als Dichtung
Gummimilch.
Am 8. Juni erreichte ich das Dorf Amböng (Häupt-
ling Rtetele) in der Landschaft Bandsjele und
hiermit das Ende der Schiffahrt auf dem oberen
a.
Amböng llegt auf scharf nach Norden vor-
springender Höhe. Auch auf dem rechten User
treten Höhen an den Fluß. Dieser durchbricht sie
und bildet infolgedessen zwei Katarakte im Abstande
von etwa 800 m. Ein Durchstich auf dem süd-
lichen Ufer und Umleltung des Flusses ist hier ohne
große technische Schwierigkeiten durchführbar.
Die Landkolonne war über Atela und Ebo ein-
getrofsen. Von Atela zwelgt sich über Atjt Bijibi eine
andere wichtige Route südwestlich nach dem Bulu-
dorfe Emwana ab. Dieses hatte ich auf dem Hin-
marsche Anfang Januar berichtet. Unterwegs
nahm ich Gelegenheit, die Eingeborenen in der
rationellen Gummibereltung zu unterweisen. Als
Instrukteure dienten Soldaten der Verwaltung,
welche von Oberleutnant v. Stein ausgezelchnet
hierüber unterrichtet waren. Den Eingeborenen
fehlte jegliche Kenntnis.
Der Katarakt bei Ambong wurde umgangen
und die Fahrt unterhalb noch einen Tag bis
Moönsa fortgesetzt. Hier setzt ein größerer Wasserfall
der Schiffahrt ein Ziel. Unterhalb Tunga ist der
Strom wieder bis zur Landschaft Balekumu schiffbar.
In Tunga, das auf beherrschender Höhe liegt,
befindet sich eine größere Faktorei der Firma