und der gewonnene Saft mit großen Mengen Sand
gemischt.
Ich habe jede Gelegenheit wahrgenommen, die
Eingeborenen eingehend zu belehren und durch prak-
tische Vorführung zu unterweisen. Aufgefallen ist
mir, daß ich sogar bei Angestellten der handel-
treibenden Küstenfirmen völlige Unkenntnis über die
rationelle Gummigewinnung gefunden habe.
Am 10. April erreichte die Expedition Bijeme,
mit dem Chef gleichen Namens, einem Oberhäuptling
der Maka. In feierlichem Aufzuge holte dieser mich
ein und sorgte für Lebensmittel. Er versprach,
seinen Unterhäuptlingen die Wünsche und Befehle
der Regierung zu übermitteln und für Durchführung
und Beachtung zu sorgen. Sein Auftreten machte
gegenüber den Maka-Chefs, die ich bisher kennen ge-
lernt hatte, einen vorteilhafteren Eindruck, wenn ich
auch an seiner Macht Zweifel hege. Wie überall,
so ist auch hier zu bedauern, daß den verständigen
und loyalen großen Chefs fast jeder Einfluß auf
die Unterhäuptlinge und die nötige Autorität ihren
Leuten gegenüber fehlt. Bei der grenzenlosen Ver-
logenhelt dieser Menschenfresser konnte ich über den
Weg, den die Expedition des Hauptmanns Engelhardt
Anfang 1903 genommen hatte, nichts erfahren, ob-
wohl diese in unmittelbarster Nähe hier sich aufge-
halten haben muß.
Meinen Plan, den Niong zu erreichen und den
Weg bis Akone-Linga zu Wasser zurückzulegen,
mußte ich, so nahe am Ziele, leider aufgeben.
In Bijeme empfing ich die Nachricht, daß etwa
drei Tage südlich ein Weißer von den Eingeborenen
hart bedrängt würde, man hätte bereits fünf seiner
Leute ermordet und beabsichtige, die Faktorel aus-
zuplündern. In drei Tagen erreichte ich den An-
gestellten der Firma Woermann & Co., Freiherrn
v. Cloedt; dieser ersuchte um Unterstützung.
In dem Babism-Dorfe Wolo, woselbst sich eine
größere Faktorel befindet, wurde zunächst festgestellt,
daß der Faktorelarbelter Elé in einem Ausbau
dieses Dorfes bei einem Streite von dem Ein-
geborenen Sakussi erschossen worden ist. Der Chef
Wolo lleferte den Mörder aus, nachdem er zuvor
einen Sklaven als solchen bezeichnet hatte, und ver-
sicherte, keinerlei räuberische Absichten oder Feind-
seligkeiten gegen die Handeltreibenden vorgehabt zu
haben, er bat, aus dem Geschehnis nicht Schlüsse
auf die Gesinnung seiner gesamten Leute zu ziehen,
und verpflichtete sich zur Zahlung eines Elfenbein-
zahnes. Wenn ich auch in die Ehrlichkeit dieses
Mannes, der keinen sehr Vertrauen erweckenden
Eindruck macht, einigen Zweifel hege, so konnte ich
mit der Bestrafung des Mörders die Angelegenheit
hier als erledigt ansehen. Nach erfolgter ernstlicher
Vermahnung der Eingeborenen marschierte ich am
anderen Tage nach Geleba, wohin ich die Bamwele-
Häuptlinge zur Erledigung der Diebstahlsaffäre ge-
laden hatte.
Zu der Versammlung waren sämtliche Chefs
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mit etwa 500 Mann erschienen. Nachdem ihnen
der Willen der Regierung zu erkennen gegeben und
die dem Neger etwas unklaren Begriffe über Mein
und Dein auseinandergesetzt, versprach der Häuptling
Mba, in dessen Dorf der Diebstahl vorgekommen,
die Waren und Produkte zu vollem Werte zu er-
statten. Von einer etwa beabsichtigten röuberischen
Unternehmung gegen die Faltorei konnte ich nichts
feststellen. Als Beweis ihrer dauernden Freundschaft
brachten die Chefs einzelne Leute zu Arbeits= und
Trägerzwecken.
Am 17. marschierte die Expeditlon durch die
dicht bevölkerten Dörfer der Bamwele, überall mit
reichlichen Geschenken usw. bedacht. Der etwa sechs
Stunden weite Weg war fast durchweg gut ge-
reinigt, die Gewässer überbrückt. In dem Grenz-
dorfe Lobulo-Bamwele trat ich mit dem Basiemsa-
Stamm in Verbindung, bei denen ein anderer
Arbeiter der Faktorei Woermonn & Co. ermordet
worden war. Der recht vernünftige Bamwele-Chef
Njolo übernahm es, die Dorfältesten der angrenzenden
Stämme der Basiêmsa, Bamejuo und Basiöb zur
Verhandlung zu bringen. Während die Basiêmsa-
Chefs, die schon vorher freiwillig einen Teil der ge-
raubten Waren abgeliefert hatten, erschienen, wurde
die diesseitige Aufforderung von den übrigen
Stämmen verhöhnt. Die Basiömsa sowohl wie die
Bamwele erklärten, daß die Ermordung wohl in
der Nähe des Basiömsa-Dorfes Ekomu passierr
wäre, indessen wären Leute dieses Stammes nicht
daran beteiligt gewesen, vielmehr hätten dlie be-
nachbarten Basisb und Bamejuo, die schon früher
drel Träger der Karawane der Firma Randad &
Stein (Herr Dunkhorst) ermordet und beraubt
haben sollen, den Leuten des Freiherrn v. Cloedt
im Busch aufgelauert, einen Mann erschossen und
sämtliche Waren und Produkte der entlaufenen
übrigen Träger geraubt und vertellt. Sie liefern
einen Elfenbeinzahn und ein Weib, das ich bei der
Glaubwürdigkeit der Leute wieder zurückgab. Es
wird ihnen die Reinigung des Weges bis an ihre
Grenzen aufgegeben, von deren tadelloser Aus-
führung ich mich überzeugen konnte. Als die wirk-
lich anerkennenswerten Bemühungen des Chefs
Niolo, die Basisb und Bamejuo zur Vernunft zu
bringen und zur friedlichen Bellegung der Mord-
und Raubangelegenhelt durch Verhandlung mit mir
zu bewegen, keinen Erfolg hatten, sandte ich noch-
mals einen kundigen Eingeborenen, dessen Bruder
in dem Hauptdorfe der Bamejuo-Adjela verheiratet
war, mit einer schriftlichen Aufforderung an den
Chef Nduo (Suo), vor mir zu erscheinen. Der
Bote brachte in derselben Nacht den Brief, in
Stücke zerrissen, zurück. Das Räubervolk hatte sich
schon lange in Adjela gesammelt und zum Kriege
gerüstet. Ich mußte deshalb mir den Gehorsam
mit Gewalt erzwingen. Am 19. kam es bei Adjela
zu einem heißen Gefecht. Der Gegner, etwa
500 Mann stark, hatte vor dem Dorfe hinter einer