Full text: Deutsches Kolonialblatt. XV. Jahrgang, 1904. (15)

Grasland überleitet, südöstlich aber im Dscha-Bogen 
wleder einer unbewohnten Buschzone weicht. 
Mit Ausnahme von Majus, wo mich der 
Jemwam (Jekombe) = Häuptling Manduka, eine 
zwelfelhafte, mit den Jengone nahe befreundete 
Größe, mit seinen Leuten empfing, erwarteten in den 
einzelnen Ortschaften höchstens noch eine beherzte 
Natur männlichen Geschlechtes und ein mit eben- 
soviel Runzeln wie Jahren ausgestattetes welbliches 
Wesen meine Ankunft, melst letzteres allein; von 
Ekutu ab, wo die vereinigten Jetsang, Jesum und 
Wogetemabek vor 18 Wochen gegen die Patrouille 
Jacob gefochten hatten, fehlte auch dieses. 
Die Friedensunterhandlungen mit den vor- 
genannten Stämmen haben durch den Wiederausbruch 
des Aufstandes im Njem-Gebiet, nach Abmarsch des 
Oberleutnants Scheunemann zur Küste, eine Störung 
erlitten; sie wollen offenbar den Ausgang des dorti- 
gen Kampfes abwarten und lassen sich deshalb weder 
sehen noch finden. Den kurz vor meiner Ankunst 
am Lobo eingetroffenen Nachrichten zufolge sollte 
indes der stellvertretende Leiter der Verwaltung 
Süd-Kamerun in den letzten Tagen einen Hauptschlag 
gegen die Aufständischen geführt haben; die Nach- 
richten sprechen von zahlreichen Toten und über 200 
Gefangenen auf feindlicher Seite. Dieser Erfolg 
und die jetzige Zusammenkunft mit dem Leiter von 
Jaunde lassen eine Beschleunigung der Unterwerfung 
erhoffen. 
Da über den Anmarsch des letzteren in Jebekolo werfung der Jengone-Mbidtmunke, 
nichts zu erfahren war, marschierte ich, nach einem 
Ruhetag, am 29. Juli nordwärts nach dem Jengone- 
dorf des Mangele—Mangabane und sandte von 
dort Boten nach Mbidlmunke; am 31. Juli abends 
erhielt ich dann Nachricht von dem Anmarsche des 
Oberleutnants Dominik, der infolge Erkrankung 
seinen Abmarsch hatte verschieben müssen und am 
2. August in Mangeles Dorf eintraf. 
Das Gebiet der so lange Zeit dem Handel ver- 
schlossenen Jengone reicht somit südlich tatsächlich 
bis zwei Märsche an Temo heran; zur Zelt ist der 
  
rechtzeitig zu erfahren. Sauber geführte Ortschaften 
von mehr als 10 Feuerstätten gehören zu den 
Seltenheiten. 
Hier wo Bulus, Betis und Djenes zusammen- 
stoßen, steht sichtlich das Waffenhandwerk selt langem 
in besonderer Blüte; dem leidenschaftlichen Kampf- 
und Rachebedürfnis weicht selbst das Gefühl der 
Stammesverwandtschaft. So war gerade in den 
letzten Jahren Manduka gegen seine Jekombe-Brüder, 
die Wogetemabek mit den Jengones des Mbidimunke 
verbündet, und man geht in der Annahme wohl nicht 
fehl, daß die Bedrängnis des letzteren durch die 
Station Jaunde zu Beginn des Jahres die Wogete- 
mabeks, im Bunde mit Jetsang und Jesum, zu einem 
Waffengang gegen den nunmehr isolierten Mandnka 
ermutigte. 
Der allgemeine Aufstand im Djemgebiet, dem 
berelts ein weißer Kaufmann und zahlreiche farbige 
Händler zum Opfer gefallen waren, lieferte weiteren 
Zündstoff zu einem ausgedehnten Rachezug gegen 
Westen und die dortigen Weißen, der durch das 
oben erwähnte Gefecht der zufällig hier erscheinenden 
Patroullle Jacob zum Stehen kam. 
Bei dieser Sachlage wird eine Stationsanlage 
zwischen den Oberläufen des Njong (Long) und 
Dscha zunächst mit Kämpfen zu rechnen haben; solch 
kriegerlsche Stämme pflegen sich nicht ohne weiteres der 
Herrschaft der Weißen zu beugen, und gelingt es 
anfangs vielleicht auch durch eindringliches Zureden 
und unter Benutzung des Eindruckes von der Unter- 
so wird es 
dann, wenn Leistungen an diese Stämme herantreten, 
zu blutigen Auseinandersetzungen kommen, die nach 
den im Ebolowa-Bezirk gemachten Erfahrungen weit 
mehr Opfer kosten als eine sofortige rücksichtslose 
Unterwerfung. 
Als geeigneten Stationsplatz halte ich auf Grund 
der neuesten Karte und in Ubereinstimmung mit dem 
Leiter von Jaunde, die Wasserscheide zwischen Niong 
von Enden und Manduka über Mangele—Mbidi- 
munke nach Jaunde führende Weg eine begangene 
Karawanenstraße. Die Dörfer des Mangele, eines 
Unterhäuptlings von Mbidimunke, waren bei meiner 
Ankunft verlassen; doch kom er mit seinen Leuten 
und reichlichen Lebensmitteln, als ich ihn durch die 
Trommel meine friedlichen Absichten hatte wissen 
lassen. 
Die zahlreichen rauchgeschwärzten Dorftrümmer, 
viel schon vom Grün überwuchert, und die gesamte 
Dorfanlage in dieser Gegend zwischen Dscha und 
Njong (Long) zeugen von den fortgesetzten Kämpfen 
ihrer Bewohner untereinander; meist verzetteln sich 
die Wohnstätten einer Häuptlingsschaft in bunt zu- 
sammengestellte, an und seitlich des Hauptwegs 
liegende Gruppen von 3 bis 4 Hütten, weit genug 
vonelnander entfernt, um einen feindlichen Uberfall 
  
und Dscha, etwa in der Gegend von Akolenlenge. 
Glelchweit von Jaunde und der Niederlassung der 
Süd-Kamerun-Gesellschaft in Jukaduma entfernt, würde 
sie dieser und der um die Hälfte näheren in Bertua 
den nötigen Rückhalt geben sowie auch die über 
Bidjum (50 km südfüdöstlich) laufenden Verbindungen 
sichern können. Von Elnfluß auf die Platzfrage sind 
natürlich die Entschließungen der genannten Gesell- 
schaft bezüglich Anlage ihrer Hauptdepotplätze; käme 
für einen solchen Bidjum selbst oder ein Platz am 
oberen Dscha aus kommerziellen und Transportrück- 
sichten in Frage, so müßte auch die Sicherungstruppe 
dahin; für die etwas weite Strecke nach Jaunde 
genügte, wenn nötig, ein (später eingehender) Secher- 
heitsposten, ähnlich dem jetzigen in Temo. Letterer 
würde zweckmäßig an den Dscha vorrücken, entweder 
an die Lobo-Mündung oder in die Nähe des Über- 
gangs von Kongulu, je nach dem Weg, welchen die 
genannte Verwaltung als Hauptlandverbindung zur 
Küste wählen würde.
	        
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