des Feindes benutzend, die Feste im Sturm; sie
blieb bis zum 21. Oktober mit der ganzen Kompagnie,
in der Folgezeit mit einzelnen Posten besetzt. Das
Ngolim-Volk wurde gänzlich zersprengt; der Häupt-
ling selbst jedoch mit einer verhältnismäßig geringen
Zahl Versprengter hatte sich in die Höhlen der Feste
flüchten können, von denen aus er der Kompagnie
bei den in den nächsten Tagen folgenden Patrouillen=
gefechten noch empfindliche Verkuste beibrachte, ob-
gleich auch auf feindlicher Seite die Verluste täglich
wuchsen.
Nach diesseits erfolgreichen Patrouillengefechten
am 22. und 23. Oktober begann der Feind am
24. Oktober um Frieden zu bitten, was aber daran
scheiterte, daß er die Räumung des Berges als
Kapitulationsbedingung stellte. Er lleß sich sodann
am 26. Oktober im Verlauf der Verhandlungen
zum Verrat an einem Soldaten hinreißen, (der
allerdings durch den Schneld des letzteren miß-
glückte), worauf die Verhandlungen abgebrochen und
Ngalim als Verräter für vogelfrei erklärt wurde.
Trotz der großen Vorteile, welche die Kompagnie
durch ihr Vorgehen am 20. Oktober und den
solgenden Tagen errungen hatte, und trotz der täg-
lichen Verluste beim Feinde, hielt Ngalim seine
Höhlen und Grotten mit einer unglaublich zähen
Ausdauer, welche nur in der Tiefe und Sicherheit
der letzten feindlichen Zitadelle, wie sie nach dem
Sturm am 3. November vorgefunden wurde, ihre
Erklärung fand.
Am 26. und 29. Oktober fanden größere, außer-
dem täglich kleinere Patrouillengefechte an den Ver-
bindungslinien statt, wobei der Feind stets Verluste
an Toten, Gefangenen, Pferden und Rindvieh (gleich-
falls in den Grotten geborgen) hatte. Den beab-
sichtigten Sturm auf die letzte Zitadelle des Feindes
mußte jedoch die Kompagnie aus Mangel an Munition
vorderhand bis zum Eintreffen der beantragten Er-
gänzung aufschieben. Als diese am 2. November
nebst dem 3.7 cm Schnellfeuergeschütz eingetroffen
war, wurde am 3. November 6 Uhr vormittags
zum Sturm geschritten.
Dem großen morallschen Eindruck, den das
Granatfeuer des Geschützes auf den Feind machte,
war es wohl zu danken, daß derselbe den Sturm-
kolonnen, die ihn von der Süd= und Ostseite packten,
keinen ernstlichen Widerstand mehr entgegensetzte,
sondern elligst die Stellung räumte und die Flucht
ergriff. Auch dem Häuptling selbst gelang es, auf
unbekanntem Pfade durch die Felsklüfte zu ent-
kommen. Der Feind verlor nur einen Toten; die
Kompagnie hatte nur einen Leichtverwundeten. Um
9 Uhr vormittags war die Feste vom letzten Feind
geräumt, die Höhlen abgesucht, fünf Pferde, sechs
Rinder, Lebensmittel und Hausgerät erbeutet.
Der Gesamtverlust der Kompagnie aus allen
Gefechten betrug an Soldaten: zwei Tote, fünf
Schwerverwundete, darunter Lt. Achenbach selber,
162
drei Leichtverwundete, außerdem tot: ein Soldaten-
junge, sowie verwundet: zehn eingeborene Bogen-
chũtzen.
Beim Feind wurden 17 Tote gezählt, darunter
Agalims Sohn; die Verluste an Verwundeten sollen
sehr bedeutend sein, welche Aussage der Gefangenen
durch die Blutspuren bestätigt wird. Es wurden
vier Gefangene gemacht. An Beute wurden ins-
gesamt eingebracht: 13 Pferde, 95 Stück Rindvieh,
10 Stück Kleinvieh, Waffen, Lebensmittel und
Hausgerät.
Die Feste wurde dem sehr zuverlässigen Djauro
Sambolaba (Fullah-Unterhäupiling von Banjo) als
dauernder Besitz übergeben und von ihm sofort be-
setzt, um Ngalmm damit die Möglichkelt etwaiger
späterer Rückkehr in seinen festen Platz zu nehmen.
Ngalims sichere Stellung ist mit seiner Feste,
von der aus er bisher seine Räubereien ungestraft
hatte vollführen können, gebrochen. Eine ähnlich
starke Feste, welche, bei moderner Kriegführung von
einem Europäer verteidigt, außer durch Hunger für
uneinnehmbar gelten müßte, besitzt er nicht mehr,
und dürfte der Aufenthalt in seinem eigenen Land
ihm vielleicht schon jetzt unmöglich erscheinen.
Die Kompagnie wird in der nächsten Zeit vom
umliegenden Land Ngalims Besitz ergreifen und auf
den Flüchtling fahnden. Ob letzteres von Erfolg
begleitet seln wird, erscheint zweifelhaft, da Ngalim
kemeswegs mit den Fullahstaaten Tibati und
Tenger so verfeindet ist, wie diese die Regierung
bisher glauben machten, und es daher fast mit Sicher-
heit anzunehmen sein wird, daß er dort Unter-
schlupf findet.
—
Wissenschaftliche Sammlung.
Leutnant Arnold Schultze vom Feldartlllerie-
Regiment General-Feldzeugmeister (1. Brandenbur-
gischen) Nr. 3, kommandiert zur Dienstleistung beim
Ersenbahn-Regiment Nr. 1, hat dem Zoologischen
Museum in Berlin 22 Vogelbälge und 10 Schmetter-
linge, welche von ihm im Tschadsee Geblet gesammelt
worden sind, als Geschenk überwiesen. Die Vogel-
sammlung ist deshalb ganz besonders wertvoll, weil
sie aus einem Gebiet stammt, in dem bisher erst
wenig gesammelt worden ist. Die Sammlung läßt
das faunksche Gepräge des Gebiets klar erkennen
und zeigt, daß im Westen des Tschadsees eine
Ülbergangszone zwischen der west= und ostafrikanischen
Fauna besteht, wo westliche und östliche Formen sich
mischen, wenngleich die rein westlichen noch vorwiegen.
Die Schmetterlinge bilden eine wertvolle Be-
reicherung der entomologischen Abteilung des
Museums.