Dosen für die subkutane Injektion betrugen 1,0 bis
9,0 cem des Peritonealexsudates eines Hundes,
welches stets massenhafte Trypanosomen enthielt.
Es wurden bei 4 Rindern je elne, bei den übrigen
zwei bis drei Injektionen in Abständen von je
14 Tagen vorgenommen. Die Injektionen wurden
gut vertragen. Ein bestimmter Einfluß der Menge
des Impfmaterlals und der Abstände der Ein-
spritzungen hat sich nicht herausgestellt. Zur In-
fektion genügt es, wenn überhaupt lebende Trypa-
nosomen in den Körper des Rindes eingebracht
werden. Dies bedeutet eine wesentliche Verein-
fachung des Verfahrens, da eine exakte Dosierung
entbehrlich wird. Über Details verweise ich auf
meinen dritten Bericht (Zentralblatt für Bakterio-
logie 1902).
Diese so vorbehandelten Rinder bildeten das
Ausgangsmaterial für weitere Versuche.
19 Tiere waren in Sokode geblieben. Von
diesen waren innerhalb 11 Monaten 2 eingegangen.
Wenn wir diese Verluste, obwohl die Todesursache
nicht konstatiert wurde, auf Rechnung der Impfung
setzen, so gibt das eine Verlustziffer von etwa
10 v. H. Die übrigen Tiere hatten keinerlet Krank-
heitserscheinungen gezeigt und waren in gutem Futter-
zustand. Daraus geht hervor, daß die Impfung an
sich fast gänzlich ungefährlich ist, wenn die Rinder
an ihrem Stammort verbleiben. Um zu prüfen, ob
bei diesen 11 Monate in Sokode gebliebenen Rudern
die Infektion ausgeheilt sei oder nicht, wurde ihnen
Blut entnommen und auf Hunde intraperitoneal
übertragen: von 8 so untersuchten Rindern beher-
bergten noch 4 die Parasiten im Blut, 4 waren frei.
Der Parasit vermag sich also über ein Johr im
Körper des Rindes zu erhalten ohne zu Krankheits-
erscheimungen Anlaß zu geben.
Neun von den zwei= bzw. dreimal injizierten Rindern
wurden schon 14 Tage nach der letzten Einspritzung
nach Atakpame gebracht, zusammen mit 6 Kontroll-
tieren. Dieser Tronsport und der Aufenthalt in
Atakpame waren bisher Rindern ausnahmslos ver-
derblich gewesen: gerade die Erfahrungen in Atak-
pame hatten die Notwendigkeit einer Bekämpfung der
Viehseuche in ein helles Licht gerückt. Nun blieben
von den zwei= bis dreimal vorbehandelten Rindern
4 (etwa 45 v. H.) am Leben, von den 6 Kontroll=
tieren starben 5; die Todesursache konnte auch hier
nachträglich nicht mehr festgestellt werden, da die
Blutpräparate unbrauchbar geworden waren. Dileser
Versuch beweist, daß auch bei sofortigem Übergang
in Tsetsegebiet die Impfung wenigstens einen teil-
weisen Schutz verleihen kann.
Drei Kälber, von den vorbehandelten Tieren
in Atakpame geworfen, gingen sämtlich zugrunde.
Die latente Erkrankung bzw. Immunität der Mutter
verleiht also den Nachkommen keinen Schutz. Von
4 Tieren, welche nur einmal injtziert waren und
gleichfalls sofort nach Atakpame abgeschickt worden
waren, blieb nur eines dort am Leben. Diese Be-
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obachtung leitete mich dazu, die Injektion in Abständen
zu wiederholen.
Nach meinem Wiedereintreffen in Sokode im
Juni 1903 ließ ich die seinerzelt nach Atakpame
verschickten Tiere nach Sokode zurückholen. Das Re-
sultat der Blutuntersuchungen war, daß von 5 vor-
behandelten Tieren (1 Tier einmal, 4 Tiere dreimal
injiziert) 4, außerdem das überlebende Kontrolltier,
Parasiten beherbergten, ein Befund, der gut zu dem
oben erwähnten paßt.
Gleichzeitig mit dem nach Atakpame bestimmten
Transport gingen 8 Ochsen nach Misahöhe ab um
in dem Betriebe der Baumwollversuchsstation als
Zugvieh Verwendung zu finden. Während nun in
Atakpame fast die Hälfte der Tiere am Leben blieb,
gingen die Rinder in Misahöhe-Towe sämtlich zu-
grunde. An dieser auffallenden Differenz gebe ich,
in Überelnstimmung mit anderen Kemnnern der Ver-
hältnisse, der ungewohnten Arbeit des Ziehens, viel-
mehr aber noch dem schlechten Trinkwasser an der
Straße Lome—Pallme schuld. Wiederholt habe ich
in meinen Berichten ausgesprochen, daß der Wert
der Schutzimpfung vollkommen illusorisch wird, wenn
die Zugtiere infolge schlechten Trinkwassers an akuten
Darmerkrankungen zugrunde gehen.
Nach meiner Rückkehr aus Kamerun (April 1904)
nahm ich meine Arbeit wieder auf, diesmal auf der
Plantage Kpeme, deren Angestellten ich gerne an
dieser Stelle meinen Dank für ihre Unterstützung
ausspreche. Der schmale Küstenstreifen zwischen
Lagune und Meer, auf welchem Kpeme liegt, bietet
den Vorteil, daß die Tsetsefliege dort nur ganz aus-
nahmsweise vorkommt, also Ubertragungen so gut
wie nicht möglich sind.
In Kpeme waren im Dezember 1903 aus
Sokode eingetroffen: 18 Rinder, gegen Tsetse vor-
behandelt; 2 nicht vorbehandelte Rinder und 8 nicht
vorbehandelte Kälber. Zwei Kälber waren schon
unterwegs eingegangen. Von den 18 Rindern starben
in Kpeme 3, bel 2 wurden Naganaparasiten im
Blute nachgewiesen; diese beiden Tiere hatten bis
dahin immer in Sokode gestanden; das dritte ging
an akuter Aufblähung zugrunde. Von den nicht
vorbehandelten Rindern ging eines in Kpeme ein,
außerdem noch 2 Kälber. 2 weitere, vorbehandelte
Rinder erwiesen sich als tsetsekrank, haben sich aber
wieder erholt. Eine Serie von Untersuchungen, um
zu ermitteln, wie viele Tiere noch die Parasiten in
so geringer Zahl im Blute beherbergten, daß sie
mikroskopisch nicht mehr aufzufinden waren, mu
aus diesem Berichte weggelassen werden, weil die
damals auf Ratten übertragenen Blutmengen sich
als zu gering erwiesen. Späterhin habe ich dann
jedesmal 5 bis 9 cem injiziert.
Wie verhalten sich die vorbehandelten Rinder
der künstlichen Insfektion mit voll virulentem
Materlal gegenüber? Von einer durch den Stich
der Fliege infizierten Kuh wurde Blut auf 8 vor-
behandelte Rinder und 2 nicht vorbehandelte Kälber