Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Dosen für die subkutane Injektion betrugen 1,0 bis 
9,0 cem des Peritonealexsudates eines Hundes, 
welches stets massenhafte Trypanosomen enthielt. 
Es wurden bei 4 Rindern je elne, bei den übrigen 
zwei bis drei Injektionen in Abständen von je 
14 Tagen vorgenommen. Die Injektionen wurden 
gut vertragen. Ein bestimmter Einfluß der Menge 
des Impfmaterlals und der Abstände der Ein- 
spritzungen hat sich nicht herausgestellt. Zur In- 
fektion genügt es, wenn überhaupt lebende Trypa- 
nosomen in den Körper des Rindes eingebracht 
werden. Dies bedeutet eine wesentliche Verein- 
fachung des Verfahrens, da eine exakte Dosierung 
entbehrlich wird. Über Details verweise ich auf 
meinen dritten Bericht (Zentralblatt für Bakterio- 
logie 1902). 
Diese so vorbehandelten Rinder bildeten das 
Ausgangsmaterial für weitere Versuche. 
19 Tiere waren in Sokode geblieben. Von 
diesen waren innerhalb 11 Monaten 2 eingegangen. 
Wenn wir diese Verluste, obwohl die Todesursache 
nicht konstatiert wurde, auf Rechnung der Impfung 
setzen, so gibt das eine Verlustziffer von etwa 
10 v. H. Die übrigen Tiere hatten keinerlet Krank- 
heitserscheinungen gezeigt und waren in gutem Futter- 
zustand. Daraus geht hervor, daß die Impfung an 
sich fast gänzlich ungefährlich ist, wenn die Rinder 
an ihrem Stammort verbleiben. Um zu prüfen, ob 
bei diesen 11 Monate in Sokode gebliebenen Rudern 
die Infektion ausgeheilt sei oder nicht, wurde ihnen 
Blut entnommen und auf Hunde intraperitoneal 
übertragen: von 8 so untersuchten Rindern beher- 
bergten noch 4 die Parasiten im Blut, 4 waren frei. 
Der Parasit vermag sich also über ein Johr im 
Körper des Rindes zu erhalten ohne zu Krankheits- 
erscheimungen Anlaß zu geben. 
Neun von den zwei= bzw. dreimal injizierten Rindern 
wurden schon 14 Tage nach der letzten Einspritzung 
nach Atakpame gebracht, zusammen mit 6 Kontroll- 
tieren. Dieser Tronsport und der Aufenthalt in 
Atakpame waren bisher Rindern ausnahmslos ver- 
derblich gewesen: gerade die Erfahrungen in Atak- 
pame hatten die Notwendigkeit einer Bekämpfung der 
Viehseuche in ein helles Licht gerückt. Nun blieben 
von den zwei= bis dreimal vorbehandelten Rindern 
4 (etwa 45 v. H.) am Leben, von den 6 Kontroll= 
tieren starben 5; die Todesursache konnte auch hier 
nachträglich nicht mehr festgestellt werden, da die 
Blutpräparate unbrauchbar geworden waren. Dileser 
Versuch beweist, daß auch bei sofortigem Übergang 
in Tsetsegebiet die Impfung wenigstens einen teil- 
weisen Schutz verleihen kann. 
Drei Kälber, von den vorbehandelten Tieren 
in Atakpame geworfen, gingen sämtlich zugrunde. 
Die latente Erkrankung bzw. Immunität der Mutter 
verleiht also den Nachkommen keinen Schutz. Von 
4 Tieren, welche nur einmal injtziert waren und 
gleichfalls sofort nach Atakpame abgeschickt worden 
waren, blieb nur eines dort am Leben. Diese Be- 
  
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obachtung leitete mich dazu, die Injektion in Abständen 
zu wiederholen. 
Nach meinem Wiedereintreffen in Sokode im 
Juni 1903 ließ ich die seinerzelt nach Atakpame 
verschickten Tiere nach Sokode zurückholen. Das Re- 
sultat der Blutuntersuchungen war, daß von 5 vor- 
behandelten Tieren (1 Tier einmal, 4 Tiere dreimal 
injiziert) 4, außerdem das überlebende Kontrolltier, 
Parasiten beherbergten, ein Befund, der gut zu dem 
oben erwähnten paßt. 
Gleichzeitig mit dem nach Atakpame bestimmten 
Transport gingen 8 Ochsen nach Misahöhe ab um 
in dem Betriebe der Baumwollversuchsstation als 
Zugvieh Verwendung zu finden. Während nun in 
Atakpame fast die Hälfte der Tiere am Leben blieb, 
gingen die Rinder in Misahöhe-Towe sämtlich zu- 
grunde. An dieser auffallenden Differenz gebe ich, 
in Überelnstimmung mit anderen Kemnnern der Ver- 
hältnisse, der ungewohnten Arbeit des Ziehens, viel- 
mehr aber noch dem schlechten Trinkwasser an der 
Straße Lome—Pallme schuld. Wiederholt habe ich 
in meinen Berichten ausgesprochen, daß der Wert 
der Schutzimpfung vollkommen illusorisch wird, wenn 
die Zugtiere infolge schlechten Trinkwassers an akuten 
Darmerkrankungen zugrunde gehen. 
Nach meiner Rückkehr aus Kamerun (April 1904) 
nahm ich meine Arbeit wieder auf, diesmal auf der 
Plantage Kpeme, deren Angestellten ich gerne an 
dieser Stelle meinen Dank für ihre Unterstützung 
ausspreche. Der schmale Küstenstreifen zwischen 
Lagune und Meer, auf welchem Kpeme liegt, bietet 
den Vorteil, daß die Tsetsefliege dort nur ganz aus- 
nahmsweise vorkommt, also Ubertragungen so gut 
wie nicht möglich sind. 
In Kpeme waren im Dezember 1903 aus 
Sokode eingetroffen: 18 Rinder, gegen Tsetse vor- 
behandelt; 2 nicht vorbehandelte Rinder und 8 nicht 
vorbehandelte Kälber. Zwei Kälber waren schon 
unterwegs eingegangen. Von den 18 Rindern starben 
in Kpeme 3, bel 2 wurden Naganaparasiten im 
Blute nachgewiesen; diese beiden Tiere hatten bis 
dahin immer in Sokode gestanden; das dritte ging 
an akuter Aufblähung zugrunde. Von den nicht 
vorbehandelten Rindern ging eines in Kpeme ein, 
außerdem noch 2 Kälber. 2 weitere, vorbehandelte 
Rinder erwiesen sich als tsetsekrank, haben sich aber 
wieder erholt. Eine Serie von Untersuchungen, um 
zu ermitteln, wie viele Tiere noch die Parasiten in 
so geringer Zahl im Blute beherbergten, daß sie 
mikroskopisch nicht mehr aufzufinden waren, mu 
aus diesem Berichte weggelassen werden, weil die 
damals auf Ratten übertragenen Blutmengen sich 
als zu gering erwiesen. Späterhin habe ich dann 
jedesmal 5 bis 9 cem injiziert. 
Wie verhalten sich die vorbehandelten Rinder 
der künstlichen Insfektion mit voll virulentem 
Materlal gegenüber? Von einer durch den Stich 
der Fliege infizierten Kuh wurde Blut auf 8 vor- 
behandelte Rinder und 2 nicht vorbehandelte Kälber
	        
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