Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

ausflug auf Büffel und große Antilopen wegen der 
Ungunst der Jahreszeit ergebnislos. 
Ich hatte in Berlin eme Reihe von Versuchen 
angestellt, um die Trypanosomen durch Passagen 
durch Gänse auch für die Immunisierung von Pferden 
geelgnet zu machen. Eine Reihe widriger Umstände 
verhinderte immer wieder die begonnenen Arbeiten. 
Auch die Versuche, latent kranke Pferde zur Immuni- 
sierung heranzuziehen, hatten nicht den gewünschten 
Erfolg. 
Ich habe im Oktober 1904 in den Bezirken 
Sokode, Basarl und Atakpame über 100 junge Bullen 
und Ochsen zum ersten Male mit abgeschwächtem 
Matertal (13. bls 15. Hundepassage) gelmpft. Die 
zweite Impfung soll Mitte April 1905 ausgeführt 
werden. Ich habe die Europäer in Sokode in der 
Anwendung der Methode instrulert und bin sicher, 
daß diese einfache Manipulation leicht und zuver- 
lässig ausgeführt werden wird, zumal da mein 
Kollege Dr. Kersting die Impfungen überwachen 
wird. Anfang Juni stehen dann die zum zweiten 
Male geimoften Tiere zur Benutzung, bzw. zum Ver- 
kauf an Interessenten berelt. Ich erhoffe hiervon 
eine entschiedene Verbesserung der Transportverhält- 
nisse in Togo. Auf eine Anzahl von Verlusten bin 
ich von vornherein gefaßt, denn es bedarf der 
peinlichsten Aufsicht, einer eingehenden Kenntais der 
richtigen Behandlung von Zugvieh, und nicht zuletzt 
einer strengen Kontrolle der Viehwärter und Wagen- 
führer, um die Rinder an die ungewohnte Arbeit zu 
gewöhnen und sie gesund zu erhalten. Daß das 
gelingen kann, beweisen die prächtigen Ochsengespanne 
der Plantage Kpeme und die Zugtiere der Baum- 
wollpflanzung in Nuatschä. An der Verbesserung 
der Straßen wird ständig gearbeitet und auch die 
Trinkwasserfrage, diese „conditio sine qua non“ 
für den Verkehr mit Zugtieren, soll jetzt eine end- 
gültige Lösung erfahren. So hoffe ich, daß für 
Togo ein großer Tell der bisherigen Hindernisse 
einer rascheren Erschließung des Hinterlandes bei- 
seite geräumt ist. 
Für Togo wohl, wie aber für Kamerun und 
Ostafrika? In beiden Kolonien arbeiten tüchtige 
Forscher an der gleichen Aufgabe. Sie werden zu 
entscheiden haben, ob der für Togo gangbare Weg 
nicht etwa unter den ihnen vorliegenden Umständen 
auf neue Schwierigkelten stößt und durch welche 
Modifikatlonen dlese zu umgehen sind. In Kamerun 
konnte ich mich selbst davon überzeugen, daß eine 
schwer zu behandelnde Bevölkerung und der breite 
Urwaldgürtel, in welchem Viehtransporte keine ge- 
nügende Nahrung vorfinden, endlich die großen Ent- 
fernungen noch bedeutende Hindernisse für eine 
Verwertung des Viehreichtums des Hinterlandes 
darstellen. 
Schon die Betrachtung der wenigen Versuche, 
die ich oben ausführlicher besprach, macht es klar, 
daß das Studium der Experimente bei weitem noch 
nicht zu Ende ist. Vor allem besitzen wir noch keine 
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Methode zur Immunisierung von Pferden, wenn auch 
die bisherigen Beobachtungen ein wichtiges und aus- 
sichtsreiches Materlal für weuere Versuche an die 
Hand geben. Ich kann daher nicht dringend genug 
vor der Anschauung warnen, als sei jetzt alles gut 
und erledigt. Meln Vorschlag geht im Gegenteil 
gerade jetzt dahin, einerseits in einem Laboratorium 
in Deutschland einen Arzt ständig mit Versuchen 
über Nagana zu beschäftigen. Denn es liegt in der 
Natur des Gegenstandes, daß gewisse Arbeiten be- 
quemer und sicherer in einem Lande vorgenommen 
werden können, in welchem die Krankheit nicht vor- 
kommt. Parallel und in flndiger Verbindung 
hiermit muß anderseits aber auch die praktische An- 
wendung und Prüfung der im Laboratorium ge- 
wonnenen Resultate in einer oder mehreren unserer 
tropischen afrikanischen Kolonien gehen. Ich weiß 
aus Erfahrung, daß es nicht genügt, einen praktisch 
tätigen Arzt „im Nebenamt“ mit solchen Versuchen 
zu betrauen. Solche Halbheiten führen auch nur 
zu halben Ergebnissen. In dem Stadium, in welchem 
die Untersuchungen über Tsetsekrankheiten zur Zeit 
stehen, machen sich die darauf verwendeten Mittel 
sicher und reichlich bezahlt. 
Druksch-Südwestafrika. 
Der Witbol-Aufstand. 
Über den Beginn des Witbol-Aufstandes berichtet 
Feldwebel Beck, der in der ersten Zeit das Orts- 
kommando in Glbeon hatte, wie folgt: 
Am Montag, den 3. Oktober 1904, vormittags, 
war der Bezirksamtmann v. Burgsdorff außerhalb 
des Piatzes Gibeon gewesen und gegen 1 Uhr nach- 
mittags zurückgekehrt. Ungefähr um 5 Uhr nachmittags 
kam derselbe von seinem Hause zur Station, und da 
ich annahm, daß Herr v. Burgsdorff zum Dienst käme, 
ging ich mit einem Schreiben zu ihm und wollte um 
eine Unterschrift bitten; v. Burgsdorff sagte darauf, 
er hätte dazu augenblicklich keine Zeit, da er sofort 
nach Rietmond reiten müßte. Sodann beauftragte er 
mich, umgehend vier Pferde zu besorgen, und zwar 
für sich selbst, den Eingeborenen-Polizisten Piet Hen- 
drik und die Unterkapltäne Samuel Jzaak und Petrus 
Jood. Ich ging darauf zum Platz herunter und 
requlrierte von Ansiedlern drei Pferde, während ein 
viertes aus dem Truppenbestande entnommen wurde. 
Auf dem Rückwege zur Station traf ich den Herrn 
Bezirksamtmann wiederum und meldete ihm die Pferde 
zur Stelle. Nach einigen Anordnungen über das so- 
fortige Satteln der Pferde usw. sagte er zu mir: 
„Beck, kommen Sie mal hier in den Pferdekraal“, 
worauf wir dort in eine Ecke gingen und er mir 
folgende Mitteilung machte: „Heute nachmittag un- 
gefähr um 3½ Uhr waren Samuel Jzaak und Petrus 
Jood bei mir und zeigten mir einen Brief ihres
	        
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