Zuchtvleh geäußert. An der Debatte beteiligten sich
die Herren Hindorf und Dr. Scharlach.
Der Etat der Palau, Karolinen und Marianen
gibt zu einer Debatte keinen Anlaß, desgleichen der
Etat von Samoa.
Am Freitag verhandelte der Kolonialrat in der
Vormittagssitzung über den Etat für Deutsch-Ost-
afrika. In der Generaldiskussion regte Herr Dr.
Max Schöller die Schaffung einer dritten richter-
lichen Instanz in der Heimat an. Reglerungsseitig
wird erwidert, daß, wenigstens zur Entscheidung über
Rechtsfragen, die Schaffung einer höchsten Instanz
hier in Deutschland als wünschenswert zu bezeichnen
sel und daß Verhandlungen darüber schwebten. Bel
Strafsachen, bei denen es sich in erster Linie um
Aussagen eingeborener Zeugen handelt, werde sich
dagegen eine höchste Instanz in Deutschland kaum
empfehlen.
Missionsdirektor Buchner macht auf das Zurück-
gehen des Handels in den fruchtbaren Landschaften
am Njassa-See und auf die Gefahren der Aus-
breitung des Islam in Ostafrika aufmerksam und
betont, wie notwendig es demgegenüber sei, den
Eisen bahnbau im Schutzgebiet, insbesondere den Bau
der Linie Kilwa—Wledhafen zu fördern. Was
weiter zu tun sel, ergebe sich aus dem Umstande,
daß der Islam in dem Kisuahelt eine Hauptstütze
fände. Es sei anzustreben, an Stelle des Kisuaheli
die deutsche Sprache zur lingua franca zu machen.
Es würden zu diesem Behufe deutsche Regierungs-
schulen zu verwenden sein. -
Während der Debatte erteilte der Experte des
Kolonialwirtschaftlichen Komitees, Herr Fuchs, Aus-
kunft über seine Erfahrungen und Beobachtungen bei
Bereisung der Straße einer künftigen Bahnlinie im
Süden des Schutzgebietes. Von allen Seiten wird
die Notwendigkeit des Bahnbaus betont, es wird
aber von einer entsprechenden Beschlußfassung ab-
gesehen. Dagegen wird ein Antrag dahingehend an-
genommen: „Es möge die Regierung durch Ein-
richtung entsprechender Schulen die Einführung der
deutschen Sprache mehr als bisher in den Vorder-
drund fitellen und darauf hinwirken, daß allmählich
das Deutsche als Umgangssprache an Stelle des
Kisuahell treten kann.“
Den Schluß der Generaldiskussion bildet eine
Besprechung der Frage, ob sich eine Besiedlung
Ostafrikas empfehle. Geh. Regierungsrat Simon
macht auf die damit verbundenen Gefahren auf-
merksam. Der Vorsitzende erwidert, daß die Ver-
waltung sich der Verantwortung in der Sache wohl
bewußt sei, und daß sie nur mit der äußersten Vor-
sicht vorgehen werde. Vorläufig handle es sich um
einen Versuch in kleinem Umfange, der von dem
Grafen Götzen vorgeschlagen werde. Der Versuch
werde von der Regierung durch vorbereitende Arbeiten,
wie Wegebau, unterstützt werden. Die Mittel der
eigentlichen Besiedlung würden von anderer Seite
zur Verfügung gestellt.
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In der Nachmittagssitzung folgte die Spezial=
diskussion über den Etat von Deutsch-Ostafrika.
Die Gegenstände der Debatte bilden die Bedeutung
der Forstwirtschaft, auf die Professor Hans Meyer
besonders hinweist, die Bekämpfung der Surrakrank-
heit, über welche auf eine Anfrage des Herrn Stau-
dinger der Oberstabsarzt Dr. Steudel nähere Aus-
kunft erteilt, die Wasserleitung in Daressalam und
die Frage des Ausbaues der Verkehrsmittel in dem
Schutzgebiet. Die Herren Supf und Spinnerei=
derektor Stark verbreiteten sich über die Wichtigkeit
der Baumwollkultur auch in Ostafrika.
Als letzter Punkt steht auf der Tagesordnung
die Beratung des Entwurfs einer Kaiserlichen Berg-
verordnung für Deutsch -Südwestafrika. An der
längeren Generaldebatte beteiligten sich die Herren
Geh. Bergrat Schmelßer, Dr. Scharlach, S. H. Herzog
Johann Albrecht, Berner, Vietor und Staudinger.
Herr Dr. Scharlach beantragt die Beratung noch
auszusetzen, da es an der Zeit für eine gründliche
Erwägung der schwierigen Fragen der Beteiligung
der Grundeigentümer an dem Gewinn und der Be-
ziehungen zwischen Gesetz und Gesellschaften fehle,
während von den übrigen Rednern und regierungs-
selitig für die Erledigung der Angelegenheit ein-
getreten wird. In der solgenden Spezialdiskussion
werden die einzelnen Paragraphen mit geringen
Anderungen gutgeheißen.
Zu Mitgliedern des ständigen Ausschusses des
Kolonialrats wurden folgende drei Herren gewählt:
Exz. v. Holleben, Oberverwaltungsgerichtsrat Berner
und Staudinger. Zu Mitgliedern der Kommission
für die landeskundliche Erforschung der Schutzgebiete
wurden gewählt die Herren Schweinfurth, Schmeißer,
Staudinger, Hans Meyer und Vohsen.
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Personal · Nachrichten.
Nach telegraphischer Nachricht aus Liezen in
Steiermark hat dort am 15. d. M. der Kaiser-
liche Gouverneur z. D., Major Dr. v. Wissmann
durch einen Unfall auf der Jagd den Tod ge-
funden. «
Hermann v. Wissmann war am 4. September
1868 in Frankfurt a. O. geboren. Er erhielt selne
Erziehung im Kadettenkorps und wurde 1874 zum
Leutnant in dem Meccklenburgischen Infanterie-
Regiment Nr. 90 befördert. Im Januar 1881
trat er zusammen mit Dr. Pogge von Loanda aus
seine erste Forschungsreise in Afrika an, die sich bis
Januar 1883 ausdehnte und auf der er Afrika
von West nach Ost durchquerte. ·
Am 17. Dezember 1888 traf Wissmann wiederum,
diesesmal als Leiter einer vom König von Belgien
ausgerüsteten Expedition, in Afrika ein und trat
von Malange aus am 16. Juli 1884 den Marsch
in das Innere an. Im Juli 1885 erreichte die