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der Linie werden die Schiffe in Zeitabständen von je vier (statt bisher sechs) Wochen abgelassen. Die
Bestimmung der Fahrzeiten ist so erfolgt, daß sich jetzt etwa alle vierzehn Tage Postgelegenheit nach
dem Schutzgebiet findet. Der Lloyd geht weiter damit um, Binnenfahrten im Schutzgebiet einzu-
richten, um die einzelnen Plätze mit dem Zentralpunkt Simpsonhafen in Verbindung zu setzen.
Um den ständig wachsenden Ausgaben des Schutzgebiets gegenüber eine Steigerung der Ein-
nahmen herbeizuführen, ist mit Wirkung vom l. Oktober 1904 ein neuer Jolltarif in Kraft gesetzt
worden. Mit Rücksicht auf die primitiven Verhältnisse des Schutzgebiets ist von einem detaillierten
Zollsystem, dessen Durchführung eine besondere Jollverwaltung erfordert haben würde, Abstand
genommen. Die Neuerung besteht im wesentlichen in der Auflage eines Jolles von drei Mark per
Kilogramm auf Tabak. Da hiervon der sogenannte Tradetabak betroffen wird, welcher bei der Aus-
lohuung der farbigen Arbeiter und bei dem Handelsverkehr mit den Eingeborenen eine große Rolle
spielt, wird erreicht, daß die Eingeborenen an Aufbringung der öffentlichen Abgaben Anteil
nehmen müssen.
Karolinen, Palau und Marianen.
Im Januar d. J. wurde die Besetzung der Regierungsstation auf den Palau mit einem weißen
Beamten durchgeführt. Am 28. April d. J. konnte der Bezirksamtmann in Jap telegraphisch melden,
daß die Station des deutsch niederländischen Kabels eröffnet sei. Dies Kabel schließt in Menado
(Celebes) an die Linien in Niederländisch= Indien an und geht nach Japfj von hier aus erreicht es in
zwei Abzweigungen die amerikanische Insel Guam (mit San Francisco verbunden) und Schanghai.
Dem geschäftsführenden Vizegouverneur der Ost-Karolinen ist es Anfang Dezember 1904 ge.
lungen, die Eingeborenen der Truck-Gruppe ohne Anwendung von Gewalt zur Herausgabe ihrer Feuer-
wafsen nebst Munition zu vermögen. Durch diesen Akt sind der friedlichen Entwicklung des Truck-Atolls,
der mit seinen 13.000 Einwohnern den wertvollsten Teil der Karollnen ausmacht, die Wege geebnet.
Bedauerlicherweise ist ein Teil der Karolinen von einem schweren Unglück heimgesucht worden.
Am 20. April d. J. hat ein Taifun auf den Inseln Ponape, Mokil, Pingelap und Kuseie arge Ver-
heerungen angerichtet. Bis jetzt liegen nähere telegraphische Nachrichten nur über die schweren Schäden
vor, die in Ponape entstanden sind: sämtliche Häuser sind zerstört, die Bäume zumeist vernichtet.
Mehrere Eingeborene sind ums Leben gekommen, viele von ihnen verletzt. Der Motorschuner -Diana:
der Jaluitgesellschaft ist im Hafen von Ponape gestrandet. Von demselben Schicksal ist das Motor-
schiff -Vonape= ereilt, das für Fahrten der Beamten in den Karolinen im vergangenen Winter in
San Francisco erbaut worden ist und erst kurz vor dem Unfall in Ponape eingetroffen sein kann.
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Samoa.
Die vor kurzem in Samoa in Umlauf gesetzten Gerüchte, daß die Sicherheit der Weißen ernst-
lich bedroht sei, haben sich als durchaus unbegründet herausgestellt. Anlaß zu denselben gab die Ende
Januar d. J. von mehreren samoanischen Häuptlingen bewirkte Befreiung zweier samoanischer Häupt-
linge die wegen widersetzlichen und beleidigenden Verhaltens gegen den Gouverneur verhaftet waren, aus
dem Eingebornengefängnis der Regierung. Die Tat war mit Wissen und Willen der sogenannten
Eingebornenregierung ausgeführt, einer ständigen Versammlung von Häuptlingen mit dem höchsten
Häuptling Mataafa an der Spitze, die von dem Gouverneur nach seinem Ermessen bei Behandlung
von Eingebornenangelegenheiten zur Beratung herangezogen wird. Der Stellvertreter des auf Urlaub
in Neuseeland abwesenden Gouverneurs ging energisch gegen die Unbotmäßigkeit vor. Die Eingebornen-
regierung lenkte sofort ein und bewirkte, daß die befreiten Häuptlinge ohne Verzug ins Gefängnis
zurückgeliefert wurden.