Jedermann, der — selbst oder durch dritte —
im Kongostaat mehr denn zehn Träger, Seeleute,
Dienstboten oder landwirtschaftliche Arbelter anwerben
will, bedarf hierzu eines besonderen Erlaubnisschelns
von seiten des Generalgouverneurs oder eines von
diesem bezeichneten Beamten. Der Erlaubnisschein,
in welchem der Anwerbungsbezirk genau umgrenzt
ist, hat stets nur Gültigkeit bis zum Ende des Jahres
der Lösung. Unter gewissen Umständen kann er
verweigert oder zurückgezogen werden; für die Er-
teilung des Scheines sind, wenn er auf ein ganzes
Jahr lautet, 100 Fr., auf ein halbes Jahr 50 Fr.
zu bezahlen. Zur Ausfuhr von Arbeltern aus dem
Staat ist unter allen Umständen noch eine besondere
Genehmigung des Generalgouverneurs erforderlich.
Jeder Angeworbene erhält ein auf seine Person
ausgestelltes Dienstbuch. Werden Arbeiter für kürzere
Zeit wie drei Monate und in Gruppen von nicht
mehr als zwanzig durch einen Obmann angeworben,
so wird das Dienstbuch generell auf den Namen des
Obmanns ausgestellt. Die Rechte und Pflichten aus
der Anwerbung bestimmen sich nach den bestehenden
Gesetzen des Kongostaats über Dienstmiete zwischen
Eingeborenen und Nichteingeborenen.
Für die Ausstellung eines auf die Person des
Arbeiters lautenden Dienstbuches sind 3 Fr., für ein
generell dem Obmann ausgestelltes 60 Fr. zu be-
zahlen.
Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis
500 Fr. in Verbindung mit Zwangsarbeit bis zu
einem Monat bestraft; Auftraggeber haften in vollem
Umfang für Vergehen ihrer Angestellten, sofern sie
bei der Auswahl derselben die im Verkehr erforder-
liche Sorgfalt nicht beobachtet haben.
Derschiedene MWitteilungen.
Balata- Gewinnung in Surinam.
Am oberen Amazonenstrom wird das massenhafte
Vorkommen eines Baumes behauptet, der einen
guttaperchaähnlichen Saft enthält. Gemeint ist wahr-
scheinlich der im nördlichen Südamerika verbreitete
Sapotaceenbaum, der botanisch Mimusops Balata
heißt, von dem ein auch im Handel als „Balata“
bekanntes Produkt gewonnen wird. In Surinam,
von woher ein großer Tell der in den Handel ge-
langenden Balata ausgeführt wird, ist die Gewin-
nung folgende:
Arbeiter suchen gegen Ende der Regenzeit die
Bäume im Urwalde auf. In jeden erwachsenen
Baum, den sie entdecken, hauen sie um den halben
Stamm herumführende, bis auf das Holz gehende
Kerben, die rechtwinklig aufeinander stoßben. Die
heraustretende Milch fließt von Kerbe zu Kerbe und
wird gegen den Grund des Stammes hin in einer
Kalebasse aufgefangen. Die Tageserträgnisse, pro“
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Baum etwa 3½ Liter, werden in Petroleumtins
und diese wleder in größere Fässer entleert. Ist
genügend Milch angesammelt, so wird sie in flache
Holzkästen gegossen, die etwa 10 cem hoch, 1 m breit
und 8 m lang sind. Setzt man sie in diesen der
direkten Sonne aus, so entsteht auf der Oberfläche
im Laufe eines Tages eine 3 bis 6 mm dicke Haut-
schicht, ein sogenanntes Balatafell, das abgenommen
und mit der nassen Seite nach oben über ein Lianen-
seil zum Trocknen gehängt wird. Dieses Trocknen
darf aber nur im Schatten, am besten unter einem
Blätter= oder Strohdach geschehen. Die durch und
durch trocknen Felle werden zusammengerollt und
stellen die Balata des Handels dar. Ihre Farbe
soll hellbraun sein, schwarzgewordene Felle sind
minderwertig.
olonial-Wirtschaftliches.
Die soeben erschienene Nr. 7 (Juli) des
„Tropenpflanzer", Organ des Kolonial-Wirtschaft-
lichen Komitees, Berlin, Unter den Linden 40, ent-
hält einen sehr bemerkenswerten Artikel von Prof.
Th. Rehbock, Karlsruhe, über Wassernutzung in sub-
tropischen Ländern. Der Aufsatz, welcher der im
April in Rom abgehaltenen Tagung des Institut
Colonial International vorgelegt wurde, beschäftigt
sich mit der Notwendigkeit und dem Nutzen der
Wassererschließung in subtropischen Ländern. Als-
dann geht Verfasser auf die Wasserbeschaffung für
künstliche Bewässerung in trockenen Gegenden ein.
Plantagenleiter Wegerdt, Lindi, bringt Mitteilungen
über den Sisal-Agaven-Bau aus der Praxis, welche
auf die Bedeutung des Sisal-Anbaues für Deutsch-
Ostafrika aufmerksam machen. Prof. Warburg be-
richtet über die Ergebnisse des ersten Zapfversuches
einer Kickriapflanzung in Kamerun. Dieser erste
Zapfversuch erwies, daß schon 5½ jährige Kickxia-
bäume so viel Kautschuk liefern können, daß die
Pflanzung schon in 6 Jahren eine Verzinsung des
Kapitals von 9 bis 12 v. H. ermöglicht. Herr
Dr. Hennings gibt einen Uberblick über die Aus-
stellung der British Cotton Growing Assoclatlon in
London. Bei dieser Ausstellung beteiligte sich auch
das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee durch Hergabe
seiner Sammlungen von Rohbaumwolle aus Togo
und Deutsch-Ostafrila und der daraus gefertigten
Fabrikate.
Die Nummer bringt außerdem Berichte über
Pflanzungsgesellschaften, Mittellungen aus deutschen
lonien und aus fremden Produktionsgebieten.
Unter „Vermischtes“ ist ein Bericht über die
Tagung der Roéunion Internationale d'ugronomie
Coloniale in Paris von Interesse, an der sich das
Kolonial-Wirtschaftliche Komitee durch die Entsen-
dung eines Delegierten beteiligte.