Lasten nach Bagam vorauszusenden, wo die Träger
entlassen wurden. Ich beabsichtigte, dort nächstens
mit dem Stationschef von Bamenda zusammen-
zutreffen, in der Zwischenzeit aber die Genend am
Nun aufzuklären, wobei eine so große Kolonne nur
hinderlich sein konnte. In Höhe von Kopale über-
schritt ich den an dieser Stelle etwa 100 m breiten,
hüfttlefen Fluß und marschierte in kleinen Tagereisen
in der Ebene aufwärts nach Il-Mba. Die Nun-
Erkundung ergab zahlreiche zum Brückenbau geeignete
Flußverengungen, wie auch die Ubergangsstelle in
Höhe von Bagan, wo die Wassertiese nur 2 bis 3 m
betrug, sich späterhin als durchaus brauchbar erwies.
Das ganz allmählich von Bafusam zum Nun ab-
fallende Gelände kann als günstig zur Heranführung
einer Bahnlinle bezeichnet werden, zumal keine Sumpf-
strecken überwunden werden müssen. Das linke
(östliche) Ufer bietet zwischen Kopale und Ndsara
ebenfalls erwünschte Verhälmisse, während zwischen
Ji-Mba und Bangetabe das Uberschwemmungs-
gebiet auf beiden Seiten sumpfigen Untergrund auf-
weist. Die Erkundung des Leutnants Rausch von
Fomopa nach Norden hatte äußerst schwierige Ge-
ländeverhältnisse zwischen diesem Dorfe und Bafu
Fondong ergeben. Mit Emtreffen in letzterem Ort
hotte die Abteilung den ihr zugewiesenen Auftrag
erfüllt und ich befahl daher ihr Ausschelden aus
dem Verband der Exvedition. Bei derselben waren
bald nach Uberschreiten des Nun Gesandte des Sul-
tans von Bamum eingetroffen mit den üblichen
Freundschaftsversicherungen und der Bitie um einen
Besuch. In Bagam traf ich mit Houptmann Glau-
ning am 20. März zusammen und erfuhr hler, daß
Verhandlungen mit Bamsso angebahnt seien, die dem
Stamm bewilligte Frist aber erst in 10 Tagen ab-
liefe. Ich kehrte daher zu der auf dem linken Nun-
User gebliebenen Expedition zurück und schickte, da
die Aufnahmearbeiten den Verbleib eines Teiles
derselben am Fuße des Koka-Gebirges noch erforder-
lich machten, eine Abtellung mit der größeren Zahl
der Lasten nach Bamum voraus. Bei der freund-
lichen Haltung der Bevölkerung machte, trotzdem die
Dorfschaften mit Ausnahme von Jitabo durchweg
nur kleine Nlederlassungen sind, die Verpflegung
keine Schwierlgkeiten. Daß es aber noch lange so
bleiben wird, halte ich bei der übermäßigen In-
anspruchnahme der Straße Bagam—Bamum für
unwahrscheinlich, zumal die jetzt noch reichen Bestände
an Flußpferden und Antilopen bald vernichtet sein
werden, wenn dort so viel Wild weiterhmn geschofsen
wird wie in den letzten Jahren. Dem Ausrotten
desselben muß ein enisprechendes Schongesetz vor-
beugen, die Entlastung der Straße ist durch Er-
öffnung der neuen Verkehrswege zu bewirken, welche
ich an anderer Stelle in Vorschlag gebracht habe.
Die Fortführung der Aufklärung bis Bamum konnte
ich zu meinem Bedauern nicht beenden, da ein am
28. März eintreffender Eilbefehl den Aboruch der
Expedition und ihre Rückkehr zur Küste anordnete.
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Besondere Verhältnisse machten meine alsbaldige
Rückkehr zur Küste erwünscht. Am 30. marschierte
ich von Jitabo ab und benutzte die Zeit, welche das
Zusammenzlehen der Kompagnie und das Anwerben
neuer Träger erforderte, zu einer Besichtigungsreise
nach Bamenda. Oberleutnant Hirtler führte in der
Zwischenzeit die Expedition über Bagam-Fontemdorf
nach Tinto. Dort erreichte ich dieselbe am 14. April
und traf am 26. in Sopo wieder ein.
Das kartographische Ergebnts der Expedition
beruht auf Routenaufnahmen, Peilungen, Höhen-
messungen, Ardelten mit dem Theodaliten, astro-
nomischen Beobachtungen und photographischen Auf-
nahmen. Anschluß an die Aufnahmen der benachbarten
Gegenden ist angestrebt und erreicht worden, so daß
in der Hauptsache die Erschließung des „we#ßen
Fleckes“ beendet ist.
Das Gebtet nordöstlich der Manenguba-Berge
ist keine zusammenhängende Hochfläche, vielmehr
werden die Vorlandschaften dieses Gebirgsstockes von
dem Hochplateau durch eine tiese Einsenkung getrennt.
Letztere, in absoluter Höhenlage von 700 bis
750 m, gehört zum Entwässerungsgebiet des NAka.
Der Nka oder Nkam entspringt mit seinem Haupt-
arm auf dem Plateau und nimmt in Höhe von
Agoko einen von Westen kommenden glelchnamigen
Wasserlauf auf. Durch die Täler des westlichen
Nka und des Ma steht die große Ebene in Ver-
bindung mit den Ebenen von Mama-Singam und
Po Ewasum. Nahe dem letzteren Dorfe liegt die
Wasserscheide von Mungo und Wuri, welche von
Elongena aus nach Norden läuft. ’
Der Abfall des Manenguba-Gebirges zu der
ausgedehnten, flachen Senke ist ein allmählicher, der
Aufstieg zum Plateau dagegen ein steller.
Ebensowenig wie die geographischen Verhältnisse
des aufgeklärten Gebietes ein einheitliches Gepräge
zeigen, bildet dessen Bevölkerung ein polittsch in sich
geschlossenes Staatswesen. Vilelmehr besteht eine
Menge unabhänglger, durch gleiche Interessen keines-
wegs verbundener Stämme. Wie völlig ein Zu-
sammenwirken selbst da fehlt, wo es sich um eine
der emschneidendsten Fragen, Fernhaltung eines ge-
meinsamen Feindes, handelt, beweisen die stammes-
weisen, häufig sogar nur von einzelnen Dorfschaften
ausgeführten Angriffe auf die Expedition. Immer
sind diese ohne Unterstützung der angrenzenden
Nachbarlandschaften gedlieben, auch wenn deren Be-
wohner europäerseindlich gesinnt waren, so in
Muaneka, Mboche und Elong. Auch die Mbos
und Bamelekes haben sich nicht zu einem Wider-
stand von mehr als lokaler Bedeutung aufgerafft.
In verwaltungstechnischer Beziehung ist eine
solche Zersplitterung fraglos kein Vorteil, anderseits
aber schließt dieselbe die Gefahr einer einheitlich
organisierten Auflehnung gegen die weitere Be-
friedung und Heranziehung zu Kulturarbeiten aus.
Die Zugehörigkeit der Eingeborenen in der Ngoko-
Ebene zu den Mbos des Fontemdorf-Bezirks ist