Weile bei den Nachbarsultanen gewesen, habe aber
dem Gebot der Herrin gefolgt und sich nicht wieder
verehelicht. Jetzt diene sie nur der Herrin, die auch
immer da wäre, wo sie wellte. Sie sei der Mund
der Sultanin, und durch sie erführe das Volk, was
Thawingt wolle und wenn sie, wie z. B. jetzt, fort-
ginge.
Das alles erzählt sie ruhig mit gutklingendem,
etwas müdem schleppenden Organ. Dann fährt sie
sort, auch für mich hätte ihr Nyawingi noch, ehe sie
entschwebte — das betont sie immer wieder aus-
drücklich — etwas aufgetragen. Die Rinder, die ich
gefordert hätte, solle ich haben, sie bäte aber, daß
eine Reihe von Nachbarsultanen, die sie mir be-
zelchnet, von mir bestraft würden, weil sie ihren
Geboten nicht folgen wollten. Ich verspreche ihr zu
helfen, aber nur dann, wenn sie mir zusagte, daß sie
meinen Befehlen nachkommen und auch Bukoba be-
suchen würde. Das Versprechen habe ich, aber es
hat ein Jahr gedauert, bis sie nach Buloba kam.
Dann suchte sie im Gras nach ihren Sachen und
äußert, Nyawingi würde zürnen; ich beruhige sie,
indem ich ihr zwel Tücher und ein Trinkglas sowie einen
kleinen Spiegel schenke, womit sie sich zufrleden gibt.
Sehr drollig ist es, wie sie sich nun in dem Spiegel
betrachtet und immer hinter dem Spiegel nach einem
Gesicht sucht.
Am Abend kommt sie, gänzlich verhüllt, begleitet
von der allen Hexe und den Jungen unter Trommel-
schall und umgeben von einer großen Anzahl Speer-
träger, an mein Zelt. Nach kurzer Unterredung kehrt
sie ins Dorf zurück; am nächsten Morgen wird mir
sofort beim Aufstehen die Nachricht gebracht, Nya-
wingi sei zurückgekehrt und bäte mich, ihr Lebewohl
zu sagen. Sie sei meine Freundin und wünsche mir
alles Glück. Zu gleicher Zeit werden die geforderten
Tributrinder herbeigeführt. So gehe ich denn vor
dem Abmarsch noch einmal in die Hütte, es ist alles
wieder hergerichtet wie am Tag zuvor, und aus
dem Verschlag tönt die hohe krekschende Stimme, die
mir zuruft, ich möge nicht vergessen, ihr Freund zu
blelben, was ich erwidere, sie solle stets meinen Be-
sehlen folgen, dann sel das selbstverständlich; dann
lüftet sich die Matte, und Kiakutuma schaut lächelnd
eraus und reicht die Hand zum Abschied. Nyawingi
sei zurückgekehrt, sagte sie, und habe ihr erlaubt,
mich noch einmal zu sehen. "#
Meine Ansicht von der ganzen Sache geht dahin:
Es hat früher tatsächlich eine Sultanin Namens
Nhawingi existlert, die, wie es in Ruanda Sitte ist,
abgeschlossen und vor dem Volk verborgen lebte.
Nach ihrem Tode hat man unter Verschweigen des-
selben an ihre Stelle eine Priesterin gebracht, die
nun als Werkzeug der jedesmal stärksten Partei das
Volk gängelt, indem sie ihm scheinbar den Willen
der Sultanin kundtut. So ist allmählich beim Volk
der Glaube an die Göttlichkeit und Unsterblichkeit
der Nyawingi entstanden und wird von den Großen
elfrig geschürt und genährt. Kiakutuma ist fraglos
als Priesterin eingesetzt und macht ihre Sache recht
gut. Immerhin entbehrt die ganze Geschichte nicht
der Poesie, vor allem, wie die Macht und Allgegen-
wart der göttlichen Königin geschildert wird. Kiaku-
tuma ist übrigens auch durch diese Komödienspielerei
allmählich selbst in einen Zustand gekommen, der sich
in ihren Zügen deutlich ausspricht. Sie ist elne Art
Astarteprlesterin geworden, von deren Gunst wohl
mancher Große erzählen könnte, nicht zuletzt der
biedere Katikiro, der im entscheidenden Moment es
aber doch mit der Angst kriegte.
Aeue Seelarte.
Folgende deutsche Admiralitäts-Karte ist mit
großen Berichtigungen versehen:
Nr. 187: Daressalam-Bucht.
1:50 000. Preis 1,35 Mk.
Maßstab
Auszug aus dem Geschäftsbericht der Usambara-
Raffeebau-Gesellschaft zu Berlin für das elfte Geschäfts-
jahr vom J. April 7904 bis 3J. Mär-z 7905.
Das mit dem 31. März d. Is. abgelaufene Ge-
schäftsjahr ist das erste seit der Gründung des
Unternehmens, welches ohne Verlust abschließt.
Eine befriedlgende Ernte von etwa 1500 Zentner
Hornschalkaffce sowie sonstige kleine Erträge aus
Vieh= und Landwirtschaft haben die gesamten Un-
kosten und Abschrelbungen gedeckt. Dieses im Ver-
hältnis zu den Vorjahren günstige Resultat verdanken
wir dem Fortschritt der Tragfähigkeit eines großen
Teiles unserer Kaffeebäume sowie der sachgemäßen
Behandlung der Plantage seitens unseres Verwalters,
und das Ergebnis wäre noch ein besseres geworden,
wenn nicht die anhaltend nasse Witterung und die
in der zweiten Hälfte des Jahres schwieriger ge-
wordenen Arbeiterverhältnisse die Erntearbeiten be-
deutend erschwert härten.
Leider hat auch die Kaffeewanze wieder erheb-
lichen Schaden angerichtet; doch glauben wir im
laufenden Jahre die Beschattung der ganzen Pflan-
zung durchführen zu können und damit der Wanze,
die nach unseren Beobachtungen in den beschatteten
Partien nicht mehr aufgetreten ist, Herr zu werden.
Der herrschende Arbeitermangel hat aber nicht
allein die Erntearbeiten und die Durchführung einer
intensiven Pflege der Pflanzung beeinträchtigt, sondern
auch den Versand des geernteten Kaffees sehr er-
schwert. Mit dem Mangel an Arbeitern ist weiter
eine nicht unwesentliche Erhöhung der Löhne Hand
in Hand gegangen. Wir beschäftigten im Durchschnitt
152 Eingeborene, welche einen Lohn von 10 Rup.
20 Pes. pro Mann und Monat durchschnittlich er-
hielten gegen 9 Rup. 47 Pes. im Vorjahre. Der
drohenden weiteren Steigerung der Löhne sowie den
Kosten für die im loufenden Jahre wahrscheinlich
notwendig werdende Kunstdüngung und intensivere
Behandlung der Pflanzung glauben wir durch Auf-