Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Weile bei den Nachbarsultanen gewesen, habe aber 
dem Gebot der Herrin gefolgt und sich nicht wieder 
verehelicht. Jetzt diene sie nur der Herrin, die auch 
immer da wäre, wo sie wellte. Sie sei der Mund 
der Sultanin, und durch sie erführe das Volk, was 
Thawingt wolle und wenn sie, wie z. B. jetzt, fort- 
ginge. 
Das alles erzählt sie ruhig mit gutklingendem, 
etwas müdem schleppenden Organ. Dann fährt sie 
sort, auch für mich hätte ihr Nyawingi noch, ehe sie 
entschwebte — das betont sie immer wieder aus- 
drücklich — etwas aufgetragen. Die Rinder, die ich 
gefordert hätte, solle ich haben, sie bäte aber, daß 
eine Reihe von Nachbarsultanen, die sie mir be- 
zelchnet, von mir bestraft würden, weil sie ihren 
Geboten nicht folgen wollten. Ich verspreche ihr zu 
helfen, aber nur dann, wenn sie mir zusagte, daß sie 
meinen Befehlen nachkommen und auch Bukoba be- 
suchen würde. Das Versprechen habe ich, aber es 
hat ein Jahr gedauert, bis sie nach Buloba kam. 
Dann suchte sie im Gras nach ihren Sachen und 
äußert, Nyawingi würde zürnen; ich beruhige sie, 
indem ich ihr zwel Tücher und ein Trinkglas sowie einen 
kleinen Spiegel schenke, womit sie sich zufrleden gibt. 
Sehr drollig ist es, wie sie sich nun in dem Spiegel 
betrachtet und immer hinter dem Spiegel nach einem 
Gesicht sucht. 
Am Abend kommt sie, gänzlich verhüllt, begleitet 
von der allen Hexe und den Jungen unter Trommel- 
schall und umgeben von einer großen Anzahl Speer- 
träger, an mein Zelt. Nach kurzer Unterredung kehrt 
sie ins Dorf zurück; am nächsten Morgen wird mir 
sofort beim Aufstehen die Nachricht gebracht, Nya- 
wingi sei zurückgekehrt und bäte mich, ihr Lebewohl 
zu sagen. Sie sei meine Freundin und wünsche mir 
alles Glück. Zu gleicher Zeit werden die geforderten 
Tributrinder herbeigeführt. So gehe ich denn vor 
dem Abmarsch noch einmal in die Hütte, es ist alles 
wieder hergerichtet wie am Tag zuvor, und aus 
dem Verschlag tönt die hohe krekschende Stimme, die 
mir zuruft, ich möge nicht vergessen, ihr Freund zu 
blelben, was ich erwidere, sie solle stets meinen Be- 
sehlen folgen, dann sel das selbstverständlich; dann 
lüftet sich die Matte, und Kiakutuma schaut lächelnd 
eraus und reicht die Hand zum Abschied. Nyawingi 
sei zurückgekehrt, sagte sie, und habe ihr erlaubt, 
mich noch einmal zu sehen. "# 
Meine Ansicht von der ganzen Sache geht dahin: 
Es hat früher tatsächlich eine Sultanin Namens 
Nhawingi existlert, die, wie es in Ruanda Sitte ist, 
abgeschlossen und vor dem Volk verborgen lebte. 
Nach ihrem Tode hat man unter Verschweigen des- 
selben an ihre Stelle eine Priesterin gebracht, die 
nun als Werkzeug der jedesmal stärksten Partei das 
Volk gängelt, indem sie ihm scheinbar den Willen 
der Sultanin kundtut. So ist allmählich beim Volk 
der Glaube an die Göttlichkeit und Unsterblichkeit 
der Nyawingi entstanden und wird von den Großen 
elfrig geschürt und genährt. Kiakutuma ist fraglos 
als Priesterin eingesetzt und macht ihre Sache recht 
  
gut. Immerhin entbehrt die ganze Geschichte nicht 
der Poesie, vor allem, wie die Macht und Allgegen- 
wart der göttlichen Königin geschildert wird. Kiaku- 
tuma ist übrigens auch durch diese Komödienspielerei 
allmählich selbst in einen Zustand gekommen, der sich 
in ihren Zügen deutlich ausspricht. Sie ist elne Art 
Astarteprlesterin geworden, von deren Gunst wohl 
mancher Große erzählen könnte, nicht zuletzt der 
biedere Katikiro, der im entscheidenden Moment es 
aber doch mit der Angst kriegte. 
Aeue Seelarte. 
Folgende deutsche Admiralitäts-Karte ist mit 
großen Berichtigungen versehen: 
Nr. 187: Daressalam-Bucht. 
1:50 000. Preis 1,35 Mk. 
Maßstab 
Auszug aus dem Geschäftsbericht der Usambara- 
Raffeebau-Gesellschaft zu Berlin für das elfte Geschäfts- 
jahr vom J. April 7904 bis 3J. Mär-z 7905. 
Das mit dem 31. März d. Is. abgelaufene Ge- 
schäftsjahr ist das erste seit der Gründung des 
Unternehmens, welches ohne Verlust abschließt. 
Eine befriedlgende Ernte von etwa 1500 Zentner 
Hornschalkaffce sowie sonstige kleine Erträge aus 
Vieh= und Landwirtschaft haben die gesamten Un- 
kosten und Abschrelbungen gedeckt. Dieses im Ver- 
hältnis zu den Vorjahren günstige Resultat verdanken 
wir dem Fortschritt der Tragfähigkeit eines großen 
Teiles unserer Kaffeebäume sowie der sachgemäßen 
Behandlung der Plantage seitens unseres Verwalters, 
und das Ergebnis wäre noch ein besseres geworden, 
wenn nicht die anhaltend nasse Witterung und die 
in der zweiten Hälfte des Jahres schwieriger ge- 
wordenen Arbeiterverhältnisse die Erntearbeiten be- 
deutend erschwert härten. 
Leider hat auch die Kaffeewanze wieder erheb- 
lichen Schaden angerichtet; doch glauben wir im 
laufenden Jahre die Beschattung der ganzen Pflan- 
zung durchführen zu können und damit der Wanze, 
die nach unseren Beobachtungen in den beschatteten 
Partien nicht mehr aufgetreten ist, Herr zu werden. 
Der herrschende Arbeitermangel hat aber nicht 
allein die Erntearbeiten und die Durchführung einer 
intensiven Pflege der Pflanzung beeinträchtigt, sondern 
auch den Versand des geernteten Kaffees sehr er- 
schwert. Mit dem Mangel an Arbeitern ist weiter 
eine nicht unwesentliche Erhöhung der Löhne Hand 
in Hand gegangen. Wir beschäftigten im Durchschnitt 
152 Eingeborene, welche einen Lohn von 10 Rup. 
20 Pes. pro Mann und Monat durchschnittlich er- 
hielten gegen 9 Rup. 47 Pes. im Vorjahre. Der 
drohenden weiteren Steigerung der Löhne sowie den 
Kosten für die im loufenden Jahre wahrscheinlich 
notwendig werdende Kunstdüngung und intensivere 
Behandlung der Pflanzung glauben wir durch Auf-
	        
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