Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Blli-Sache mit dem Missionar Hanke. Er erklärte, 
es sei unbedingt wünschenswert, daß den Bili-Bili- 
Leuten ein gehöriger Denkzettel erteilt werde. Ihr 
Angebot der Stellung von 6 Leuten sei, wie er sich 
nunmehr auf Grund der Mitteilungen anderer Ein- 
geborener überzeugt habe, völlig unzureichend, die 
Bili-Bili-Leute hätten mit ihrem Angebot nur be- 
zwecken wollen, die Stimmung des Bezirksamtmanns 
zu erfahren. Ich ging deshalb westlich der Keppler- 
spitze mit zwei Booten an Land, an einer Stelle, 
wo acht Kanus auf dem Strande lagen, um von 
deren Insassen näheres über den Ausenthaltsort der 
Bili-Bili-Leute zu erfahren. Als die Boote an den 
Strand aufliefen, waren alle Eingeborene bis auf 
einen verschwunden. Ich erkannte in ihm einen 
Tamol von Regatta und beauftragte ihn, seine Lands- 
leute herbeizurufen. Da sich deren Ankunft ver- 
zögerte, gingen wir zunächst den Strand entlang 
durch den Fluß Sarekak nach dem Dorf Singor, 
welches verlassen war, und weiter bis zu einer 
Stelle, wo etwa zehn halbfertige neue Häuser standen, 
die als jetzige Niederlassungen der Bili-Bili-Leute 
bezeichnet wurden. Weit und brelt war niemand zu 
sehen. Ein Habhaftwerden der Leute war aus- 
geschlossen, das Niederbrennen der Häuser zwecklos. 
Es wurde deshalb der Rückmarsch zu den Kanus 
angetreten. Deren Eigentümer hatten sich trotz 
meiner Anordnung immer noch nicht eingefunden, so 
doß von ihnen weitere Auskunft ebenfalls nicht zu 
erhalten war. Ich ließ daher alle Segel und Ruder 
von den Kanus wegnehmen und nach dem „Seestern“ 
verbringen, um den Leuten für ihren Ungehorsam 
eine Strase zuteil werden zu lassen. Segel und 
Ruder befinden sich hier und werden von den in- 
zwischen wieder eingetroffenen Eingeborenen gegen 
Früchte eingelöst. Es wurden dann noch vier An- 
geworbene in der Nähe der Irisspitze in ihrem 
Helmatsdorf abgesetzt und die Weiterfahrt angetreten. 
Am 20. Juni 1905, morgens gegen 10 Uhr, 
wurde Kesseloa angelaufen. Dessen Bewohner hatten 
dem Bezirksamt mitteilen lassen, sie würden von den 
Bergleuten in letzter Zeit sehr hart bedrängt. Sie 
zeigten mir als ihre Gegner die Bergdörfer 
Chirokat und Melnau, wo gerade Roauch aufstieg. 
Da zum Aufsuchen dieser Dörfer mehrere Tage er- 
korderlich gewesen wären, mußte ich die Leute auf 
lpäter vertrösten. Fünf von ihnen ließen sich für 
das Bezirksamt anwerben. Um 5½ Uhr traf der 
„Seestern“ in Finschhafen ein und verließ dieses 
am 21. Juni 1905, morgens 4 Uhr. 
Da sich infolge der Brandung das Landen im 
Huongolf zu dieser Jahreszelt sehr schwer bewerk- 
stelligen läßt, wurde bis zur Mündung des Markham 
durchgefahren, wo der „Seestern“ um 12 Uhr mittags 
vor Anker ging. 
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Aus dem Brreiche der Wisstonen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Dem 90. Jahresbericht der Evangelischen Missions- 
gesellschaft zu Basel entnehmen wir folgende Daten 
über den derzeitigen Stand der Mission in 
Kamerun: 
In Bonandjo wurden im vergangenen Jahr ein 
Missionshaus und eine neue Schule vollendet. Dem 
kräftigen Betrieb der Mission in Duala kommt eine 
empfängliche und schon reichlich mit dem Evangelium 
bekanntgemachte Bevölkerung entgegen. Das neue 
Kulturleben, das sich auch in der zußeren Gestalt 
der Stadt Duala mit ihren breiten, geraden Straßen 
und ihrem Menschenverkehr darstellt, dieses neue 
Kulturleben mit seinem geistig weckenden Einfluß, 
den geistigen Bedürfnissen, die es hervorruft, trägt 
das Seinige dazu bei, das Volk auch für die 
Kulturarbeit der Mission, besonders für die Schulen, 
empfänglich zu machen. Die Leute erkennen, daß 
kes durchaus nötig ist, eine Schule zu besuchen, 
wenn man später vorankommen will. Besonders 
groß ist der Zudrang zum deutschen Unterricht. 
Im Steationsgebiet Mangamba, wo nach hoff- 
nungsvollen Anfängen ein trauriger Rückschlag be- 
merkbar war, ist eine Wendung zum Bessern ein- 
getreten. Dafür zeugen die 282 Taufbewerber, die 
die Statlon am Schlusse des Jahres zählte. Im 
Stationsgebtet Bombe steht man noch in den An- 
fängen, aber die Aussichten werden besser. Auf 
einer größeren Reise wurden von den Brüdern 
Maier und Ebding neue Gebiete im Norden und 
Nordwesten besucht und den daselbst wohnenden 
Ngolo und Babanga zum erstenmal das Evangelium 
verkündet. 
Unter der Bevölkerung am Kamerungebirge, im 
Stationsgebiet Viktorta und Buöa, die bisher wenig 
Empfänglichkeit zeigte, gewinnt die Mission all- 
mählich Vertrauen. Die Missionare wirkten hier 
als Eingeborenenpfleger und Mitglieder der Land- 
kommission dabei mit, daß die Zutellung von Land 
an die Eingeborenen in billiger Weise und im 
Sinne der kaiserlichen Verordnung geregelt wurde. 
Nachdem nun die Arbeit unter den Bumboko, die 
auf der hinteren Seite des Kamerunberges wohnen, 
begonnen worden ist, ist das ganze Gebiet, das von 
Busa aus bearbeitet werden kann, in den Bereich 
der Arbeit gezogen. 
Im Süden des Arbeitsfeldes bestehen am 
Sanaga die Stationen Lobetal, Edea und Sakba- 
jeme, die letztere erst mit provisorischen Gebäuden, 
da mit dem Bau einer regelrechten Station erst be- 
gonnen wurde. Uber den Mulimba im Mündungs- 
gebiet des Stromes ist der Besuch des Gottes- 
dienstes und der Stand der Schule alcht un- 
befriedigend, in Mulimbajaru haben sich auch ältere 
Leute zum Taufunterricht gemeldet. Unter den 
weiter flußaufwärts wohnenden Bakoko und unter 
 
	        
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