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gern berührt werden dürfen. Es sei schlleßlich noch-
mals daran erinnert, daß genaue Angaben über
Datum und Fundort von größter Wichtigkeit sind.
Zu einer wirksamen Bekämpfung der von den
Stechmücken übertragenen Krankheiten ist auch eine
genaue Kenntnis der Larven und ihrer Lebensver-
hältnisse erforderlich, well erst hlerdurc, die Möglch=
kelt geboten wird, das Übel mit der Wurzel auszu-
rotten. Leider ist besonders über die Entwicklung
der tropischen Arten noch sehr wenig bekannt, und
Nachforschungen auf dlesem Gebiete sind eine sehr
dankbare Aufaabe. Belm Aufsuchen der Lai ven und
Puppen von Cuticiden, die bekanntlich in Tümpeln
und Wasseransammlungen aller Art leben, muß man
genau auf die Verhältnisse achten, unter denen man
sie findet, ob klare oder schlammige Tümp'l, mit
oder ohne Pflanzenwuchs, Brackwasser, zufällige
asseransammlungen usw. Man hat nämlich ge-
funden, daß die Larven oft an ganz bestimmte Lebens-
bedingungen gebunden sind, so daß sich manchmal
schon aus den örrlichen Verhältnissen einer Gegend
auf die Anwesenhen gewisser Culicidenarten schließen
läßt. Die Arzugehörigkeit der Larven läßt sich nur
durch die Zucht ermitteln, die indessen keinerlel
Schwierigkeiten bereitet. Ein Tell der Larven und
eventuell Puppen wird mit Alkohol konserviert, die
übrigen bringt man mit dem Wasser, in dem sie
gefunden wurden, in einen kleinen Behälter, den man
mit Gaze überzieht oder in einen Gazekasten stellt,
um das Entweichen der ausgeschlüpften Tiere zu
verhindern.
Rolontalschule in Belgien.
Das Bulletin officiel des Kongostaates (Nr. 6
und 7 für Juni-Juli 1905) veröffentlicht ein Dekret
des König-Souveräns, betreffend die Gündung der
„Ecole mondiale“ in Tervüren bei Brüssel. Hler-
nach wird die von dem Kongostaate umierhaltene
und geleirete Anstalt denjenigen Belgiern offensteden,
welche ihren Gesichtskreis auf dem Gebiete der kolo-
nialen und Welthandelsbezlehungen durch den Erwerb
geeigneter theoretlscher und praktischer Kenntnisse er-
weitern wollen. Die Schule soll nach den Grund-
sätzen milliärüicher Disziplin organisiert werden. Die
Schüer müssen sich zu einem dreijährigen Dienste
im Kongostaate verpflichten. Behufs Feststellung des
Unterrichtsprogramms ist die Ernennung einer
Kommission in Aussicht genommen.
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Titeratur.
Muschelgeld-Studien von Professor Dr. Oskar
Schneider. Nach dem hinterlossenen Manuskript
bearbeitet von Karl Ribbe. Herausgegeben vom
Verein für Erdkunde zu Dresden. Verlag von
Ernst Engelmanns Nachf., Dresden. Preis 10 Mtk.
Die vorliegende Arbeit wurde von der Witwe
des Prof. Dr. O. Schneider zur Vollendung und Ver-
öffentlichung dem Verein für Erdkunde zu Dresden
übergeben, welcher Herrn K. Ribbe mit dieser Arbeit
betraute. Damit hat der Verein einen glücklichen
Griff getan, denn der Verfasser, dessen Werk: „Zwel
Jahre unter den Kannibalen der Salomo-Inseln“
allgemein bekannt ist, verfügt selber über reiche Er-
fabrungen über diesen Gegenstand. Wir haben es
hier mit einem außerordentlich reichhaliigen Werk zu
tun, an dem ebensosehr die Fülle des Materials,
wie seine geschickte und übersichtliche Bearbeitung zu
loben ist. Die fortschreitende Kultur hat gerade in
den letzten Jahrzehnten so manches Oniginelle im
Leben der Naturvölker bereits verwischt, daß auch
das Muschelgeld als Zahlungsmittel und Schmuck-
gegenstand in nicht zu ferner Zeit der Vergangenheit
angehören wird; um so erwünscher erscheint jetzt das
vorliegende Werk. Hoffentlich regt es noch manchen
dazu an, auf diesem interessanten Gebiet weiter zu
arbeiten und zu sammeln, ehe es zu ipät ist. Die
erste Hälfte des Buches ist den verschiedenen Arten
Muschelgeld in der Südsee gewidmet, die andere den
in Afrika. Die einzelnen Arten werden genau be-
schrieben, ihre Herkunft, Herstellungsweise und Ver-
wendung als Geld sowohl wie zu Schmuck= und
Gebrauchegegenständen anschaulich dargestellt, wobel
man mu emer großen Anzahl von Gebräuchen der
Eingeborenen, 3. B. dem Brautkauf, bekannt gemacht
wird. Auch die historischen Daten sind eingehend
berücksichtigt, eine Menge Berichte von früheren
Forschern und Reisenden wird zitiert und eine Fülle
von Literatur herangezogen. Leider ist Prof. Schneider
nicht mehr dazu gekommen, auch das amerikanische
Muschelgeld zu bearbeiten, doch wird hier auf die
betreffende Literatur hingewiesen. Das Werk enthält
zahlreiche gute Illustrationen und 16 photographische
Tafeln. Überhaupt ist die ganze Ausstattung des
Buches, auch was den Druck anbetrifft, eine würdige
und gute.
Auf weiter Fahrt, begründet von Dr. Julius
Lohmeyer 1., fortgeführt von Kapitänleutnant
Wislicenus, Abtellungsvorstand der deutschen
Seewarte, kommandiert zum Reichs-Marine-Amt.
Deutsche Marine= u. Kolonial-Bibliothek. Band IV.
Reich illustriert. Geh. Mk. 3,60, geb. Mk. 4,50.
Verlage buchhandlung Wilhelm Welcher, Leiozig.
Dieser neue Band von „Auf weiter Fahrt"“
bringt wiederum eine Fülle wahrheitsgetreuer Schil-
derungen von Selbsterlebnissen erfahrener deutscher
Männer aus allen Weltgegenden. Von Südwestafrika
geben vier Beuräge ein onschauliches Bild; die
Briefe der Leutnants Graf v. Arnim und von der
Marwitz schildern lebensfrisch die gut deutsche Art
der jungen Helden, die den Tod für's Vaterland
dort starben, und zeigen auch, welche Schwierigkeiten
im Herero-Feldzuge zu überwinden sind. Die Eigen-
tümlichkenen des südwestafrikantschen Sandfeldes haben