Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

dagegen nördlich das Reservat Sechomes, eines 
Betschuanen-Kapitäns, bildet. 
Die den Epata—Omuramba-Weg abwärts mar- 
schierenden Hereros stellten sich auf Tsau. Der Be- 
siter des Landes, der Betschuana-Kapitän Sechome, 
wollte die Hereros zuerst nicht bei sich haben, und 
sie wurden daher auf Makalamabeli am Botletlefluß, 
etwa 200 km östlich Tsau, auf Kronlond angesiedelt. 
Das Fehlen jeglicher Feldkost, die Unkenntnis des 
Fischfanges veranloßte die Hereros, nach Tsau zurück- 
zukehren. Sie leben jetzt zerstreut in der Betschuana- 
stadt und auf den Viehposten und führen daher ein 
mehr als kümmerliches Dasein, da sie fast keine Rinder 
haben. Kapitäne und Großleute gibt es nicht mehr, 
Samuel ist ein gewöhnlicher Mann, wie jeder andere 
Herero, da Sechome kelnen zweiten Kapitän in seinem 
Lande duldet. Unterstützt werden sie von der eng- 
lischen Regierung in kelner Weise. Sogar die Bitte 
Samuels nur um ein Gewehr, zum Schießen von 
etwas Wild wurde abschlägig beschieden. 
Im ganzen sind etwa 1000 Hereros übergetreten. 
Auf Nuchel sitzen 210 Männer, 251 Frauen und 
246 Kinder mit 333 Rindern und 230 Stück 
Kleinvieh. - 
Auf Tsau befinden sich etwa 200 Hereros, davon 
75 Männer, unter ihnen Samuel Maharero, Friedrich 
Maharero u. a. Für die Minen in Kimberley haben 
sich etwa 70 Männer anwerben lassen und sind 
bereits dort. 
An Wasfen hat die englische Behörde abgenommen: 
24 Gewehre Mod. 98, 36 Gewehre Mod. 88, 
6 - 71, 20 Heury Martini, 
14 Büchsflinten, 66 Vorderlader. 
Im ganzen 227 Gewehre mit nicht über 1000 Pa- 
tronen. Die Gewehre habe ich persönlich gezählt. 
In Tsau besuchten mich die meisten Großleufe. 
Hier waren auch Willi Maharero und Justus Ka- 
vizeri, die eine Klagesache dem Magistrat vortrugen. 
Im Durchschnitt machen die Hereros einen recht 
n#edergedrückten Eindruck, doch konnte ich bei einigen 
einen unversöhnlichen Haß aus den Augen lodern 
sehen. . - 
Bei der Beurteilung der Stärle der Deutschen 
vor dem Kriege war bei den Hereros die Ansicht 
maßgebend, daß wir Deutsche zu schwach seien. 
Der Aufstand ist nach den Erzählungen aller von 
Okahandja= und Uanja = Leuten ausgegangen. Die 
ganzen Osthereros unter Tjetio und Traugott haben 
sich nur daran beteiligt, weil die Ermordungen der 
Weißen in ihrem Gebiet durch Okahandja-Leute, 
speziell durch Justus Kavizeri, ihnen keine Wahl 
mehr ließen. 
Willli und Friedrich Maharero fragten mich, was. 
wir mit Zacharlas Otjimbingwe gemacht hätten. Ich 
sagte ihnen, daß er auf Otjimbingwe mit seinen 
Leuten und Rindern säße und daß ihm nichts geschähe. 
Mit Neid hörten die Hereros es an. 
Wie ich schon erwähnte, werden die Hereros von 
der englischen Regierung gar nicht unterstützt. Im 
708 
  
Laufe einer Abendunterhaltung sagte mir ürst-lieu- 
tenant Merry, in den deutschen Zeitungen stände jetzt 
immer, daß die Engländer die Hereros unterstützen. 
Ich hätte doch nun ihre Maßnahmen gesehen. Was 
würde ich als Magistrat von Gobabis wohl tun, 
wenn Sechome, von englischen Truppen gedrängt, 
auf deutsches Gebiet übertreten würde? Ich ant- 
wortete, wir würden dasselbe tun, was die Engländer 
mit den Hereros täten, das heißt, sie entwaffnen und 
konzentrieren. Aber eins würden wir den Sechome- 
leuten sicher nicht gestatten, daß sie nämlich komplette 
englische Uniformen von gefallenen Soldaten trügen. 
Ich hatte nämlich Justus Kavizert in Tsau im schnee- 
weißen Kordanzug mit allen Abzeichen eines Feld- 
webels herumlaufen sehen. Merry sagte, er hätte 
daran lelder noch nicht gedacht; aber ich hätte recht. 
Er würde unsere Uniformabzeichen den Hereros fort- 
nehmen. » 
NachmeinerUbekzeugungtuadteEngländekin 
der Kontrollierung der Hereros, was sie können. 
Unmäöglich können wir erwarten, daß die Engländer 
die Hereros in einen großen Kral sperren. Denn 
dann müssen sie die Hereros beköstigen, eine Sache, 
die in dem weltentlegenen Ngamilande (800 km von 
der Bahn) sehr teuer sein würde. 
Der Ngami-Distrikt umfaßt das Gebiet südlich 
des Caprivizipfels östlich unseres Schutzgebietes, nörd- 
lich des Breitengrades in der Höhe von Rietfontein, 
westlich halb bis nach der Rhodesia-Bahn. Er be- 
steht zum größten Teil aus Sandfeld, auch der nörd- 
liche Teil, in dem die Flüsse Okavango, Tamlakan 
und Botletle sind, besteht aus Kalahari, nur die 
Flußniederungen und die oft sehr großen versumpften 
Gebiete sind anders, allerdings grundverschieden. 
Hier befinden sich wegen des fruchtbaren und wasser- 
reichen Bodens die Ansiedlungen. 
Der südliche Teil des Ngami-Distriktes von Riet- 
sontein bis an den Ngami ist wie das Sandfeld 
unseres Hererolandes. Wasser finden wir lediglich 
in den Kalkpfannen. Die Weide ist dieselbe wie im 
Hererolande. Nur die Baumvegetation ist eine 
andere. Der Dornbaum= und Busch tritt zurück, und 
statt dessen herrscht der Omunborombonga, der heilige 
Baum der Hereros. In lichten Wäldern umsäumt 
er häufig die Wasserpfannen, jedoch ist der größte 
Tell baumarme Savanne. . 
Den südlichen Teil muß man als wasserarm be- 
zeichnen. Nur die Pfanne von Ngansis hat genügend 
Wasser für einen elwas größeren Farmbetrieb. Aller- 
dings ist für die Wasseraufmachung bislang nichts 
getan. 
Der nördliche Teil des Ngami-Distriktes umfaßt 
die Gebiete der dauernd fließenden Ströme, deren 
Hauptvertreter der Okavango= ist. Der Okavango 
ergleßt sich südlich Andara über Stromschnellen, ver- 
zweigt sich dann in viele Arme und bildet so eine 
wohl 100 km breite Sumpfniederung. In dieser 
Sumpfniederung verliert er seine Hauptwassermassen, 
von einem offenen Strom ist nicht mehr die Rede; 
 
	        
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