Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Castilloa elastica (zentralamerikanischer Kautschuk) 
in der mexlkanischen Varietät und Manihot Glaziovii 
(Cearakautschuk). Die ersten Heveapflanzungen wurden 
bereits Ende der 1870er Jahre von dem botanischen 
Garten in Kew bei London nach Ceylon gesandt 
und gediehen gut in den dortigen Gouvernements- 
gärten, doch begannen erst innerhalb der letzten 
10 Jahre einige Pflanzungsunternehmungen ihre 
Aufmerksomkeit der Kultur von Parakautschuk zuzu- 
wenden. Auf Teeplantagen in Ceylon sind vielfach 
Kautschukbäume zwischen Tee gepflanzt. Der ganz 
überwiegende Teil der mit Kautschukbäumen be- 
pflanzten Flächen ist erst in letzter Zeit mit solchen 
bestockt worden, die Zahl der älteren, bereits Kaut- 
schuk ergebenden Bäume ist noch verhältnismäßig 
gering. Auch auf der malatischen Halbinsel ist erst 
neuerlich die Pflanztätigkeit in größerem Maßstabe 
begonnen worden. 
Die bisherige Ausfuhr von Pflanzkautschuk aus 
beiden Gebieten ist dementsprechend gering. 1904 
wurden aus der malalischen Halbinsel etwa 14 000 
Pfund ausgeführt. Die Ausfuhr aus Ceylon wird 
für das laufende Johr auf etwa 110 000 Pfund 
geschätzt. Eine enorme Steigerung ist innerhalb der 
nächsten 7 bis 8 Jahre zu erwarten, wenn die jeßzt 
gepflanzten Bäume sämtlich Kautschuk geben werden. 
Für Ceylon alleln wird der nach 8 Jahren zu er- 
wartende Kautschukertrag von den zur Zeit bereits 
bepflanzten Flächen auf etwa 4000 Tonnen geschätzt. 
Eine bedeutende Erweiterung und Vermehrung der 
Kautschukpflanzungen ist außerdem mit Sicherheit 
vorauszusehen. Die Ansichten darüber, wie sich die 
Kautschukpreise in Zukunft nach dieser zu erwarten- 
den Steigerung der Kautschukerzeugung gestalten 
werden, gehen auselnander. Es wird von den an 
den Pflanzungen interessierten Kreisen einerselts mit 
einer Steigerung des Weltbedarfs an Kautschuk 
gerechnet, anderseits mit einer Verminderung der 
Gewinnung wilden Kautschuks im Fall eines Herab- 
gehens des Marktpreises. Auch wird angenommen, 
daß selbst bei einer erheblichen Preisminderung — 
auf 2½ oder sogar 2 s pro Pfund — die Kautschuk- 
pflanzungen auf Ceylon und der malalischen Halb- 
insel sich noch gut bezahlt machen werden. 
In einer kürzlich von der Londoner Zeitung 
„The Financier and Bullionist“ veröffentlichten 
Zusammenstellung sind 15 Gesellschaften mit einem 
Kapital von etwa 14 Millionen Mark ausgeführt, 
welche auf der maloilschen Halbinsel Kautschuk- 
pflanzungen allein oder in Verbindung mit dem 
Anbau von Kakao, Kaffee oder Kokosnüssen betreiben, 
sowie 22 auf Ceylon tätige Gesellschaften, meist Tee- 
kompagnien, mit einem Kapital von etwa 48 Millionen 
Mark, welche sich der Anpflanzung von Kautschuk 
neben der von Tee oder Kakao, in einigen Fällen 
auch der ausschließlichen Anlage von Kautschuk- 
plantagen zugewandt haben. Der Stand der Aktien 
einiger der auf der malaischen Halbinsel tätigen 
Kautschukgesellschaften ist ein sehr günstiger. 
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Die Pflanzungen der europäischen Gesellschaften 
werden hauptsächlich mit indischen Kulis betrieben. 
Neben europälschen Plantagen gibt es auch bereits 
Kautschukpflanzungen, welche intelligente Eingeborene 
auf eigene Rechnung angelegt haben. 
Die Kautschukpflanzungen in sonstigen englischen 
Gebieten stehen weit hinter denen auf Ceylon und 
der malaitschen Halbinsel zurück. In Indien und 
Burma wird die mit Kautschukbäumen bepflanzte 
Fläche auf 8000 Acres (etwa 3200 ha), die in 
Tobago und Westindien auf 1000 Acres (etwa 
400 ha) geschätzt. 
In den englischen Kolonien in Afrika 
befindet sich die Anpflanzung von Kautschukbäumen 
noch in den Anfangsstadien. In Natal und 
Rhodesia sind kleinere Flächen mit Kautschuk- 
bäumen bepflanzt. In Südnigeria ist eine 
Anzahl kleinerer Pflanzungen des einheimischen 
Kautschukbaumes (Funtumia elastica) von den 
Eingeborenen angelegt worden. Im verflossenen 
Jahr wurden so nach dem amtlichen Jahresbericht 
227 155 Bäume gepflanzt. In mehreren afrika- 
nischen Kolonien sind Versuche mit verschiedenen 
Kautschukbäumen angestellt worden, in Westafrika 
besonders im botanischen Garten in Aburi (Gold- 
küste), in Ostafrika in Uganda, jedoch in 
letzterem Protektorat erst seit 1901, so daß noch keine 
abschließenden Erfahrungen vorliegen. Die seit 1893 
in Aburi mit einer Anzahl verschiedener Kautschul- 
pflanzen angestellten Versuche verdienen, wenngleich 
sie bisher nicht zur Anlage von Pflanzungen in der 
Goldküstenkolonie geführt haben, besondere Auf- 
merksamkelt. Über diese Versuche liegt ein Ende 
vorigen Jahres veröffentlichter ausführlicher amtlicher 
Bericht vor, nach welchem mit folgenden Kautschuk- 
arten Versuche angestellt sind: 
Para (Hevena brasiliensis). 
Westafrikanischer (Funtumia elastica). 
BBentralamerikonischer (Castilloa elastica). 
. Ceara (Manihot Glaziovi.). 
Assam (Ficus elastica). 
km Westafrikanischer (Landolphia owariensis). 
Die letztgenannte Art ist eine Liane, die anderen 
sind Bäume. 
Die Landolphia gedieh gut im botanischen 
Garten in Aburi, sie kann jedoch für Anpflanzungen 
größeren Maßstabes nicht in Betracht kommen, da 
sie großer Bäume bedarf, an denen sie sich entlang 
winden kann, und da zudem die Kautschukgewinnung 
außerordentlich schwierig ist. 
Manibot Glaziovü und Ficus elastica sind in 
Aburi selt mehr als 12 Jahren gehalten worden und 
sind gut gewachsen, haben aber nicht genügend 
Kautschuk ergeben, um die Kosten der Gewinnung 
desselben zu decken. 
Castilloa elastica wurde 1893 in mehreren 
Exemplaren gepflanzt, dieselben gingen aber 1898 
sämtlich ein. 1899 wurden weitere Exemplare 
gepflanzt, welche jedoch nicht gut gediehen und 
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