Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

aus. Englisch= Südafrika war ein selbständig auf 
em Weltmarkt ins Gewicht fallendes Wirtschafts- 
gebiet, bevor Fundstellen wertvoller Mineralien 
nnerhalb seiner heutigen Grenzen entdeckt wurden, 
und auch in Deutsch-Südafrika können und werden 
zwar der Gang und das Tempo der bevorstehenden 
Enwicklung durch den Mineralienobbau merklich 
deetuflußt werden; die Zukunft der Länder zwischen 
em Kap und den Grenzen des troplschen Inner- 
B hängt aber für die Dauer auf der deutschen 
Veie so gut wie auf der englischen nicht von der 
Uusbeute an Gold, Diamanten, Kupfer usw. ab, was 
ales früher oder später einmal ein sicheres Ende 
nehmen muß, sondern von den immerwährenden 
natürlichen Gesetzen und Tatsachen der klimatisch- 
meteorologischen, der geologischen, der hydrogra- 
bchischen und der pflanzenphyfiologlschen Beobachtung 
und Erfahrung — als der vierfachen Basis für den 
ationellen Betrieb einer extensiven Viehzucht. 
n Betrachten wir von diesem Ausgangspunkt zu- 
oh kurz die einzelnen Landestelle. Basutoland 
7 750 bis 1000 mm jährlichen Regenfall; dieselbe 
#v enge fällt zwischen Kapstadt und Ceres sowie in 
serchiedenen Gebieten längs der Südküste. Zu einem 
aschen Regenreichtum gibt es in Deutsch-Südwest- 
8 überhaupt keine Analogie. Die zweite Stufe 
it 5o0 bis 750 mm umfaßt ganz Transvaal, den 
bötten Tell des früheren Orangefreistaates und den 
Rien des Kaplandes bis über den 26. Längengrad 
maus, sowie die ganze Südküste. Dieses Gebiet 
Dporicht also im Regenfall der Landschaft von 
bedvotfontein — Otavi — Gaub über das Amboland 
# zum Kunene. Ein durchgrelfender Unterschied 
wiischen dort und hier besteht aber darin, daß Trans- 
tüal und die übrigen genannten Gegenden im bri- 
dichen Besitz größere und kleinere Flüsse haben, die 
x ganze Jahr hindurch Wasser führen, zum Teil 
wir ziemlich reichlich, und ebenso zahlreiche Quellen, 
b# kend der Norden des deutschen Gebietes über- 
upt kelne Flüsse und auch verhältnismäßig nur 
werige und schwache dauernd laufende Quellen auf- 
dant. Zwar kann davon auch nicht die Rede sein, 
un selbsi in den regenreichsten Gegenden Transvaals 
d, des östlichen Kaplandes Farmwirtschaft möglich 
te, ohne daß in ausgedehntem Maße Wasser durch 
derunnen mit beschafft würde, und ebenso ist während 
bar Trockenzeit eine sehr starke Abnahme des Wasser- 
ades auch in den Flüssen durchweg zu beobachten, 
* trotzdem sind die Verhältnisse dort und bei uns 
u verschieden. Der Regenfall in Bloemfontein 
nel. Grootfontein ist im Durchschnitt fast genau der- 
un, aber während dort das Wasser in den Fluß- 
som Bachbetten dauernd am Flleßen bleibt, ver- 
* ndet es im Norden unserer Kolonie alsbald nach 
* Regen in den Voden, ohne daß es selbst nur 
Bildung von wirklichen Flußbetien kommt, wie 
doch selbft in dem weit regenärmeren Domara- 
de Namaqualande, ja selbst in dem dürrsten Teile 
arroo der Fall ist. 
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In dieser Beziehung bilden Grootfontein und das 
Amboland geradezu eine physikalische Merkwürdigkeit, 
die allerdings sowohl in den geologischen Verhält- 
nissen (Bedeckung des Untergrundes mit durchlässigen 
Massen von Kalkstein und Sond) als auch in der 
tiefgehenden Auflockerung des ganzen Gesteinbodens 
durch den extremen Temperaturwechsel ihren er- 
klärbaren Grund hat. 
Die dritte Reglon, mit einem Regenfall von 
250 bis 500 mm, umfaßt den Osten von Betschuana- 
land, Griqualond West, einen kleinen Teil des 
früheren Orangefreistaates und die ganze östliche 
Karroo um De Var, Hannover, Middelburg, Graaff= 
Reinet, Victorta-West und Prieska. Dieser Zone 
entsprechen demnach in Deutsch-Südwestafrika das 
ganze Hereroland, das Bastardland und selbst noch 
der sogenannte Süden bis in die Nähe von Gibeon. 
Abgesehen vom Orange= und dem Vaalfluß sowie 
einigen kleineren Küstenflüssen in der südlichen Rand- 
gebirgszone hört hier das dauernde oberirdische 
Flleßen des Wassers auf, vielmehr führen die Fluß- 
bette nur noch, wie bei uns, unmittelbar nach starken 
Regen für längere oder kürzere Zeit, d. h. äußersten- 
falls für einige Wochen oder einen Monat im Jahre, 
Wasser. 
Die vierte Zone, mit 125 bis 250 mm jährlichen 
Regens, entspricht dem Süden des deutschen Nama- 
landes, mit Ausnahme etwa der extrem regenarmen 
Geblete von Warmbad und Bethanien. Sie umfaßt die 
ganze westliche und die sogenannte zentrale Karroo. In 
den letzten Jahren hat übrigens der tatsächliche Regen- 
fall an vielen Plätzen dieser Zone nicht einmal die 
untere Grenze von 125 mm erreicht. 
Der äußerste Westen der Kapkolonie endlich, das 
sogenannte Buschmannland und der Küstenstreifen am 
Atlantischen Ozean, bleiben ebenso wie die angrenzen- 
den Teile des deutschen Gebietes unmittelbar nörd- 
lich vom unteren Orangefluß noch unter der Grenze 
von 125 mm und können zum Teil wie die Namib 
in Deutsch-Südasrika als nahezu ganz regenlos be- 
zeichnet werden. 
Indem wir nun diejenigen Telle des englischen 
Gebiets, die über 750 mm Regen haben, aus der 
weiteren Betrachtung ganz ausscheiden und diejenigen 
mit einem Regenfall zwischen 500 und 750 mm einer 
späteren besonderen Behandlung vorbehalten, können 
wir schon jetzt sagen, daß wir im Kaplande und 
seinen Nachbargebieten, vorzugsweise innerhalb der 
Grenzen von 125 und 500 mm, diejenige wirt- 
schaftlich-vraktische Belehrung finden werden, auf die 
es uns für die Entwicklung unserer eigenen Kolonle 
besonders ankommt. 4 " 
Ganz wie in Deutsch-Südafrika spielt auch auf 
englischem Gebiet innerhalb des oben bezeichneten 
Gebietls die Biehzucht die schlechthin ausschlaggebende 
und beherrschende Rolle, während der Ackerhau, von 
gelegentlichen Ausnahmefällen abgesehen, gleichfalls 
nur dort gute Erträge liefert, wo man künstliche Be- 
wässerung anlegen kann. Im Unterschied von Deutsch-
	        
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