Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

sich in Toga und Viti (Fidjl) aufhielten, trafen auch 
zur rechten Zeit ein. Den katholischen Leuten des 
Apia-Bezirkes, genannt Tuamasaga, fiel die Aufgabe 
zu, die Festteilnehmer zu empfangen und zu bewirten, 
was dann auch ausgeführt wurde zum Lobe der 
Gastgeber und zur größten Befriedigung der Gäste. 
Diese letztern waren nach Zahl und Dorfreihe in 
den verschiedenen Weilern des Tuamasaga-Distriktes 
untergebracht, von wo aus dieselben sich leicht nach 
der Stadt begeben konnten. Wohl selten faßte die 
Stadt Apia eine solche Volksmenge in ihren Straßen, 
wie in jenen Tagen. « 
Am Tage vor dem Feste hatten die verschiedenen 
Schulen ihre Sammlung und Vorstellungen. In 
langen Relhen kamen die Mädchen der zahlreichen 
Schwesternschulen auf dem Festplatze an. Jede 
Schule erschien in eigener Farbe und Kostüm, wos 
einen sehr interessanten Eindruck machte. Sie alle 
brachten ein Scherflein für die Kirche, worauf sie 
der Landessitte gemäß mit Gesang und Tanz den 
freudigen Tag priesen. Auch die Knabenschulen 
waren vertreten und wetteiferten miteinander, welche 
unter ihnen den Kranz erringe für die beste Leistung 
in ihren üblichen Splelen und Belufligungen. 
Der eigentliche Festtag verlief glänzend, die Kirche 
stand in ihrem schönsten Schmucke da; die meisten 
Beamten der Stadt hatten sich eingefunden. In 
der ersten Reihe sah man den deutschen Gouverneur 
Dr. Solf, sowie auch den Kommandeur Moore, 
Gouverneur von Tutuila, der durch seine Gegenwart 
allen Gönnern der Mission seine freundliche Ge- 
sinnung und seine Sympathie für die Missionare 
und die Katholiken Samoas an den Tag legte. 
Daß der fromme Könilg Mataafa mit seinen 
Häuptlingen zugegen war, bedarf kaum einer Er- 
wähnung. « 
Die Zeremonie wurde vollzogen von dem hochw. 
Herrn Bischof Vidal von Viti, umgeben von allen 
Missionaren Samoas. Das geräumige Gotteshaus 
war während der feierlichen Pontifikalmesse überfüllt. 
Unter der Leitung Pater Ginsbachs wurde von den 
Knaben und Mädchen der hiesigen Mission eine 
Messe von Perofi gesungen. Der fromme und er- 
hebende Gesang des großen Meisters wurde so treu 
wiedergegeben, daß der Belfall und die Freude all- 
gemein waren. Ein besonderer Kranz der An- 
erkennung möge hier dem Pater Ginsbach gebracht 
werden für sein Talent und für die Ausdauer und 
mühevolle Hingabe, mit welcher er die Gesänge ein- 
übte. In drei Sprachen wurde den Anwesenden 
der Zweck und die Feier des Tages erklärt. 
Nach dem Gottesdienste spielte die Fanfare von 
Tutuila, welche in Begleitung des Gouverneurs 
gekommen war, einige Stücke zur großen Freude 
der Samoaner, die bis dahin selten eine gute Musik 
gehört hatten. Am Nachmittag des Festtages begab 
sich die Volksmenge nach Mulinuu, um den „Talolos“ 
bel#zuwohnen. Talolos nennt man hier die Übergabe 
von allerlei Geschenken in Lebensmitteln, ganz be- 
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sonders an gebratenen Schweinen. Bei allen fest- 
lichen Gelegenheiten sind diese Talolos Gebrauch bei 
den Eingeborenen. Bald waren in verschiedenen 
Haufen Hunderte von Schweinen aufgetürmt, da- 
zwischen kamen Fische, Taro, gesalzenes Ochsensteisch 
usw. Alles dieses wurde unter die Gäste vertellt. 
Wenn man an die Masse der geschlachteten Tiere 
denkt, die in jenen Tagen in Mulinun, wie in den 
Dörfern den Eingeborenen verabreicht wurden, so 
möchte man fast sagen, daß die Samoaner es machen 
wollten, wie König Salomon bei der Tempelein“ 
weihung in Jerusalem. Zwar hatten die Samoaner 
keine Schafe und Rinder, dafür aber gaben sie das 
einzige, was sie geben konnten — Schweine — und 
diese sind in den Augen der Samoaner keine 
Kleinigkeit. 
So verlief der Tag der Einweihung unserer 
Kathedrale, welcher ohne Zwelfel einer der schönsten 
Tage sein wird in den Annalen der Mission von 
Samoa. 
Aus fremden Kolonien und 
Produhktionsgebieken. 
Einfuhrzölle für Fleisch und Schlachtvieh in der 
Oranjestuß--Rolonie. 
In der Oranjefluß-Kolonie sind jetzt bei der 
Einfuhr von frischem, gekühltem und gefrorenem 
Fleisch sowie von Schlachtvieh in gleicher Weise wie 
in Natal die im Zolltarif für den Südafrikanischer 
Zollverein dafür festgesetzten Zölle zu entrichten 
deren Erhebung auf Grund des Artikels XIII des 
Zollvereinigungsvertrages zwischen den britischen 
Kolonten in Südafrika einfiweilen ausgesetzt wor- 
Die betreffenden Nummern des Vereinszolltaris 
lauten: 
Nr. 3: Tiere: 
a) Rindvieh zum Schlachten, das T 
1 Pfd. Sterl. 10 Schill. 
b) Schafe zum Schlachten, dos Stück 
6 Schill. (ogl. Art. XIII des Vertrages). 
Fleisch, einschl. Schweineschmalz, Feite 
Suppen und andere ähnliche als Nah, 
rungsmittel gebrauchte Stofee, jedoch mn 
Ausnahme von Extrakten, Essenzen un 
Talg (vgl. Art. XIT des Vertrages), dab 
Pfund 1 Pence. 
Nr. 28: 
  
Rautschukpflanzungen in den englischen Nolonten= 
Ein Artikel in der englischen Zeitun „Finanche- 
and Bullionist“ vom 2. #hen # 36 gibt r*-l 
Überblick über das Geschäft in Aktien von Kautschn 
pflanzgesellschaften an der Londoner Börse währen 
des verflossenen Jahres und über die für Pflah 
kautschuk während desselben Zeitraums erzlelten Prai
	        
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