nach dessen Bedeutung zu fragen; damit kommt man
n der Regel weiter, als wenn man die Eingeborenen
4 um Erklärungen angehbt, weil sie da oft nicht
ersteten, wo man hinaus will. Wenn die Nacht
bereinbrach, und die Knaben ihr Kochen und Essen
erledigt hatten, legten wir uns unter die alten
Mongoböume. Da wurden Märchen erzählt, Räisel
und Sprichwörter gewechselt, allerlei Geschichten über
ond und Sterne berichtet, Lieder gesungen oder
auch im Mondschein Sptele gemacht. Manchmal
nahm ich auch eine Anzahl mit auf mein Zimmer,
daß sie mir etwas diktierten. Dazu bekamen sie
bald große Lust, denn es wor doch zu wonnig, im
Zimmer des Europäers sich ungeniert bewegen und
alles genau untersuchen zu dürfen. Wenn ich ihnen
gar ein Buch mit hebröfschen oder arabischen Buch-
aben zeigte, dann erstarben sie schier vor Verwunde-
rung. Noch mehr wuchs ihre Begeisterung, als sie
merkten, daß ihre Nachforschungen auch belohnt
wurden. Ich gab ihnen nämlich von Zeit zu Zeit
auf, mir Namen bestimmter Gegenstände aufzu-
schreiben und versprach ihnen für jeden Namen, den
ich noch nicht hatte, einen Pfennig. Das reizte
mächtig und gelegentlich konnte man wohl hören,
wie sie sich unterhielten: „Der Herr will heute
Töpfenamen. wissen, wir wollen welche suchen.“ So
amen nacheinander an die Relhe: Namen von
Blumen, Fruchtbäumen, Gemüsepflanzen, Unkräutern,
Würmern, Raupen, Eidechsen, Schlangen, Schmetter-
lingen, viersüßigen Tieren, Fischen, Vögeln, oder
von Haarfrifuren, Tätowierungen, Kleidungsstücken,
Speisen, Geräten, Gebäuden usw. Hierbei lag
natürlich die Gefahr nahe, daß man mir nur flüchtig
gehörte oder ungenügend bekannte Namen nannte.
Dieser Gefahr wurde aber dadurch begegnet, daß
die Wörter vor unparteilschen Zeugen niedergeschrieben
wurden. Da ließ die gegenseitige Eifersucht nicht
zu, daß ein ersonnenes Wort Aufnahme fand; es
kam vor, daß dem ahnungslosen Sammler der nieder-
schwetternde Ruf zuteil wurde: „Du lügst“. Auf
Sbaziergängen, Ausflügen und Reisen gab es stets
viel zu beobochten, zu sammeln und zu fragen. Fast
immer brachte ich eine Rarität helm, einen Stein,
eine Pflanze, Frucht, Blüte. Es gibt fast nichts,
für das die Eingeborenen keinen Namen hätten. In
Okelhaften Fällen ging ich zu den Alten im
1# orfe, die fast immer Auskunft geben konnten. Sehr
grreich ist es auch, nach der Beschaffenheit der
1 Egenstände zu fragen, da die Ewesprache eine ganz
aglaubliche Menge von Eigenschaftswörtern hat.
la Das bisher genannte, nicht so schwer zu er-
Gpende Material bezieht sich meist auf finnliche
Ochenstände; viel schwieriger ist es, Wörter für
de tiges zu finden, schon deshalb, weil die Sprache
" n ebenso arm ist, wie sie an Namen für sinnlich
fabrnehmbare Gegenstände üÜberreich ist. Die Neger
#i en schon nicht das Bedürfnis, Gleichartiges unter
nem Gesamtnamen zusammenzufassen. Sie haben
. B. kein Wort für Tier, Anrilope, Palme, obwohl
199 —
sie für jede einzelne Art dieser Gaitungen besondere
Namen haben. Doch wird man auch im Suchen
nach Wörtern für geistige Vorstellungen oft angenehm
enttäuscht, indem man mehr findet, als man anfäng-
lich hoffte. Dazu muß man unter die alten Leute
gehen, ihren Reden vor Gericht und in anderen Ver-
sammlungen zuhören.
Alle so gesammelten Wörter sind aber natürlich
noch wieder gründlich zu prüfen und ihre ver-
schiedenen Bedeutungen zu untersuchen. Gerade
letzteres ist oft sehr schwer. Man hat ein Wort
gehört und verstanden und schreibt es fröhlich auf;
bei nächster Gelegenheit hört man es in ganz anderer
Bedeutung, später wieder anders; das kann emen
ganz erheblich abkühlen. Dozu kommt die Ton-
unterscheidung. Fast alle Wörter der Ewesprache
sind einsilbig, und diese eine Silbe kann fünf ver-
schiedene Töne haben und bedeutet jedesmal etwas
ganz anderes. So kann z. B. die Silbe mo heißen:
Reis, ätzen, Weg, begreifen, Falle, Schmetterling,
Untiefe, Festung, stieren Blickes, je nachdem der Ton
höher oder tlefer, der Vokal länger oder kürzer,
mehr oder weniger durch die Nase gesprochen wird.
Außerdem hat die Sprache zwei d, zwei f, drei w,
zwei g.
Als ich mit dieser Sammelarbeit gerade im
schönsten Zuge war, nötigten mich schwere Schwarz=
wasserfieber-Anfälle zur Heimkehr nach Europa. Als
sprachliche Ausbente brachte ich eiwa 6 bis 7000
neue Wörter mit. Durch die Güte unseres Vor-
standes wurde ich völlig für sprachliche Arbeiten frei
gemacht und erhielt im Mai 1904 in melnem
früheren Schüler Gottfried aus Ve in Togo einen
tüchtigen Gehilfen, mit dem ich die Arbeit in
Tübigen und Berlin fortsetzen konnte. Unsere
nächste Aufgabe war nun, das gesomte Matertal,
sowohl das von Afrika mitgebrachte, wie auch das
schon vorhandene noch einmal Wort für Wort sorg-
fältig zu überarbeiten, die Rechtschreibung, Töne und
Bedeutung zu untersuchen und aus Märchen, Liedern,
Sprichwörtern und anderer Volksliteratur Belspiel-
sätze zu den einzelnen Sätzen zu suchen, soweit nicht
schon gleich beim Sammeln in Afrika ganze Säße
statt einzelner Wörter aufgeschrieben waren. Dann
wurde jedes Wort mit seinen Beispielen auf einen
besonderen Zettel geschrieben und schließlich die Zettel
alphabetisch geordnet.“
Aus fremden RKolonien und
Produktionsgebieten.
Die Schutzgollbewegung in Südafrika.
Irn den südafrikanischen Kolonien, wo der nach
dem Kriege erwartete geschüstliche Aufsschwung aus-
geblieben ist, sucht man neuerdings elfrig nach
Mitteln zur Verbesserung der Lage, und üÜberall
haben sich die Handelskammern und besondere, von
den Regierungen eingesetzte Kommissionen mit der