Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Übermacht angegriffen. Der Angriff wurde abge- 
schlagen und durch abgesandte Patrouillen der ganze 
Ort vom Feinde geräumt, während das Lager durch 
Posten gedeckt blieb. Die Nacht verlief ruhig. Die 
am anderen Morgen ausgesandten Patrouillen fanden 
die Gegend verlassen. Gegen Mittag trat ich den 
Weitermarsch an. Munken war bei den umwohnen- 
den Stämmen sehr gefürchtet. Niemand wagte sich 
in den Ort, aus Furcht, getötet und aufgefressen zu 
werden. Daß die Munkenleute gefährliche Kannibalen 
sind, wurde durch die in den Häusern zahlreich ge- 
fundenen Menschenschädel bestätigt. 
In dem nahe gelegenen Orte Bele und Kung 
waren die Eingeborenen friedlich, wenn auch scheu 
und mißtrauisch. Bele brachte eine Kuh mit Kalb, 
Kung zwel Elfenbeinzähne als Geschenk. Über die 
kleinen Orte Munkas= Iyno und Iyno erreichte ich 
nach Passieren eines etwa 200 m tlefen, schönen 
Gebirgstales den großen Ort Su, der bei den an- 
wohnenden Stämmen RNdum heißt. Die Haussas 
nennen den Ort Bafum-Kalse „das Bafum der 
Mörder“, weil hier früher mehrere Haussahändler 
getötet worden sein sollen. Der Ort zählt gegen 
1200 schön gebaute Häuser. Da jedes Haus von 
einer Famille, bestehend aus 1 Mann, 1 bis 10 
Weibern und den Kindern, bewohnt wird, auch jeder 
verheiratete Sklave ein Haus besitzt, so kann man, 
pro Haus je 1 Mann, 1 bis 2 Weiber und 1 bis 
2 Kinder gerechnet, die Elnwohnerzahl auf rund 
5000 Seelen veranschlagen. 
Su steht im Verkehr mit Ball Mudi. Zwischen 
beiden Orten soll sich ein etwa 5 Tagemärsche 
großer Wald ausdehnen, in dem es viel Gummi gibt. 
Der Ort Wal, den ich am nächsten Tag erreichte, 
zählt 800 Häuser. Am 23. Oktober überschritt ich 
den übermannstiefen 5 bis 6 m brelten Ngufluß, 
über den ich vorher eine Brücke hatte schlagen lassen, 
umd gelangte nach Uku (auch Agam oder Wum ge- 
nannt). Diese Ortschaft zählt gegen 1200 Häuser; 
außerdem gehören dazu noch etwa 10 Dörfer, die 
sich etwa 2 Tagemärsche welt nach Westen erstrecken 
und an die Landschaft Iko grenzen. Die Emwohner 
von Iko heißen Witschu. Da „Witschu“ in der 
Sprache von Ball-Mudi „Pfell“ heißt, so sind 
also Leute gemeint, die, im Gegensatz zu den speer- 
bewaffneten Bafums, Pfeil und Bogen führen. Wum 
grenzt nach Süden an Bafut. In allen diesen 
Orten wurde die Expedition freundlich aufgenommen. 
Vom Orte Kuk aus steigt das Gelände etwa- 
300 m hoch zu dem Plateau an, auf dem die 
große Bafumlandschaft Me (1516 m über dem 
Meeresspiegel) liegt. Der Hauptort, der sich an 
mehrere schroffe Felshügel anlehnt, macht einen ver- 
wahrlosten Eindruck. Der alte Häuptling scheint 
sehr wenig Einfluß zu haben. Die Einwohner 
von Me gelten als Menschenfresser. Nördlich Me 
erhebt sich der Ndawum-Berg, an dessen jenseitigem 
Abfall der Bergsee Ndi (eiwa 1700 m f. d. M.) 
mit dem Orte Nios liegt. In Me traf ich den mit 
Flüssen findet sich Galerlewald; 
  
der Kontrolle des Wegebaues beauftragten Feldwebel 
Fischer und besichtigte mit ihm eine am Uferhang 
eines Baches befindliche Kalkstelle. Während Feld- 
webel Fischer am nächsten Tage seinen Marsch nach 
Dumbo fortsetzte, überstieg ich die Grenzgebirge von 
Bekom und logerte bei einem früheren Farmdorf. 
Am nächsten Tag passierte ich die tiefe und enge 
Schlucht des Mugomflusses, überschritt die letzte 
hohe Bergkette von Bekom und lagerte im Farmdorf 
Babanki. Von hier wurde nach steilem Anstieg der 
1700 m ül. d. M. gelegene Hauptort Babankt er- 
reicht. Der Weitermarsch führte über Bambuti, die 
beiden dicht nebeneinander hoch am Bergabhange 
gelegenen Orte Bambili und Bafokum nach Bafuen, 
zu dem jetzt auch der frühere Ort Bamenda gehört. 
Die bisherigen Bewohner des letzteren Orts haben 
diesen wegen des ungesunden Klimas verlassen und 
sich wieder in der kalten Landschaft Bamenda, etwa 
1 Stunde östlich der Station, angesiedelt. Am 
90. Oktober traf ich wieder auf der Station ein. 
Die Bodengestaltung dieses nordwestlichen Grenz- 
gebiets ist eine ungemein vielseltige und weist Über- 
gänge von über 2000 m hohem Gebirgsplateau bis 
zur Tiefebene von nur 200 m absoluter Höhe auf. 
Vom Bali-Plateau steigt das Gelände in 
mehreren Gebirgsketten zu den fast alpenhaften, 
höchsten bewohnten Bergländern Kameruns, Bekom, 
Oku, Bansso und Kambo an. Auch der öflliche Teil 
des Bafum-Plateaus mit der Landschaft Me und 
dem Ndawum,-Bergrücken erreicht noch eine bedeutende 
Höhe. Von hier aus senkt sich dann das Gebirgs- 
massiv nach Norden zunächst in mehreren Terrain- 
stufen ab. Beim Abfall nach der Tiefebene zeigt 
es stark ausgewulstete Ränder, wie das etwa 1000 m 
schroff nach Kentu abfallende Fungwe-Gebirge und 
die wildzerklüften Felsgebirge von Tukum. Auch 
die Benue-Niederung weist noch zahlreiche Gebirgs- 
ketten und viele auffälllge Einzelberge auf. Die 
ganze gewaltige Gebirgsmasse führt ihre Wasser- 
mengen den belden großen Nebenflüssen des Benue, 
dem Katsena und Dongafluß, zu. Nur ihr südöst- 
licher Teil gehört dem Stromgebiet des Nun- 
Mbam an. » 
Die eigentlichen Hochgebirge sowie die Ubergangs- 
länder von Bafum, Dumbo, Assa fsind mit Gras 
bestanden, doch finden sich in den Tälern und an 
den Berghängen häufig ausgedehnte Hochwälder, wie 
im nördlichen Bekom, in Oku, Bansso, in den west- 
lichen und südlichen Teilen von Bafum, ein großer 
Grenzwald soll sich ferner zwischen Bansso und 
Kambo ausdehnen. Fast ganz mit Wald bestanden, 
mit Ausnahme der höher gelegenen Graskuppen, sind 
die Feisgebirge von Tukum. 
In der Ebene herrscht die Baumsavanne vor, 
die häufig in lichten Wald übergeht. An den 
teilweise auch 
dichter, ausgedehnter Hochwald. Kola kommt über- 
all in den Hochländern vom Buli-Plateau bis nach 
Bansso, Bekom und Kambo vor, Gummi in den
	        
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