Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

ostafrikanischen Schutzgebietes, überwiesen waren, der 
Prüfung mit. Erfolg unterzogen. 
Unter dlesen Kandidaten befanden sich 6 Kolonlal- 
eleven, 3 Lehrer, 2 Gerichtsaktuare, 1 mittlerer 
Forstbeamter, 1 Regierungs-Zivilsupernumerar, 
1 Eisenbahnpraktikant und 1 bayerischer Finanz- 
rechnungsrevisor. 
  
Museum für völkerkunde in Berlin. 
Dem Verzeichnis der Vorlesungen, welche auf 
der Friedrichs-Wilhelms-Universität zu Berlin im 
Sommersemester 1906 gehalten werden, entnehmen 
wir, daß der Direktor im Museum für Völkerkunde, 
Herr Professor Dr. v. Luschan, folgende Vorlesungen 
halten wird: 
Völkerkunde von Südafrika, mit Demonstrationen 
im Königlichen Museum für Völkerkunde, Dienstags, 
3 bis 4 Uhr, öffentlich. 
Anthropologisches Colloquium, Donnerstags, 7 
bis 9 Uhr abends, privatissime und unentgeltlich. 
Anthropologische Übungen, Sonnabends, 8 bis 
7 Uhr, privatissime. . 
Leitung wissenschaftlicher Arbeiten für Geübtere, 
im Königlichen Museum für Völkerkunde, täglich, 10 
bis 5 Uhr, privattssime. 
Spezielle physische Anthropologie, mit Demon= 
strationen, Donnerstags, 8 bis 5 Uhr, privatim. 
Ethnographische Ubungen, täglich, 10 bis 8 Uhr, 
privatissime und unentgeltlich. 
  
Roloniale Landwirtschaft. 
Voon den interessanten Aufsätzen, die in der 
soeben erschlenenen Nummer 4 (Aprll 1906) des 
„Tropenpflanzer“, Organ des Kolonial-Wirtschaft- 
lichen Komitees, Berlin, Unter den Linden 40, ent- 
halten sind, machen wir unsere Leser auf den zweiten 
Teil des Artikels von Kurt Busse über Kautschul- 
kultur in Deli aufmerksam. Während der erste 
Artikel sich speziell mit der Frage der Kultur Ficus 
elastica beschäftigte, hat der vorliegende Schluß- 
artikel die Kultur der Hevena brasiliensis, Manihot 
Glaziovii, Castilloa elastica und Kickxia elastica 
zum Gegenstand. — E. Ule weist in einem kurzen 
Aufssatz auf die Verwendung der Palmfrüchte am 
Amazonasstrome zu erfrischenden Getränken hin und 
empfiehlt die Anpflanzung solcher Palmen auch in 
unseren afrikanischen Kolonien. Die aus den Früchten 
dieser Palmen hergestellten Getränke würden einen 
Ersatz für die in den Tropen oft so schädlichen 
alkoholischen Getränke bieten. In einer ausführlichen 
Arbeit behandelt Prof. Dr. H. Winkler, Tübingen, 
die Chinchonakultur in Java. In dem ersten Tell 
seines Artikels bespricht er die allgemeinen Wachs- 
tumsbedingungen der Chinchonen, die Anpflanzung 
der Bäume, die Ernte der Chininrinde und ihre 
Behandlung; in einem Schlußartikel wird noch die 
Sortenauswahl usw. erörtert werden. 
  
Üüber Glasbearbeitung in Westafrika. 
Der Zeltschrift für Ethnologie, Heft 1 u. 2 
1906, entnehmen wir folgendes: 
Herr P. Staudinger legt verschiedene aus 
Hebron stammende Glassachen, namentlich Arm- 
ringe sowie auch gläserne Armringe auß Nupe vor. 
Gelegentlich meiner vor 20 Jahren ausgeführten 
Expedition nach den Niger-Benusgebieten vermochte 
ich die sehr wichtige Tatsache festzustellen, daß die 
vielfach in diesem Telle Westafrikas getragenen Arm- 
ringe aus Glas von den Nupe= oder Nufeleuten, 
also in Afrika selbst, hergestellt wurden. Leider 
konnte ich damals nicht selbst die Glaskünstler bei 
ihrer Arbeit beobachten und näheres über die Tech- 
nik in Erfahrung bringen, da meine Expedition nicht 
das eigentliche Nupeland berührte und ich auf 
wandernde Glasarbeiter nicht stieß, aber es war 
immerhin von gewisser Tragweite, in Erfahrung zu 
bringen, daß auch Afrikaner Glas in so guter Weise 
bearbeiten. 
Schon damals erfuhr ich, daß die Kunst nicht 
allgemein, wie andere Handwerke in dem industrie- 
reichen Nupe verbreitet sei, sondern daß nur ver- 
hältnismäßig wenig Familien im Besitze des „Ge- 
heimnisses“ seien, das sorgsam gehütet werde. Vor 
sieben Jahren teilte ich Ihnen gelegentlich der 
Vorlage verschiedener Glasgegenstände aus Afrika 
mit, doß nach einer Mitteilung, die Herr G. A. 
Krause, der bekannte Afrikasprachforscher und erster 
Kenner der Haussa= und anderer westafrikanischer 
Sprachen, mir seinerzeit gemacht hatte, die Glas- 
macher vom „Osten“ gekommen seien und es „Juden“ 
gewesen sein sollten. 
Auch er bestätigte, daß die Glasarbeitstechnik 
nach Auskünften, die er erhalten habe, geheim ge- 
trieben würde; so erfuhr ich auch, daß man Sklaven, 
die bei den Glasmachern arbeiteten, mit dem Tode 
wegen Verrat der Kunst bedroht hätte. 
Mag dem nun sein, wie ihm wolle, jedenfalls 
war das Gewerbe nicht allzuweit verbreitet. Was 
nun das Auftreten von Sagen über „Juden“ im 
westlichen Sudan anbelangt, so findet man diese 
Überlieferungen nicht allzu selten in verschiedener 
Form; auch in der Geschichte des Sudans werden 
sie wie auch Mischvölker von „Juden und Persern“ 
erwähnt. Beziehungen mit dem Osten und seinen 
verschiedenen Völkerschaften haben ja gewisse west- 
afrikanische Gebiete seit alter Zeit sehr verschiedene 
gehabt. 
Ich beschloß indessen der Sache nachzugehen, 
obgleich ein anderer zuverlässiger Gewährsmann 
nichts von der Sache des Einflusses der Juden bei 
der Glasmachekunst gehört hatte. Nun wußte ich 
aus der Literatur, daß in Hebron in Palästina in 
alter Zeit bis zur Neuzeit Glasindustrie getrieben 
wurde. Ich wandte mich an einen Bekannten und 
erhielt vor 5 bis 6 Jahren eine Anzahl Glassachen 
aus Palästina, angeblich Hebron. waren zu- 
nächst einige Gläser von alter, interessanter Form,
	        
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