Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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B. Kriegsschiffe. 
  
  
  
. « Häufigkeit 
Nationalität Name Art Deplacement! Besatzung des 
Anlaufens 
Deutschla ... „Kondor“ Kleiner Kreuzer 1600 160 2 
Frankreic . „Zelee“ Kanonenboot 670 108 1 
  
  
RAus dem Pereiche der Wirstonen und 
der Antkisklaverei-Bewegung. 
Volkspsychologie am Kilimandscharo. 
Wenn man Ratzels „Völkerkunde"“ liest, stößt 
man überraschend oft auf Berichte von Missionaren, 
die dieser Meister ethnographischer Forschung als 
Quellen oder Beweismittel anführt. Es hat wohl 
der Tat auch kein anderer Europäer so viel Ver- 
anlassung, sich mit der Lebensweise und Gedanken- 
welt der Völker in unseren Kolonien vertraut zu 
machen, wie der Missionar. Je tlefer er seine Auf- 
gabe erfaßt, umsomehr wird er sich bemühen, einen 
Weg zum Herzen des Volkes zu finden, unter dem 
er wirkt. Einen interessanten Einblick in diese dem 
fernstehenden Beobachter leicht entgehende Geistes- 
arbeit unserer Missionare gewährt ein Bericht des 
Missionars Gutmann in Madschame, den wir dem 
Leipziger Missionsblatt entnehmen: 
„Ganz verfehlt ist das oft gehörte Urteil, daß 
die Arbeit unter den Naturvölkern geringere An- 
sorderungen stelle an den Missionar. Ihm muß 
mehr als anderen die Gabe eigen sein, schlummernde, 
verborgene Kräfte zu entdecken und zu wecken; er 
ollte einen unermüdlichen Forschungstrieb besitzen, 
der nicht das Kleinste unbeobachtet läßt, denn er soll 
eindringen in die verborgensten Regungen der 
Volksseele. Und dies alles muß er auf elgenen An- 
. hin tun, denn ihm fehlen jene anregenden 
Uurbenwirkungen, die die Tätigkeit eines Missionars 
rGWw einem gebildeten Volke auslöst, das an einen 
ampf der Geister gewöhnt ist, und das so immer 
—— neue auch einen ruhellebenden Geist anregt, 
Mifricht und etwaige falsche Anschauungen in betreff 
r Hörer berichtigi 
ash Von diesem Gesichtspunkte aus erscheint es ge- 
nicht als ein Vorteil, daß der Neger z. B. keine 
*8 bei der Heidenpredigt machen wird; auch 
und inzelgespräch ist er so zurückhaltend wie möglich 
er weist lieber scheinbar vieles von sich, was er im 
gin den verehrt, als daß er einmal aus sich heraus- 
* und ehrlich sagte, was ihm unglaublich oder 
it unehmbar erscheint. Trotz dieser Zurückhaltung 
N oite der Gegensatz gegen das Christentum 
ausge en, der von den Machthabern und Zauberern 
hor Aber auch ihre Anschauungen können dem 
dieselenar lange verboigen bleiben, denn es sind oft 
un #en Leute, welche seine Predigt ruhig anhören 
persönlich von großer Liebenswürdigkeit sind. 
  
  
  
  
Ein wirklicher Vorteil für selne Arbeit sind aller- 
dings die einfachen Lebensverhältnisse des ganzen 
Volkes, die Einheitlichkeit aller Gedanken und Vor- 
stellungen. Auch des Häuptlings Blick geht nicht 
über den Gesichtskreis eines armen Haussklaven 
hinaus. 
Um so hindernder ist unter einem Naturvolk 
der Gegensatz von Weiß und Braun. Auch der 
Missionar kann ihn trotz aller Energie nicht völlig 
ausschalten aus den Empfindungen seiner Seele. 
Und wenn es ihm auch gelingt, den Gegensatz der 
Hauptsache nach innerlich zu überwinden, so bleibt 
es doch für seine Hörer immer ein schweres Hemmnis, 
daß sie sich Jesum zunächst auch nur als einen 
Europäer vorstellen können und den Herrn Himmels 
und der Erde als „Gott der Wasungn“, der Weißen. 
Es bedarf hier eines wahrhaft evangelischen Taktes, 
um alle diese den Eingang des Wortes hemmenden 
Vorstellungen hinwegzuräumen. Hier ist der Punkt, 
welcher uns evangelische Missionare immer zwingen 
wird, jedem Volke das Evangelium in der Mutter- 
sprache zu verkündigen. Denn erst, wenn Jesus in 
ihrer eigenen Sprache zu ihnen redet, und Gottes Wort 
auch den Kindern und alten Weibern verständlich ist, 
darf man hoffen, daß die Gedanken von Welß und 
Braun aus ihrem Gesichtskreis völlig weichen, wenn 
sie an Jesus denken und zu ihm beten. 
Weil aber soviel Fremdes zwischen ihn und 
seine Hörer sich drängt, und seine ganze Botschaft 
etwas unerhört Neues bringt, muß der Missionar 
um so sorgfältiger alles aufsuchen, was seinen Hörern 
das Verständnis erleichtert. Mit unermüdlicher Liebe 
muß er ihren Gedanken und Vorstellungen nachspüren 
und sonderlich unausgesetzt an der Vervollkommnung 
seiner Sprache arbeiten. So bilderreich die Leute 
auch reden, sie werden doch nur das verstehen, was 
von ihnen zuvor gedacht und ihrem eigenen Vor- 
stellungskreise entsprungen ist. Darum kann man 
sich durchaus nicht auf seine eigene Erfindungsgabe 
und Phantasie verlassen, sondern muß jedes Bild 
und Gleichnis zuvor sorgfältig prüfen, bis dann 
allerdings bei anhaltendem Studium das Gefühl auch 
dafür geschärft wird. Z. B.: Für das Blld „jung 
werden wie ein Adler“, hat der Madschagga auch 
nach eingehender Erklärung kaum ein Verständnis; 
alle die beabsichtigten Vorstellungen lösen sich aber sofort 
bel ihm aus, wenn ich soge „jung werden wie eine 
Schlange“, denn die Schlange ist ihm das Sinnbild 
der Erneuerung. Die Mahnung: „Vertraue nicht
	        
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