Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

werden die Aussichten als fast ebenso günstig an- 
gesehen. 
Trotzdem der Baumwollenbau sehr viel höhere 
Erträge als im Vorjahr gebracht hat, entsprachen 
diese doch nicht den Erwartungen. Die Erfahrung 
hat gelehrt, daß Gegenden, die höher als 1500 Fuß 
über dem Meer liegen, dafür nicht geeignet sind. 
Die günstigsten Gegenden sind die Ufer des oberen 
und unteren Shire-Flusses. In niederen Gegenden 
gedeiht ägyptische, in höheren amerikanische „Upland“ 
am besten. Die „British Cotton Growing Asso- 
ciation“ bringt den Unternehmungen reges Interesse 
entgegen und unterstützt sie durch Darlehen. Vor- 
läufig bereiten die teuren Transportverhältnisse noch 
große Schwlerigkeiten. 
Der Baumwollenkultur der Eingeborenen hat 
man besondere Aufmerksamkelt gewidmet. Sie ver- 
spricht Erfolge, wenn Samen zu niedrigen Preisen 
beschafft werden kann. Über 2200 Acres werden 
jetzt von Eingeborenen mit Baumwolle bestellt. Ver- 
suchsweise sind 4 Handginmaschinen angekauft worden, 
damit die Eingeborenen ihre eigne Baumwolle ent- 
ginnen und so den Samen für spätere Anpflanzungen 
retten. Der Versuch ist fehlgeschlogen, da die Maschinen 
zu langsam arbeiteten. 
Die höher gelegenen Landstriche sind für Tabak- 
bau geeignet, nur macht die Behandlung des Tabals 
noch Schwierigkeiten. Größere Unternehmungen 
haben deshalb gelernte amerlkanische Arbeiter ange- 
worben, um bessere Qualität zu erzielen. 
Die Lage der Eingeborenen war im Berichtsjahr 
eine günstige, da reichlicher Regen eine gute Ernte 
ergab. Die Ziwilisation breitet sich immer mehr 
aus, und unternehmende Eingeborene haben schon 
kleine Läden eröffnet und konkurrieren mit den in- 
dischen Händlern. Die Hüttensteuer wird größten- 
teils in bar gezahlt. Im ganzen steuern 174 659 
Eingeborene nach dem niedrigeren Saß von 38 Schilling 
und 9417 nach dem höheren von 6 Schilling. 
Regierungsschulen sind nicht vorhanden, das 
ganze Unterrichtswesen liegt in den Händen der 
Missionare. Es gibt kaum ein Dorf, in dem nicht 
wenigstens 2 oder 8 Schüler lesen und schrelben 
können, und die jüngere Generation beginnt einzu- 
sehen, daß sie besser fortkommt, wenn sie etwas 
gelernt hat. 
Die Rindviehbestände einiger Distrikte litten unter 
der Lungenseuche. In den Händen der Europler 
befinden sich 6577, in denen der Eingeborenen 20 198 
Stück Rindvieh. 
Neue Wege werden angelegt von Katungas längs 
des Shireflusses nach Chiromo, ferner von Zomba 
nach Blantyre und nach dem Lager des 2. Schützen- 
bataillons. In Zomba wurde eine elektrische Kraft- 
station errichtet, an der jetzt 350 Lampen angeschlossen 
sind. Das Werk unterhält sich selbst bei 5 % 
Abschrelbungen. 
Beim Eisenbahnbau waren bis zu 9000 Menschen 
beschäftigt. Ende August erreichte der erste Zug 
  
324 
  
von Port Herald kommend Chiromo. An der Strecke 
nach Blantyre wird gearbeltet. 
Der Gesundheitszustand der weißen Bevölkerung 
war zufriedenstellend. Im ganzen sind 10 Todes- 
fälle vorgekommen = 23,12 auf 1000 gegen 35,34 
im Vorjahr. Malaria und Dusenterie waren die 
häufigsten Krankheiten. Die Eingeborenen litten 
am meisten unter Pocken. Impfungen werden in 
reichem Maße vorgenommen. Unter der Eingeborenen- 
truppe in Fort Manning kamen 16 Fälle von 
Berl-beri vor, von denen drei tödlich verliefen. Der 
behandelnde Arzt stellte durch Nachfragen fest, daß 
diese Krankheit den Elngeborenen von früher her 
bekannt ist, und daß zeitwelse lokale Epidemien auf- 
treten. Auch der Arzt in Fort Johnston stiellte 
einige Erkrankungen mit Beri-beri-Erscheinungen fest. 
Den Eingeborenen in dieser Gegend war diese Krank- 
heit aber bisher unbekannt. 
Neuer Dampfer auf dem vikkoriasee. 
Die Verwaltung der Uganda-Bahn (Britisch- 
Ostafrika) hat für den Dienst auf dem Viktoriasee 
einen neuen Dampfer erbauen lassen, dessen einzelne 
Teille nunmehr in Mombasa elngetroffen sind. Der 
Dampfer führt den Namen „Clement Hill“ und ist 
etwa 45 Fuß länger als die beiden bisherigen 
Dampfer „Winifred“ und „Sybil“. Während diese 
nur einen Raumgehalt von je 600 Tons haben, ist 
der neue Dampfer rund 800 Tons groß. . 
Bis zur Indienststellung des Dampfers werden 
ekwa 18 Monate vergehen. 
  
Mauritius im Jahre 1904.7) 
Die eigenen Einnahmen der Kolonie belaufen 
sich im Rechnungsjahr 1903/04 auf 9 473112 Ru- 
pien, die Ausgaben auf 10 664115 Rupien. Für 
das Rechnungsjahr 1902/08 hatten die Einnahmen 
9221 600 Rupien, die Ausgaben 9575 182 Rupien 
betragen. Die Mehreinnahmen sind eine Folge der 
reichen Zuckerrohrernte; die Mehrausgaben sind ent- 
standen, weil Pflanzern Beihilfe gelelstet worden ist, 
ein neuer Bagger angeschafft ist, um den Hafen zu 
verbessern, und weil der im vorhergehenden Jahre 
begonnene Bau einer Eisenbahn fortgesetzt ist. 
Der Außenhandel bewertet sich in den Jahren 
1903 und 1904, wie folgt (in 1000 Rupien): 
  
  
  
  
erkunft bzw. Einfuhr Ausfuhr 
Be stimmungsland 1903 . 1904 1903 D 1904 
Vereinigtes Königreich 10308 111094349 6289 
Britische Besitzungen 18424 17500|0812 34701 
Fremde Länder 10538 6807 510 1016 
Zusammen 89270 35416 135671 42006 
) Für 1903 ogl. Kolonialblatt 1905, S. 95.
	        
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