Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Sofern die Untersuchungen dieser Kommissionen das Vorhandensein lokaler Mißstände festgestellt 
haben, sind von dem Gouverneur im Einvernehmen mit der Kolonial-Abteilung bereits die erforder- 
lichen Anordnungen zu ihrer Beseitigung getroffen worden. 
Der vor einigen Jahren zunächst mit gutem Erfolge begonnene Versuch, die Eingeborenen 
anzuhalten, in Gemeinschaft mit ihren angestammten Oberhäuptern (Jumben) größere der gesamten 
Dorfschaft gehörige Felder (Dorfschamben) anzulegen, um dadurch den Anbau von Feldfrüchten zu 
heben, ist aufgegeben worden. 
Durch die kurz nach Beginn des Aufstandes in Jansibar ausgebrochene Pestepidemie wurden 
die Maßnahmen zur Unterdrückung des Aufstandes nicht unerheblich beeinträchtigt; auch hatten die 
zur Verhütung der Einschleppung der Pest in das Schutzgebiet getroffenen Maßregeln mancherlei 
Unbequemlichkeiten für Handel und Verkehr zur Folge. Da die Pest unter den Ratten in Zansibar 
immer noch nicht erloschen ist, konnten die strengen Quarantänevorschriften auch bis jetzt noch nicht 
aufgehoben werden. 
Nachdem die ostafrikanische Eisenbahngesellschaft den Bau der Bahn von ODaresfalam nach 
Morogoro der Firma Holzmann & Cie. übertragen hatte, sind von dieser die Erdarbeiten bereits auf 
den ersten 90 km ausgeführt worden; das Legen des Oberbaues ist begonnen, während die Trassier- 
und Bauarbeiten auf dem weiteren Teile stetig fortschreiten. Zur Zeit schweben Erwägungen, die Bahn 
auf einer Teilstrecke, deren Länge noch nicht feststeht, dem Verkehr zu übergeben. 
Die Usambaraeisenbahn von Tanga nach Mombo ist im laufenden Jahre von der Deutschen 
Kolonialeisenbahn-Bau= und Betriebs-Gesellschaft, an die sie seit dem 1. April 1905 verpachtet ist, 
betrieben worden. 
Die Arbeiten zur Verbreitung der Baumwollkultur wurden, soweit sie nicht durch den Aufstand 
beeinträchtigt wurden, unter Leitung des Kolonialwirtschaftlichen Komitees in tatkräftiger Weise 
fortgesetzt. 
Die guten Erfahrungen, welche bisher mit Sisal- und Kautschukkulturen gemacht wurden, 
führten eine ziemliche bedeutende Vermehrung und Ausdehnung der betreffenden Plantagen- 
unternehmungen herbei. Jedoch scheint das Arbeiterangebot mit der Ausdehnung der Betriebe nicht 
gleichen Schritt zu halten und überhaupt der Zuzug von Arbeitern aus dem Innern nachzulassen, 
weil die dortigen Eingeborenen bei der fortschreitenden Entwickelung der Gebiete am Victorlasee ihre 
Bedürfnisse durch Verkauf der Landesprodukte an Ort und Stelle zu befriedigen vermögen. Eine 
planmäßig organisierte Arbeiteranwerbung im Innern mit einem festen Werbebureau in Tabora wird 
allgemein als das beste und einzig wirksame Mittel angesehen. Ein Zusammenschluß der Interessenten 
zu diesem Iwecke ist bereits erfolgt. 
Trotz der schweren durch den Aufstand hervorgerufenen Schäden weist dank der erfreulichen 
Entwickelung der nördlichen Telle des, Schutzgebietes das Gesamtbild des Handels ein durchaus 
befriedigendes Ergebnis auf. 
Die Deutsch-Ostafrikanische Bank hat am 23. Juni 1905 ihren Geschäftsbetrieb im Schutzgebiet 
und zwar zunächst in Daressalam eröffnet. Mit der Ausgabe von Banknoten hat sie im Dezember 1905 
begonnen. Das Ergebnis des ersten Geschäftsjahres muß als zufriedenstellend bezeichnet werden. 
Unter den für das Schutzgebiet im letzten Jahre erlassenen Verordnungen sind hervorzuheben: 
1. Eine Verordnung des Gouverneurs, betreffend den öffentlichen Verkehr im deutsch- 
ostafrikanischem Schutzgebiet, vom 7. März 1906. 
Nach dieser Verordnung können bestimmte Teile des Schutzgebiets, deren eingeborene Bevölkerung 
für die unbeschränkte Aufnahme des öffentlichen Verkehrs nicht reif erscheint, als gesperrtes Gebiet 
erklärt werden, andererseits werden für den übrigen Teil des Schutzgebietes die den Karawanenverkehr 
beschränkenden früheren Bestimmungen aufgehoben.
	        
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