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Nachbarinnen die Wöchnerin mit Gemüse und Taros
erfreuen. Sobald die Mutter wieder bei Kräften
ist, geht sie ihren altgewohnten Pflichten nach.
Die Baininger tragen die Kinder nicht wie die
Uferleute in einem Stück Tapa oder europälschen Stoff,
das sie quer über einer Schulter befestigen, sondern
halten es auf beiden Armen vor sich auf einem Blatt
von richtiger Größe liegend. Schleppt die Frau
Holz oder Taros oder Wasser, so begegnet man
jederzeit dem Vater, der vorausgeht und das Kind
auf den Armen trägt. Ist das Kind stärker und
kann allein sitzen, so nimmt es, wenn die Mutter
ausgeht oder Lasten trägt, der Vater auf die
Schultern. Die Kleinen gewöhnen sich sehr schnell
an diese Art des Tragens; sie klammern sich unwill-
kürlich am Hals oder an der Stirne der Mutter
oder des Vaters an. Auf schlechten Wegen, beim
Passieren von Flüssen auf Baumstämmen, wo ein
Europäer alle seine Sinne zusammen nehmen muß,
um nicht auszugleiten, geht der Baininger noch dazu
schwer bepackt und mit dem Kinde auf den Schultern
behende und furchtlos vorüber.
Ein Baininger Kind ist kein verhätscheltes Wesen.
Es leidet zwar nicht an Hunger und Durst oder von
schlechter Behandlung; denn die Leute lieben ihre
Kinder und geben sich Mühe, sie groß zu bringen;
allein was die Reinhaltung anbelangt, so brauche ich
nach allem Vorhergesagten kaum noch ein Wort zu
verlieren. Im Hause liegen die Kleinen auf der
harten Erde, sehr oft ohne jegliche Unterlage.
Nachts sind sie zwar in nächster Nähe der
Mutter und des Feuers gebettet, allein, da die
Nachtbrise durch die Hütte streichen kann, und die
Kälte, zumal in den Bergen, empfindlich wird, so
haben die armen Würmchen doch viel zu leiden.
Zuweilen kommt es auch vor, daß sich das Kind auf
die Seite legt, und da der Boden in den Hütten
meistens uneben ist, so ist es ein Leichtes, daß das
Kind abwärts rutscht, sich wehe tut oder gar ins
Feuer gerät. Bis dann die Mutter vom Schreien
aufwacht und den armen Wurm wieder bei sich hat,
ist er oft schon schrecklich verwundet. Während die
Eltern in der Pflanzung arbeiten, liegt das Kind
stundenlang am Boden, und wenn es nicht schläst,
schreit und windet es sich wie ein Wurm. Unbe-
kümmert um Regen und Sonnenschein, wird es stets
mitgetragen.
Diese Vernachlässigung wirkt natürlich schädlich
auf die Gesundheit der Kinder. Man darf annehmen,
daß fast die Hälfte der geborenen Kinder im ersten
Jehre stirbt. Im Jahre 1900 wurden in meiner
Zachborschaft zehn Kinder geboren, die alle nachein-
* starben. Ich war selbst über diese Todesfälle
aunt, da die meisten Kinder blühend, sogar von
Gesundheit strotzend ausgesehen hatten. Ich muß
jedoch hervorheben, daß das erwähnte Jahr eine
Ausnahme war und auch für die Erwachsenen elne
große Sterblichkeit aufwies. Mit zunehmendem
Alter bekommen die Kinder eine Art Ausschlag, der
den ganzen Lelb bedeckt. Da sie nicht relnlich be-
handelt werden und ohnedies steis auf der bloßen
Erde umherrutschen, so verschwindet das Ubel nur
langsam und bietet einen ekelerregenden Anblick. Es
ist nur zu verwundern, daß aus so übel behandelten,
allerdings auch abgehärteten Wesen sich die später
so kräftigen, vierschrötigen Baininger-Gestalten ent-
wickeln können.
XIII.
Beschäftigung der Baininger.
Der Baininger ist durchweg Ackerbauer. Wem
es je vergönnt gewesen ist, nach Baining zu kommen,
der war erstaunt über die ausgedehnten und sauber
gehaltenen Taropflanzungen der Eingeborenen. Im
nachstehenden wollen wir einmal dem Baininger bei
seiner Arbeit zuschauen, und zwar speziell in der
Taropflanzung; denn Taro bildet daos Hauptnahrungs-
mittel der Bergbevölkerung und Taroanpflanzung die
Hauptbeschäftigung.
Die Bestellung der Taroplantagen ist nicht an
eine bestimmte Zeit des Jahres geknüpft, sondern
verteilt sich über das ganze Jahr. Ist eine Pflan-
zung abgeerntet, so reisen in einer andern schon
wieder die neuen Taros. Somit kann also der
Baininger nicht sorglos in den Tag hinein leben,
sondern muß stets bei der Arbeit sein.
Da die Anlage einer neuen Pflanzung viele und
anstrengende Arbeiten erfordert, die schwerlich einer
allein verrichten kann, so tun sich meistens mehrere
Familien, 5 bis 6 oder noch mehr, zu diesem Zweck
zusammen. Meistens arbeiten dieselben Leute schon
seit Jahren zusammen und weichen von dieser Tra-
dition nicht ab, es müßte denn vorkommen, daß
mehrere Familien ganz aussterben und die übrigen
sich dann einer anderen Gruppe anschließen. Das
zur Pflanzung bestimmte Grundstück wird vom
Häuptling oder auch von irgend einem andern Mit-
gliede vorgeschlagen. In sehr bevölkerten Gegenden
kommt es vor, daß ein Terrain schon nach ein paar
Jahren wieder bepflanzt wird. Der Busch, der sich
während dieser kurzen Zeit entwickelt, ist natürlich
nicht bedeutend, und das Abholzen desselben verlangt
auch keine große Arbeit. In Gegenden mit geringer
oder sehr dünner Bevölkerung wählt man zur Pflan-
zung nur alten Busch von 10 bis 30 Johren. Daß
die Elngeborenen auch den elgentlichen Urwald nieder-
schlagen, ist mir nur einmal zu konstatkeren vorge-
kommen, und zwar ganz im Innern, im Quellgebiet
des Patongo, wo von den Eingeborenen von Missams
ein Teil ostwärts an den Patongo übersiedelte und
dort mitten im Urwald Pflanzungen anlegte. Was
sie zu dieser schweren Arbeit veranlaßte, war wohl
nur der Wunsch, der Küste näher zu sein und so
um so eher ihre Taros an den Mann bringen zu
können. Die Unebenheiten des Terrains schrecken
den Baininger nicht zurück. Auch an den steilsten
Abhängen, wo man nicht einmal aufrecht stehen kann,
wird gerodet. Nur Schluchten, die zur Regenzeit
mit Wasser angefüllt sind, umgeht er. Folgen wir