Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

dukudu, an der Südwestküste von Kokola bis Na- 
kudukudu, wird eine Sprache gesprochen. Die 
Bezeichnung der Landschaft „Laur“ stimmt so ziemlich 
mit dieser Sprachgrenze überein. (Bei der Adop- 
tierung von Eingeborenennamen für größere Gebiete 
sind Ungenauigkeiten unvermeidlich, da den Leuten 
das Bewußtsein der Elnheit, auch wo die Sprache 
dle gleiche ist, und die Ubersicht über ein größeres 
Gebiet abgeht.) Nachträglich stleß ich auf eine 
Sprachinsel an der Südwestküste, weiß aber nicht, 
ob es sich um eine andere Sprache oder einen ab- 
weichenden Dialekt handelt. Die Kokopo-Sprache 
(um Herbertshöhe) ist der Sprache dieses Teiles 
von Neu-Mecklenburg-Süd im Baue sehr ähnlich; 
ein großer Teil des Wortschatzes ist, nur durch be- 
stimmte Lautverschiebungen unterschleden, den beiden 
Sprachen gemeinsam. 
Tropenhygiene und andere med izinische 
eobach tungen. 
In bezug auf die Malaria liegen die Verhält- 
nisse im Bismarck-Archipel viel günstiger als auf 
dem Festlande von Neu-Guinea. Das Gebiet von 
Neu-Mecklenburg-Süd, welches ich Gelegenheit hatte, 
kennen zu lernen, scheint wenig Gelegenheit zur 
Malariainfektion zu bieten. Alle Malariaanfälle, die 
ich dort bei Europäern sab, lleßen sich auf anderswo 
acquirlerte und nicht geheilte Infektionen zurück- 
führen. Obzwar ich in der Uberlegenheit zwischen 
Südwest= und Südostmonsun dort war, bemerkte ich 
selten Moskitos. Bei allen meinen Wanderungen 
nahm ich nie ein Moskitonetz mit und hatte nie 
unter Moskitos zu leiden. 
Unter den Eingeborenen kommen bisweilen Epi- 
demien von Dyzenterie vor. 
Die Häufigkeit des venerischen Granuloms auf 
Neu-Mecklenburg wurde schon im letzten Bericht 
erwähnt. 
Der Frage nach „wohlgelungenen Trepanationen 
des Schädels durch Eingeborene"?*) bin ich im Bis- 
marck-Archipel nachgegangen und fand durch eigene 
Erfahrung, Befragen der Eingeborenen und erfah- 
rener Kolonisten?“) folgendes: 
Diese „Trepanationsöffnungen“ im Schädel finden 
sich immer nur an Schädeln aus solchen Gegenden, 
wo die Schleuder im Gebrauch ist, und es wurde 
auch übereinstimmend mitgeteilt, daß die Löcher durch 
die geschleuderten Steine erzeugt werden. 
Es gibt in solchen Gegenden Männer, die eine 
besondere Geschicklichkelt in der Behandlung solcher 
Wunden, der Herausnahme der Knochensplilter, dem 
Verbande usw. haben. Ein Teil des guten Heil- 
erfolges liegt in der Anwendung von Kokosnuß- 
wasser zum Auswaschen dleser Wunden. 
Aus dem Gesagken erhellt, daß es ein Mißbrauch 
ist, hier von „wohlgelungenen Trepanationen“ zu 
*) Agl. mein im März 1904 vorgelegtes Arbeits- 
programm. 
*“) Darunter des bekannten Herrn Parkinson in Ralum. 
  
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reden, da es sich vielmehr nur um eine Heilung 
der Löcher handelt, welche durch geschleuderte Steine 
in die Schädel geschlagen werden. 
Ferner wäre es voreilig, diese Heilungen gleich 
als einen Beweis der größeren Resistenz der Ein- 
geborenen gegen die eitererregenden Bakterien anzu- 
führen, da die Behandlung der Wunden, wie oben 
erwähnt, eine ganz zweckmäßige — unstinktiv 
sterile ist. 
Von verschiedenen Seiten wurden mir überein- 
stlmmende Angaben gemacht, daß Fälle momentaner 
Erregung, die ganz an das Amoklaufen der Malayen 
erinnern, auch unter den Melanesen vorkommen, und 
zwar auch, wenn sie sich in ihrem gewohnten Milien, 
in ihrem Helmatsorte, befinden. 
Etntgegen der immer wiederkehrenden Behauvtung, 
daß das Betelkauen berausche, konnte ich keine An- 
haltspunkte dafür finden. Ich versuchte es schließlich 
selbst, ich verspürte dleselbe anregende Wirkung wie 
beim Tabakrauchen. Ich glaube danach sagen zu 
dürfen, daß das Betelkauen, wie es in Neu-Gulnea 
und im Bismarck-Archipel geübt wird — Kauen 
von Betelnuß und der Wurzel oder der Frucht einer 
Liane mit Zusatz von Kalk —, keine berauschende 
Wirkung ausübt. Die Frage, ob nicht mitunter an- 
dere Zusätze gemacht werden, dle dann doch eine 
berauschende Wirkung ausüben können, bleibt offen. 
In dem besuchten Gebiet von Neu-Mecklenburg- 
Süd habe ich weder Landblutegel noch Buschmucker 
bemerkt. 
Zoologie. 
Es war sehr interessant, die Fauna von Nenu- 
Irland mit der von Neu-Guinea zu vergleichen; 
eine große Anzahl von Formen fehlen, andere waren 
stark variiert, außerdem begegnele ich einer Reihe 
von Spezles, die dem Festlande von Neu-Guinea 
nicht eigen sind. Jedenfalls merkwürdig ist es, daß 
eine Anzahl von Tieren, die sowohl in Neu-Guinea 
als auch in Neu-Pommern (Neu-Britannien) vor- 
kommen, in Neu-Mecklenburg (Neu-Irland) fehlen. 
Die Scheidung zwischen Neu-Mecklenburg und Neu- 
Pommern ist in dieser Beziehung eine schärfere, als 
man von vornherein erwarten sollte. 
Ich lasse als Beispiel die Namen einiger in 
Neu-Guinea und Neu. Pommern sehr häufigen For- 
men solgen, die in Neu-Mecklenburg fehlen, soweit 
mein Sammeln und meine Nachforschungen reichen: 
Helmkasuar, welßer Kakadu, Lederkopf (Philemon) 
und fliegendes Eichhörnchen (Petaurus). 
Die Zahl der gesammelten Säugetierhäute und 
Vogelbälge übersteigt jetzt 250, auch die Kaltblütler- 
sammlung wurde um ctwa 30 Exemplare, die In- 
sektensammlung um etwa 200 Stück bereichert. 
Beobachtungen während der Touren in Neu- 
Mecklenburg-Süd über die Beschaffenheit 
des Landes usw. 
Das Vorwärtskommen ist in diesem Gebiete ganz 
ungleich viel leichter als in Neu-Guinea selbst. Das
	        
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