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Nachrichten aus den deutfschen Schuhgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Dreutsch-Hltafrika.
Die Rultur der vanille.
Benutzung eines Artikels der Nr. 10 des „Tropen-
iezer". Vgl. die Besprechung unter „Literatur“.)
Die Kultur der Vanille ist eine uralte, und es
steht schon seit langen Zeiten fest, daß die Früchte
der Kulturformen unvergleichlich aromatischer sind
als diejenigen der wild gewachsenen Pflanzen. Die
(Unter
ofla
Am besten teilt man zu diesem Zweck das Land in
bestimmte Parzellen und umfriedet dieselben mit dicht
"„ gepflanzien Kasuarinen oder Hecken von Bixa orellana
und ähnlichem. Hat man für genügenden Wind-
schutz gesorgt, so ist ferner darauf zu achten, daß
beste Vanille, d. h. die wegen ihres Aromas am
meisten geschätzte Sorte, kam früher ausschließlich aus
Mexlko, der Heimat der Pflanze, in den Handel.
Anfang der 60er Jahre hüben die Franzosen die
Vanille auf Réunion und Mauritius mit gutem
Erfolge eingeführt.
man auch mit Anbauversuchen in Deutsch-Ostafrika,
und die selt 1896 von dorther auf den Weltmarlt
gelangenden Erzeugnisse sind äußerst geschätzt. Es
ist dies von ganz besonderem Werte, da man sonst
in mehreren Gegenden der Tropen, auch in Amerika,
Vor etwa 10 Jahren begann,
nur sehr ungenügende Resultate bel der Kultur der
Vanille erhalten hat.
Die Vanille bedarf zu ihrem Gedeihen eines
feuchten Klimas und durchlässigen humtsreichen
Bodens, der, wenn angängig am besten aus ver-
westem Laub und dergleichen besteht. Sehr tief-
gründig braucht der Boden nicht zu sein, da die
Vanille ihre fleischigen Wurzeln meist an der Ober-
fläche entlang zieht, ein Untergrund, der stagnierendes
Wasser enthält, ist jedoch in jedem Fall zu ver-
meiden. Vorübergehende Trockenperioden
haben
keinen nachteiligen Einfluß auf das Gedelhen der
Pflanzen, sobald sie nicht zu lange anhalten; da die
Vanille jedoch im allgemeinen viel Feuchtigkeit braucht,
so ist es ratsam, sich nicht allein auf die Nieder-
ist, der, jederzeit nach Bedarf zur Bewässerung heran-
gezogen werden kann. Die Pflanzen dürften bis zu
einer Meereshöhe von 500 m gedeihen.
Die Blütezeit der Vanille fällt in Ostafrika in
die Monate August bis Dezember. Die Früchte
brauchen etwa 7 bis 8 Monate bis zur Reife, so
daß die Erntezeit in die Monate April bis Juli
fällt.
Schattenspender der Vanille das Gedeihen ermög-
lichen. Schattenbäume, welche das Jahr einmal die
Blätter wersen und kahl stehen, schaden durchaus
nicht, sind im Gegenteil von Vorteil, da das ab-
gefallene Laub in den Tropen meist schnell verwest
und so auf die einfachste Weise der Boden um die
Vanillepflanze herum gedüngt wird. Am vorteil-
haftesten ist es, einen immergrünen Baum mit einem
laubabwerfenden abwechseln zu lassen. Ein jung-
fräulicher Waldboden eignet sich ohne Frage am
besten zur Anpflanzung. Dort ist einmal der Humus-
gehalt am reichsten und sind auch berelts Schatten-
bäume vorhanden, so daß in letzterem Punkt nur
gelegentlich mit Aushauen oder Nachpflanzen nach-
zuhelsen ist und somit gleich mit dem Stecken der
Vanillepflanzen begonnen werden kann.
In eln in obiger Weise genügend vorbereitetes
Stück Land zieht man nun in Entfernungen von
1,50 bis 1,75 m Gräben, die mit Laub, Dünger und
Erde bis zu zwei Drittel angefüllt werden. Nach-
dem die Mischung verwest ist, setzt man in einem
Abstand von 1 bis 1,25 m zunächst in diese Gräben
als Nutzbäume für die Vanillestauden 1½ m lange
Stecklinge von Jatropha Curcas, die sehr leicht
Wurzel schlagen. Alsdann wird an jeden Stützbaum
je ein Steckling der Vanille gepflanzt. Je länger
der Vanillensteckling ist, desto mehr ist Aussicht auf
Erfolg vorhanden, zum mindesten soll er 1 m lang
sein. Er wird in der Weise in den Boden gebracht,
daß er mit einem Drittel seiner Länge wagerecht
schläge zu verlassen, sondern von Anfang an dafür
zu sorgen, daß ein ständiger Wasserlauf in der Nähe
etwa handbreit tief neben den Stützbaum la die Erde
gelegt wird. Der Rest des Stecklings wird an dem
Stützbaum aufgebunden. Bald hat der Steckling an-
gewurzelt, was man an den frischen Trieben, die
sich aus den Blattwinkeln entwickeln, erkennen kann.
Nach 5 bis höchstens 7 Ernten ist die Pflanze
gewöhnlich erschöpft und auch der Boden ausge-
braucht, so daß alsdann eine Neuanlage stattfinden
muß. Verwendet man dazu abgebrauchte Felder, so
pflanzt man die jungen Stecklinge auf die Stellen
zwischen den bisherigen alten, da hier der Boden
noch nicht so ausgesaugt sst.
Anlage ist noch unbedingt nötig, darauf zu achten,
daß Windschutz da ist. Ist natürlicher Windschutz
wie dichter Wald, Bodenschwellungen usw. nicht vor-
handen, so müssen Windbrecher angepflanzt werden.
Zum Gedelhen der
Die jungen Triebe werden am Stützbaum aufge-
bunden, und da 1 Stützbaum im Laufe der Zelt für
die Fülle von Trieben meist nicht ausreicht, pflanzt
man gewöhnlich 2 weitere nach. Die Ranken läßt
man etwa 1,50 bis 1,75 m lang werden und leitet
sie dann wieder nach unten, um einen Teil derselben
zwecks Wurzelung in den Erdboden zu legen. Wutzel-
triebe, die sich auch zu Luftwurzeln ausbilden, sind
an der ganzen Ranke vorhanden, doch nüten die
Luftwurzeln der Pflanze nichts, selbst wenn sie in
den Erdboden dringen, da sie zu schwach sind. An
den in den Boden gelegten Stellen der Ranken ent-
wickeln sich jedoch die Wurzeln bald sehr kräftig und
helfen in bedeutendem Maße die Pflanze ernähren.
Eine jährliche Düngung des Bodens ist erforderlich.