Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

den Umwohnenden gefährlich wird. Seine Tätigkeit, 
von der wir zuerst annahmen, daß sie — ebenso 
wie beim ersten Ausbruch — nach kurzer Zeit be- 
endigt sein würde, hat sich stets erhöht, kurzen 
Ruhepausen sind immer stärkere Ausbrüche gefolgt; 
dle Lavamassen flleßen in stetig wachsenden Mengen 
der Küste zu. Es wird daher wohl mit der Zeit 
die Lava an einigen Stellen bis in die bewohnten 
Gegenden vordringen und die Bewohner dazu 
zwingen, ihre Dörser zu verlassen. Am meisten 
bedroht scheint Saleaula und die benachbarten Orte 
im Osten, Safotu und Safune im Westen. Matautu 
scheint weniger gefährdet. 
Für das Gerücht über einen neuen Ausbruch 
des alten Vulkans habe ich keine Bestätigung be- 
kommen. Trotz denkbar guter Fernsicht war von 
der See aus in der betreffenden Gegend kein Roauch 
zu sehen. 
Rus dem Brreiche der Missionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Die Rheinische Mission, deren alte Plätze 
Omburo und Otjihasbnena zu Sammellagern der 
unterworfenen Hereros gemacht werden sollen, hat 
sich schon bisher um die Sammlung der aus dem 
Felde lommenden Ausständischen bemüht. Man 
empfängt davon aus ihren „Berichten“ folgendes 
Bild: Einer der wichtigsten Sammelpunkte für die 
sich freiwillig stellenden Scharen, bei deren Zurück- 
führung namentlich die Christen Christoph, Elihn 
und Barnabas betelligt waren, war bisher Oma- 
ruru. Unter denen, die hereinkomen, sah man 
manche bekannte Gesichter; sie waren aber fast ohne 
Ausnahme körperlich völlig erschöprft. Im ganzen 
haben sich auf Omaruru über 3000 gestellt. Von 
diesen blieb aber nur ein kleiner Tell am Orte 
zurück, teils zu Dienstleistungen auf der Station, 
teils als Arbeiter bei den Farmern. Missionar 
Dannert, der schon vor dem Ausstand hier tätig 
war, wendet ihnen seine Fürsorge zu und hat etwa 
40 von ihnen im Toaufunterricht. Weitaus die 
meisten wurden zum Bahndan an der Otavi-Linie 
weltergegeben. Bei diesen befindet sich der Evangelist 
Zochäus. Gegenwärtig arbenen an dieser Bahn etwa 
1000 Hereros, daneben noch ebensoviele Bergdamara 
und Ovombo. Die Hauptmasse der Hereros ist in 
vier Arbeitertrupps getellt, die ihr Standauartier 
je nach dem Fortschreiten der Arbeit höufig wechseln; 
als sester Punkt kömmt namentlich Usakos, die 
Station für die Reparaturwerkstatt in Betracht. 
Sie wird voraussichtlich von großer Bedeutung 
werden, so daß hier wohl ein tüchtiger Evangelist 
stationiert werden muß, wozu die Vorbereitungen 
bereits geiroffen sind. Missionar Kuhlmann, der 
von der Missionsleitung nach Karibib gesetzt wurde, 
um von hier aus die Sammlung der zerstreuten 
Hererochristen zu leiten, unternahm kürzlich eine 
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Inspektionsreise längs der Bahnlinie. Diese war 
natürlich mil Schwierigkeiten verbunden, weil die 
Arbeiterlolonnen auf eine große Entfernung aus- 
einandergezogen sind. Der Missionar hatte große 
Fußmärsche zu machen; er fand aber bei den Bau- 
leltern und Ingenieuren viel Unterstützung. Auch 
stellte er fest, daß die Eingeborenen gut verpflegt 
werden. 
Der Milssionar Brockmann unternahm auf Ver- 
anlassung des Präses Eich eine Reise nach dem 
Norden und hielt sich einige Zeit in Gaub auf, 
um den Lalenbruder Detering zu besuchen und die 
notwendigen Amtshandlungen zu verrichten. Er 
schreibt erfreut über das, was er auf dieser nörd- 
lichsten Station fand. Im Schulraum, wo er 
Gottesdienst hielt, waren 140 bis 150 Personen 
zugegen. Auch dem noch 40 hm entfernten Groot- 
fontein stattete er einen Besuch ab; er erfuhr viel 
Freundlichkeit von dem dort stattonierten Kommando. 
An einem Militärgottesdienst nahmen alle An- 
wesenden teil, an einer Abendmahlsfeier 12 Soldaten. 
Die eingeborene Bevölkerung besteht hier zum 
Hauptteil aus Hereros, dazu kommen einige Naman, 
Bergdamara und Buschleute. Viele leben noch auf 
den zahlreichen Burenfarmen der Umgebung. Die 
Hereros am Platze sind teils solche, die sich am 
ieg überhaupt nicht beteiligt haben, teils Ge- 
fangene. Der Gottesdienst für Eingeborene (fast 
nur Heiden), den Missionar Brockmann veranstaltete, 
war von 130 Leuten besucht. 
In Karibib befinden sich ungefähr 350 Ge- 
fangene; sie wohnen in zwei Lagern. In jedem 
wird regelmäßig Gottesdienst gehalten. Die Haupt- 
versammlungen finden im Freien statt und werden 
von allen Bewohnern besucht. Für den Unterricht 
haben sich etwa 100 Heiden gemeldet, auch nehmen 
14 früher ausgeschlossene Christen daran teil. Wegen 
der Arbelt kann der Unterricht während des Tages 
nicht statisinden. Abends aber sind die Leute sehr 
müde, dann ist es auch sehr kalt; trotzdem wird es 
in den Abendstunden versucht. Dieser Unterricht ist 
sehr mühsam. Da fast keiner lesen kann, muß Satz 
für Satz vorgesagt werden. Ein großer Erfolg ist 
da natürlich nicht zu erwarten, aber es kommt ja 
zunächst nur einmal darauf an, daß das Volk wieder 
gesammelt wird. Auch mit dem Unterricht der 
Kmder wird ein Versuch gemacht. Missionar Kuhl- 
mann versammelt morgens die kleinen, mittags die 
großen um sich, im ganzen etwa 50. 
Dieser Missionar unternahm gelegentlich eine 
Reise nach Lüderitzbucht um die dortigen Herero- 
gefangenen zu besuchen und den Christen Samuel 
als Evangelisten unter ihnen zu bestellen. Er fand 
die Gefangenen (487 an der Zahl) oauf der 
sogenonnten Haifisch-Insel, die mit dem Festlande 
durch eine Holzbrücke verbunden ist. Ihre Lage 
war zum Teil sehr traurig, obwohl sie gute Ver- 
pflegung hatten. Die Sterblichkeit unter ihnen ist 
sehr groß. Durch den Kommandanten war Samuel
	        
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