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Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilwelse nur mit Quellenangabe gestanet)
Deutsch-MNeuguinea.
Hberbertshöhe und Simpsonhafen.
(Hierzu 4 Abbildungen.)
In dem Schutzgebiete Deutsch-Neuguinea hat
sich während der letzten Jahre insofern ein be-
deutender Umschwung vollzogen, als dank der
Tätigkeit des Norddeutschen Lloyd die Schiffahrts-
verhältnisse bedentend besser geworden sind. Der
Verkehr mit der Anßenwelt wird durch die soge-
nannte Anstral— Japan-Linie des Norddeutschen
Lloyd hergestelltt die Dampfer verkehren in
Zwischenräumen von vier Wochen zwischen Sydney,
Manila, Hongkong, Yokohama und laufen dabei
die Inseln Neupommern und Kaiser-Wilhelmsland
(Friedrich-Wilhelmshafen) an. Die Verbindung
der einzelnen Teile des Schutzgebietes selbst wird
durch zwei kleinere Dampfer des Norddeutschen
Lloyd, „Langeoog"“ und „Sumatra“, aufrecht-
erhalten. Früher legten die Dampfer meist in
Herbertshöhe am Nordrande der Gazelle-Halb-
insel (Bild 1) an. Nunmehr hat aber der Lloyd
in der Blanchebucht, am sogenannten Simpson-
hafen, etwa zwölf Seemeilen von Herbertshöhe
entfernt (Bild 2 und 3), umfassende Hafenanlagen
geschaffen.
Die Reede von Herbertshöhe bietet den Schiffen
nicht immer genügenden Schutz. Namentlich wäh-
rend des Nordwestmonsuns ist der Seegang manch-
mal so stark, daß die Landung und besonders
auch die Einnahme und Löschung von Gütern
nur mit großen Schwierigkeiten möglich wird.
Diesem Ubelstande ist in Simpsonhafen abgeholfen.
Die Bucht wird dort durch die sie umsäumenden
Berge nach allen Seiten so geschützt, daß die
Schiffahrt während des ganzen Jahres von Wind
und Wetter unabhängig ist. Um ein bequemes
Anlegen der Dampfer zu ermöglichen, wurde mit
recht erheblichen Kosten eine breite Landungsbrücke
weit in das Wasser hinaus erstellt. Auf diesem
Pier selbst ist ein großer Schuppen errichtet; dort
werden die von den Dampfern „Langeoog“ und
„Sumatra“ herbeigeschafften Erzeugnisse bis zur
Weiterverschiffung mit den Austral — Japan-
Dampfern aufgestapelt.
Diese Neuanlagen bedeuten für die Ansiedler
des Schutzgebietes einen erheblichen Vorteil. Die
letzteren sind nicht mehr genötigt, kostspielige
Schiffe zu halten; die Erzeugnisse der Pflanzungen
werden nun in regelmäßigen Zwischenräumen von
den Küstendampfern an Ort und Stelle abgeholt
und zur Weiterverschiffung nach Simpsonhafen
gebracht. -
Um aber auch mit der Nordküste der Gazelle-
Halbinsel, auf der sich verschiedene nicht unbeden-
tende Pflanzungen befinden, eine unmittelbare
Verbindung zu schaffen, hat das Gouvernement
einen Weg angelegt, der wegen des Durchstichs
der die Blanchebucht umgrenzenden Hügel er-
hebliche Erdarbeiten nötig machte (Bild 4). Der
inzwischen, nach Herstellung eines Tunnels, fertig-
gestellte Weg ermöglicht es den Ansiedlern auf der
Nordküste der Gazelle-Halbinsel, unabhängig von
Wind und Wetter ihre Waren nach Simpsonhafen
zu bringen.
Nachdem so für den ganzen Handel des
Schutzgebietes in Simpsonhafen eine Zentrale im
Werden begriffen ist, wird geplant, auch den Sitz
des Gouvernements von Herbertshöhe späterhin
dorthin zu verlegen. Zur Zeit befindet sich dort
eine Regierungsstation sowie ein von einem Re-
gierungsarzt geleitetes Eingeborenenhospital. Die
Gouvernementsgebäude sollen auf dem im Nord-
westen der Blanchebucht liegenden Höhenrücken
errichtet werden. Ein bequemer, 2,7 km langer
Zufahrtsweg zu den künftigen Bauplätzen ist be-
reits angelegt. Falls die gesetzgebenden Körper-
schaften die zur Verlegung des Regierungssitzes
von Herbertshöhe nach Simpsonhafen erforderlichen
Mittel bewilligen, kann mit dem Bau der Häuser
begonnen werden. Es stünde dann zu erwarten,
daß Simpsonhafen später eine wichtige Metropole
unserer Südsee-Kolonien werden würde.
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Deutsch- Südwestafrika.
Von der Südbahn.
Anfang Oktober ist die Teilstrecke Buchholz-
brunn — Brackwasser (Kilometer 232 bis 246)
der Lüderitzbahn eröffnet worden.
Brackwasser ist die Station, von der es in
der Reichstags-Denkschrift des Generalstabes zur
Begründung des Bahnbaues hieß, daß mit ihrer
Eröffnung der bis dahin für die Versor-
gung der Südtruppen nötige kostspielige
Nachschubdienst auf dem 550 Kilometer
langen Wege Windhuk — Keetmanshoop
eingestellt werden könne.