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1503 Saldanha mit den Hottentotten’ in der
Nähe des Tafelberges bei Kapstadt hatte.
Der heißblütige Entschluß, eine anscheinend
selbstverschuldete Prügelei zwischen Hottentotten
und Schiffssoldaten mit einer Strafexpedition zu
rächen, trieb dann am 1. März 1510 über sech-
zig Portugiesen ins Verderben. Es erscheint uns
heute unfaßlich, wie um einer Lappalie willen,
die kein Menschenleben gefordert, nur den Stolz
verletzt hatte, der durchreisende Vizekönig von
Indien, Francisco d'Almeida, diesen Rache= und
Biehraubzug, bei dem selbst Kinder aus dem
friedlichen Kraal entführt wurden, nicht nur dulden,
sondern in eigener Person leiten konnte. Er
fand dabei mit einem Dutzend Würdenträgern
unter Stock= und Steinschlägen und Assagaistichen
seinen Tod.
Die Nachfolger der Portugiesen am Kap, die
Engländer machten gute Erfahrungen mit den
Hottentotten. Der Handel ging gut (für ein
Messer wurde ein Schaf, für zwei Messer ein
Ochse eingehandelt), und Reibereien fanden nicht
statt. Aber auf die Dauer werden die Beziehungen
der Weißen zu den Eingeborenen unter der Ge-
wohnheit der Portugiesen sowohl wie der Eng-
länder gelitten haben, Verbrecher am Kap aus-
zusetzen, Männer, die in der Heimat Leben oder
Freiheit verwirkt hatten, aber als Spürhunde
gegen Hottentotten noch verwendbar schienen.
Obwohl uns über das Schicksal dieser Deportierten
wenig, über ihr Treiben im einzelnen fast nichts
bekannt ist, so spricht doch alle Wahrscheinlichkeit
dafür, daß sie den Eingeborenen weder Respekt
noch Vertrauen unserer Rasse gegenüber ein-
geflönt haben.
So trafen die Holländer zu Anfang des
17. Jahrhunderts schon übel vorbereiteten Boden
an; sie trugen selbst nichts dazu bei, ihn zu ver-
bessern, bis Johann van Riebeeck in der klaren
Erkenntnis, daß die Erschließung der natürlichen
Hilfsmittel des Landes nur mit Hilfe der Ein-
geborenen eingeleitet werden könne, System in
den Verkehr der gelben und weißen Rasse brachte.
Für die Zeit der ersten näheren Anknüpfung
zwischen Holländern und Hottentotten ist das
Tagebuch van Riebeecks ein um so wertvolleres
Dokument, als es nicht nur Tatsachen, sondern
in den täglichen kleinen Entwicklungsphasen der
Handlung, die alle kurz und klar eingetragen
werden, auch die Motive und Ziele der Be-
teiligten registriert. Hier kommt nicht nur der
Geschichtschreiber, sondern auch der auf seine
Rechnung, der mit psychologischem Interesse die
Begegnung zweier extremen Menschenrassen ver-
folgt. Wir müssen uns hier mit Hinweisen be-
gnügen. Im ersten Stadium herrschte gegen-
seitig freundliches Entgegenkommen, und beiderseits
wurden befriedigende Geschäfte abgeschlossen.
Kupfer und Tabak, daneben Spirituosen, bildeten
die besten Tauschartikel. Drei Pfund Platten-
kupfer und ½ Pfund Tabak war der Preis einer
Kuh, ein Pfund Plattenkupfer und etwas Tabak
wog ein Schaf, ½/ Pfund Kupferdraht und etwas
Tabak ein Lamm auf. Wildpret, hier und da
Elephantenzähne und junge Strauße, wurden
wohlfeil eingehandelt.
Im zweiten Stadium führt ein Erlahmen
der Nachfrage nach Kupfer zu Preissteigerungen
von seiten der Hottentotten. Die Hottentotten
wollen, nachdem ihr Kupferbedarf gedeckt ist, ihr
Vieh, von dem sie leben, nicht weiter veräußern.
Frisches Schlachtvieh ist aber unentbehrlich für
eine befriedigende Proviantierung der Indien-
fahrer, und da diese Proviantierung der einzige
Zweck der weißen Ansiedlung in Südafrika ist, so
ist der Viehbesitz für den Holländer am Kap nicht
minder eine Lebensfrage wie für den Hottentotten.
So treten die ersten Verstimmungen ein, und mit
ihnen wird wieder das alte Mißtrauen wach —
nicht ohne Grund, auf beiden Seiten. Der
Hottentott kann der Versuchung, sich mühelos
wieder in den Besitz des veräußerten Viehes zu
setzen, nicht widerstehen und stiehlt. Was er
weiterhin noch veräußert, ist minderwertige Ware;
er nährt dabei bei den Weißen Hoffnung auf
guten Nachschub und täuscht sie am Ende.
Auf der anderen Seite hat auch der Holländer,
durch dieses Verhalten der Hottentotten gereizt,
keine sauberen Hintergedanken. Er wartet nur
auf den geeigneten Angenblick, seine Interessen
brutal durchzusetzen, und verbirgt sie bis dahin
geschickt. Wie man vorher in England die Ver-
wendung von Verbrechern als Avantgarde gegen
die Hottentotten mit der Begründung anführte,
es sei das für diese Sträflinge „eine sehr barm-
herzige Tat und ein Mittel, sie zu Gott zu führen,
indem man ihnen Zeit zu Buße ließe, Vergebung
für ihre Sünden zu erflehen usw.“, so wurde der
holländischen Indien-Handelsgesellschaft von ihren
Berichterstattern (26. Juli 1649) im Anschluß an
gut kaufmännische Kalkulation der Bau einer
befestigten Station am Kap auch mit der Be-
gründung empfohlen, daß damit durch Heiden-
bekehrungen „viele Seelen zu Gott gebracht
würden, — sicherlich die ausgezeichnetste Tat,
den Namen des Allerheiligsten zu verherrlichen
und sein heiliges Evangelium zu verbreiten. Auf
diesem Wege wird auch Ihr Unternehmen in
Indien mehr und mehr gesegnet werden.“ Van
Riebeeck glaubt auch, ohne daß man dem lieben
Gott Aktienteile anbietet, zum Ziele zu kommen.
Er hofft, die Vertrauensseligkeit der Hottentotten
zur rechten Zeit zu einem Viehraub großen Stils
und einem ergiebigen Sklavenfang für Indien