Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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1503 Saldanha mit den Hottentotten’ in der 
Nähe des Tafelberges bei Kapstadt hatte. 
Der heißblütige Entschluß, eine anscheinend 
selbstverschuldete Prügelei zwischen Hottentotten 
und Schiffssoldaten mit einer Strafexpedition zu 
rächen, trieb dann am 1. März 1510 über sech- 
zig Portugiesen ins Verderben. Es erscheint uns 
heute unfaßlich, wie um einer Lappalie willen, 
die kein Menschenleben gefordert, nur den Stolz 
verletzt hatte, der durchreisende Vizekönig von 
Indien, Francisco d'Almeida, diesen Rache= und 
Biehraubzug, bei dem selbst Kinder aus dem 
friedlichen Kraal entführt wurden, nicht nur dulden, 
sondern in eigener Person leiten konnte. Er 
fand dabei mit einem Dutzend Würdenträgern 
unter Stock= und Steinschlägen und Assagaistichen 
seinen Tod. 
Die Nachfolger der Portugiesen am Kap, die 
Engländer machten gute Erfahrungen mit den 
Hottentotten. Der Handel ging gut (für ein 
Messer wurde ein Schaf, für zwei Messer ein 
Ochse eingehandelt), und Reibereien fanden nicht 
statt. Aber auf die Dauer werden die Beziehungen 
der Weißen zu den Eingeborenen unter der Ge- 
wohnheit der Portugiesen sowohl wie der Eng- 
länder gelitten haben, Verbrecher am Kap aus- 
zusetzen, Männer, die in der Heimat Leben oder 
Freiheit verwirkt hatten, aber als Spürhunde 
gegen Hottentotten noch verwendbar schienen. 
Obwohl uns über das Schicksal dieser Deportierten 
wenig, über ihr Treiben im einzelnen fast nichts 
bekannt ist, so spricht doch alle Wahrscheinlichkeit 
dafür, daß sie den Eingeborenen weder Respekt 
noch Vertrauen unserer Rasse gegenüber ein- 
geflönt haben. 
So trafen die Holländer zu Anfang des 
17. Jahrhunderts schon übel vorbereiteten Boden 
an; sie trugen selbst nichts dazu bei, ihn zu ver- 
bessern, bis Johann van Riebeeck in der klaren 
Erkenntnis, daß die Erschließung der natürlichen 
Hilfsmittel des Landes nur mit Hilfe der Ein- 
geborenen eingeleitet werden könne, System in 
den Verkehr der gelben und weißen Rasse brachte. 
Für die Zeit der ersten näheren Anknüpfung 
zwischen Holländern und Hottentotten ist das 
Tagebuch van Riebeecks ein um so wertvolleres 
Dokument, als es nicht nur Tatsachen, sondern 
in den täglichen kleinen Entwicklungsphasen der 
Handlung, die alle kurz und klar eingetragen 
werden, auch die Motive und Ziele der Be- 
teiligten registriert. Hier kommt nicht nur der 
Geschichtschreiber, sondern auch der auf seine 
Rechnung, der mit psychologischem Interesse die 
Begegnung zweier extremen Menschenrassen ver- 
folgt. Wir müssen uns hier mit Hinweisen be- 
gnügen. Im ersten Stadium herrschte gegen- 
seitig freundliches Entgegenkommen, und beiderseits 
  
wurden befriedigende Geschäfte abgeschlossen. 
Kupfer und Tabak, daneben Spirituosen, bildeten 
die besten Tauschartikel. Drei Pfund Platten- 
kupfer und ½ Pfund Tabak war der Preis einer 
Kuh, ein Pfund Plattenkupfer und etwas Tabak 
wog ein Schaf, ½/ Pfund Kupferdraht und etwas 
Tabak ein Lamm auf. Wildpret, hier und da 
Elephantenzähne und junge Strauße, wurden 
wohlfeil eingehandelt. 
Im zweiten Stadium führt ein Erlahmen 
der Nachfrage nach Kupfer zu Preissteigerungen 
von seiten der Hottentotten. Die Hottentotten 
wollen, nachdem ihr Kupferbedarf gedeckt ist, ihr 
Vieh, von dem sie leben, nicht weiter veräußern. 
Frisches Schlachtvieh ist aber unentbehrlich für 
eine befriedigende Proviantierung der Indien- 
fahrer, und da diese Proviantierung der einzige 
Zweck der weißen Ansiedlung in Südafrika ist, so 
ist der Viehbesitz für den Holländer am Kap nicht 
minder eine Lebensfrage wie für den Hottentotten. 
So treten die ersten Verstimmungen ein, und mit 
ihnen wird wieder das alte Mißtrauen wach — 
nicht ohne Grund, auf beiden Seiten. Der 
Hottentott kann der Versuchung, sich mühelos 
wieder in den Besitz des veräußerten Viehes zu 
setzen, nicht widerstehen und stiehlt. Was er 
weiterhin noch veräußert, ist minderwertige Ware; 
er nährt dabei bei den Weißen Hoffnung auf 
guten Nachschub und täuscht sie am Ende. 
Auf der anderen Seite hat auch der Holländer, 
durch dieses Verhalten der Hottentotten gereizt, 
keine sauberen Hintergedanken. Er wartet nur 
auf den geeigneten Angenblick, seine Interessen 
brutal durchzusetzen, und verbirgt sie bis dahin 
geschickt. Wie man vorher in England die Ver- 
wendung von Verbrechern als Avantgarde gegen 
die Hottentotten mit der Begründung anführte, 
es sei das für diese Sträflinge „eine sehr barm- 
herzige Tat und ein Mittel, sie zu Gott zu führen, 
indem man ihnen Zeit zu Buße ließe, Vergebung 
für ihre Sünden zu erflehen usw.“, so wurde der 
holländischen Indien-Handelsgesellschaft von ihren 
Berichterstattern (26. Juli 1649) im Anschluß an 
gut kaufmännische Kalkulation der Bau einer 
befestigten Station am Kap auch mit der Be- 
gründung empfohlen, daß damit durch Heiden- 
bekehrungen „viele Seelen zu Gott gebracht 
würden, — sicherlich die ausgezeichnetste Tat, 
den Namen des Allerheiligsten zu verherrlichen 
und sein heiliges Evangelium zu verbreiten. Auf 
diesem Wege wird auch Ihr Unternehmen in 
Indien mehr und mehr gesegnet werden.“ Van 
Riebeeck glaubt auch, ohne daß man dem lieben 
Gott Aktienteile anbietet, zum Ziele zu kommen. 
Er hofft, die Vertrauensseligkeit der Hottentotten 
zur rechten Zeit zu einem Viehraub großen Stils 
und einem ergiebigen Sklavenfang für Indien
	        
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