Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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ist nicht in der kritischen Zeit nach Ausbruch der 
Warmbader Unruhen an der Bierbank der Ver- 
kaufsläden in Gegenwart von Hottentottenmännern 
für Kriegspolitik getrieben worden, unaufhaltsam, 
wenn jenseits der sechsten Flasche der Patriotismus 
seinen Höhepunkt erreicht hatte. „Was können 
denn die Kerle machen?“ war der Refrain auf 
den Hinweis, daß unberufene Zuhörer da seien. 
Und denen entgeht nichts; sie kommentieren sich 
solche wahnwitzig unbesonnenen Reden eindring- 
licher als jeden Erlaß des Gouverneurs. Wer 
glaubt, für Tabak und Fusel von einem Hotten- 
totten jeden Dienst fordern zu können, sollte in 
kritischen Zeiten wenigstens so viol Familien- 
kenntnis des „Lumpengesindels“ haben, daß er 
den Spion gegen einen Bandenführer nicht gerade 
aus einer verschwägerten Familie wählt. 
Aber wir wollen hier nicht weiter exempli- 
fizieren. Es wird sich auch ohnedies die Über- 
zeugung Bahn brechen, daß die Unterschätzung 
des Hottentotten in den kleinen Fragen des täg- 
lichen Lebens, wie in solchen, die seinen Lebens- 
nerv berühren, ein Grundfehler in unserem Ver- 
kehr mit den Eingeborenen war. ir haben 
diesen Fehler mit so viel teuerem Blute bezahlen 
müssen, daß es die Pflicht jedes Zeugen ist, auf 
ihn zu weisen, damit er vermieden werde. 
Wer den Hottentotten als Krieger nicht aus- 
schließlich nach Gardemaß und nach den Para- 
graphen der Genfer Konvention mißt, wird ihm 
Anerkennung in mehr als einem Punkte nicht 
versagen können. Es gehört freilich kein Feld- 
herrublick zu der Erkenntnis, daß im Kampf mit 
den Hottentotten nicht Hendrik Witbooi unser 
Hauptgegner war, sondern sein Bundesgenosse: 
das Land, das immer wieder zwischen den Feind 
und uns wasserlose Einöden, unwegsame Gebirge 
oder unübersehbare Flächen schiebt. Mit seinem 
ganzen Troß verschwindet hier der Feind. Sein 
Proviant ist das lebende Vieh, das die Kinder 
treiben und die Weiber melken. In entlegenen 
Revieren oder Felshöhlungen, die nur der ein- 
geborene Hirt und Jäger kennt, finden sie Wasser, 
im offenen Buschkraal nächtigen sie wie sonst auch, 
wenn sie mit Kind und Kegel für Wochen und 
Monate auf die Weidesuche gehen. So fühlt sich 
der Orlog-Hottentott, mag es ihm gelegentlich 
noch so schlecht gehen, doch stets in seinem Ele- 
ment. Solchen Gegnern gegenüber sahen wir 
uns vor die Aufsgabe gestellt, mit einem Schlag 
und mit der Forderung augenblicklicher Leistungs- 
fähigkeit unsere ganze kulturelle Übermacht in ein 
Land zu verpflanzen, das im normalen Laufe 
der Dinge Jahrzehnte brauchen würde, um der 
Kultur gewonnen zu werden. Jetzt alle Hilfs- 
mittel moderner Kriegführung hier mobil machen 
bedeutete — lange ehe es mit der blanken Waffe 
  
Uachwelsung der Brutto-Einnahmen bel den flüülsten3zollämtern von Deutsch-Ostafriza im Monat Juli 1907. 
  
  
  
  
  
Gegenübergestellt dem gleichen Monat des Vorjahres. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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