Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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soringt auf dem Berge Grum und fließt zunächst 
in östlicher Richtung bis nahe an den Hossere 
Banglang. Dann biegt er fast im rechten Winkel 
nach Norden ab. Diese Richtung behält er im 
deutschen Gebiet bei. Noch diesseits der Grenze 
ergießt sich in den Mao Ine der von Baschile 
kommende, zwischen dem Hossere Mangla und 
Jewi hindurchdrängende Mao Gula, wolcher 
seinerseits bereits den vom Hossere Gangsari 
herabstürzenden Mao Moga aufsgenommen hat. 
Ein wichtiger linker Nebenfluß des Ine ist der 
Mao Bulo. Seine beiden Quellflüsse, der Bulo 
und Tiba, stürzen sich in das Tal von Gambe 
und vereinigen sich hart am Nordende des Dorfes. 
Nun durchfließt der Bulo das langgestreckte Tal 
von Pola und tritt dann in das Hügelland nörd- 
lich des Hossere Mangla ein. Bevor er das 
deutsche Gebiet verläßt, nimmt er noch den kurz- 
läufigen Mao Kalei auf. An den Osthängen des 
Gebirges entspringen der Mao Laro, Gamu und 
Sanganare. Sie ergießen sich sämtlich in der 
Gegend von Laro in den Mao Deo. 
Die erwähnten Flüsse führen nicht dauernd 
oberirdisch Wasser; vielfach müssen die Wasser- 
löcher, aber nur in geringer Tiefe, gegraben 
werden. Durch seinen Wasserreichtum hat das 
Gebiet große Wichtigkeit für uns. Es stellt das 
Weideland nicht nur für die Herden von Nassarau, 
Beka, Laro, sondern auch teilweise für die von 
Yola dar. Das an den Flußufern wachsende 
Gras ist stellenweise salzhaltig und sagt daher 
dem Vieh zu. An vielen Orten gewinnen auch 
die Tschamba solbst eine Art Salz aus dem Grase, 
in Grumpao z. B. in ausgedehnterem Maße; 
dort kann man hänfig auf den Farmen die kleinen 
Salzöfen finden. 
Der das ganze Gebiet bedeckende lichte Busch- 
wald ist produktenarm. Kautschuk scheint mit 
Ausnahme des am westlichen Gebirgsrande ge- 
legenen Gangkita nirgends gewonnen zu werden, 
auch kein Gummi arabieum. Dagegen liefern 
der wildwachsende Schibaum und sein anscheinend 
naher Verwandter, der Bungtirei, ölhaltige Früchte 
in reichem Maße. Die Früchte des letztgenannten 
Baumes, die wie diejenigen des Schibaumes im 
März und April reifen, habe ich bereits mit der 
Bitte um Begutachtung nach Hause gesandt, 
ebenso eine Flasche des gewonnenen Oles (Bungi), 
sowic einen getrockneten Zweig. Vielleicht steht 
dem Bangiöl eine Zukunft als Massenprodukt 
bevor. Es dürfte sich aber empfehlen, eine ratio- 
nellere Zubereitungsart zu finden und zu diesem 
Zwecke Pressen an Ort und Stelle zu senden. 
Baumwolle ist bislang nur spärlich vorhanden, 
doch würde sich das ganze Gebiet zu dieser Kul- 
lur ausgezeichnet eignen. Zur Schaffung einer 
  
solchen Kultur genügen allerdings die Mittel der 
Residentur nicht. Wie in ganz Adamana müßte 
auch hier eine ganz systematische Heranbildung 
der Eingeborenen durch Baumwollwanderlehrer 
stattfinden. 
Meine Hoffnung, endlich etwas Näheres über 
das Vorkommen von Kupfer zu erfahren, hat sich 
nicht erfüllt. Wohl sah ich in Polamanga, 
Baschile und Grumpao kupferne Ringe an den 
Armen der Weiber. Doch behaupteten die Leute 
stets, die Ringe seien auf dem Markt von Kont- 
scha gekanft. Sie selbst gewinnen ihrer Aussage 
nach kein Kupfer und verarbeiten nur Eisen, das 
überall in großer Menge vorkommt. Die 
Tschamba schmelzen das Eisen aus dem Sande 
heraus, den sie nach Regengüssen in den Fluß- 
betten aufsammeln. 
Das Gebiet ist in seinem nördlichen Teil von 
den Fulahs besiedelt, zwischen denen Kanuri und 
Haussa eingesprengelt sind; den übrigen Teil be- 
wohnen die Tschamba= oder Doka-Heiden. Diese 
mit den Batas verwandten Stämme reichen im 
Osten bis hart an den Faro heran, dessen Ufer 
allerdings den Batas gehören. Die Westgrenze 
des von den Tschambaheiden bewohnten Gebietes 
ist mir nicht bekannt; doch erstreckt sich das Ge- 
biet wohl weit in den englischen Besitz hinein. 
Die Tschamba sind im allgemeinen ein mittel- 
großer Menschenschlag mit unschönen Gesichts- 
zügen. In ihrer Mehrzahl werden sie äußerlich 
bereits von den höherstehenden Fulah und Haussa 
beeinflußt. So treten die Männer fast stets be- 
kleidet auf, mit. Ausnahme der Grumpao, deren 
Kleidung sich in der Regel auf das altväterliche 
lederne Schutzfell beschränkt. Auch hier trug der 
Arnado-Ganggrum als Auszeichnung ein Leo- 
pardenfell, das er selbst dann nicht ablegte, als 
ich ihm eine schöne Glanzrobe geschenkt hatte. 
Die Weiber gehen auch bei denjenigen Tschambas, 
die in steter Berührung mit den Fulahs leben, 
fast nackt. Ihnen genügen Perlenschnüre oder 
Lederstreifen um die Hüften. Uns zu Ehren 
harten sie sich allerdings festlich geschmückt, das 
heißt sie hatten vorn und hinten an den Schnüren 
in Ermangelung genügend großer Feigenblätter 
belaubte Zweige befestigt. Wenn dann eine 
Schöne an uns vorbeihuschte, hielt sie mit der 
einen Hand den vorderen, mit der anderen den 
hinteren Zweig. Bei beiden Geschlechtern fällt 
die mehr oder weniger künstliche Haarfrifur auf, 
deren Fertigstellung stundenlange Arbeit erfordern 
muß. Bald ähnelt sie (auch bei den Männern) der 
Frifur der Fulah= und Haussaweiber, bald sind 
Figuren in das Haar rasiert, bald ist das Haar 
bis auf eine über den Wirbel laufende Raupe 
abrasiort, die wieder in sich verflochten wird. Die 
Weiber tragen meist eiserne Pfeile im Haar.
	        
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