Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Worten verständigten wir uns über die wenig 
angenehme Lage. Bülow stieg in Seeleuruhe 
vom Pferde, ließ das Maschinengewehr mitten 
vor die Front stellen und begann es mit seinen 
Leuten zu montieren. Unterdessen rückte der Rest 
unserer Träger auf. 
Jetzt erhob sich unter den Fullahs ein Ge- 
murmel, und aus dem breiten Eingangstor der 
Königsburg, die in ihrer ganzen Ausdehnung von 
einem zwei Meter hohen Mattenzaun umgeben 
war, traten Bewaffnete heraus, die Gefolgsleute 
des Lamido. Sie nahmen an der Mattenwand 
entlang uns gegenüber Aufstellung. Es war ein 
buntes farbenprächtiges Bild. Die Kaburras 
(Berufssoldaten) des Lamido in bis an die Kniee 
reichenden ärmellosen Hemden, die Fullahmütze 
auf dem Kopf, mit über die Brust gekrenzten 
dicken Wolldecken, die durch einen ledernen Bauch- 
gurt festgehalten wurden. An Wehrgehängen 
trugen sie lange gerade Schwerter in ledernen 
Scheiden. Kurze Messer hingen am Leibriemen. 
In der Hand hielten die Kaburras den langen 
Stoßspeer, soweit sie nicht mit Bogen bewaffnet 
waren und große Lederköcher mit Pfeilen über 
die Schulter trugen. Auch Panzerreiter kamen 
angesprengt. Die Pferde waren mit bunten Woll- 
decken zum Schutze gegen Pfeilschüsse gepanzert 
und auch die Reiter selbst steckten in dicken, wat- 
tierten Gewändern. Auf dem Kopf trugen sie 
den tuchüberzogenen Holzhelm, mit wallenden 
Federn. Die Füße der Reiter steckten in langen, 
bis über das Knie reichenden, bestickten Leder- 
stiefeln. Sattel= und Zaumzeng aus buntem Leder 
war reich mit Muscheln und Amuletten benäht. 
Wie Turnierreiter aus dem frühen Mittelalter 
sahen diese Fullahreisigen aus. 
Den Reitern folgte, umgeben von in weite 
Gewänder gehüllten, vornehmen Fullahs, ein sehr 
schlanker, hellgelber Jüngling, der unter einem 
großen Turbau hervor aus großen Augen neu- 
  
gierig zu uns herüberschaunte. Aus dem Gebaren 
seiner Umgebung und dem Geschrei, das die um- 
stehende Menge erhob, erkannte ich, daß es Omarn 
war und sprengte auf ihn los. Wie zum Schutz 
traten sorglich seine Gefolgsmänner vor ihn hin. 
Ich sprang vom Pferde, machte mir Platz, wobei 
die Fullahs halb staunend, halb unwillig zurück- 
traten, und streckte Omaru die Hand entgegen. 
In den langen, blütenweißen, bis auf die 
Füße wallenden Gewändern sah der hoch auf- 
geschossene Jüngling mit dem melancholischen Ge- 
sicht eigenartig vornehm und hoheitsvoll aus, 
einfach und edel in dem bunten Rahmen seiner 
Umgebung, wie ein seltener Stein in kostbarer 
Fassung. Jeder mußte wissen: das war der König. 
Ein breites Wehrgehänge hing ihm über die 
Schulter, in dem ein grades Schwert steckte. Mit 
den Armen stützte sich Omaru rechts auf die 
Schulter des seriki n’ seggi (Mann, der dem 
Lamido auf das Pferd hilft), links auf den dicken 
seriki n’ bindiga (Gewehrverwalter), der in ge- 
bückter Haltung stand, um dem Lamido nicht 
unbequem zu werden. 
Mit müdem Lächeln reichte mir der bleiche 
Jüngling die Hand. 
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Deutsch- Südwestafrika. 
Von der Südbahn. 
Ende November ist die Teilstrecke Sandver- 
haar —Feldschuhhorn (Kilometer 273 bis 285) 
eröffnet worden. Bis Keetmanshoop fehlen noch 
etwa 80 Kilometer. Auf der nächsten Teilstrecke 
Feldschuhhorn —Seeheim sind die Gelände- 
schwierigkeiten groß. Die Meldung von der Er- 
öffnung dieses Abschnittes darf daher erst im 
kommenden Frühjahr erwartet werden. 
  
Kolonialwirtschaftliche Oitteilungen. 
Ein KAppell an die deutsche Baumwollindustrie. 
Der Hauptversammlung der Deutschen Kolo- 
nialgesellschaft, die jüngst in Frankfurt a. M. 
tagte, hat Herr Moritz Schanz-Chemniß einen 
Bericht erstattet über #eine Reise, die er zum 
Studium der amerikanischen Baumwoll- 
erzeugung mit Rücksicht auf die deutsch-kolo- 
nialen Baumwollbestrebungen unternommen 
hat. Er führte u. a. aus: 
„Kurz zusammengefaßt ist der Gesamteindruck 
meiner Beobachtungen folgender gewesen: Es ist 
durchaus möglich, daß die Vereinigten Staaten 
von Nordamerika weit größere Mengen von 
Baumwolle als bislang erzeugen können, es ist 
aber angesichts der jetzt schon existierenden 
Schwierigkeit, genügende Arbeitskräfte dafür zu 
finden, nicht wahrscheinlich, daß für die Nächst- 
zeit eine nennenswerte Erhöhung der ameri- 
kanischen Baumwollproduktion eintrete, und es 
ist sicher, daß die wachsende Baumwollindustrie 
der Vereinigten Staaten selbst einen immer grö- 
üheren Teil der Baumwollernte des Landes für
	        
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