Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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hall uUsw. geeigneien Böden zu suchen. Um das 
landtt von 150 Hektar vorzüglichen Baumwoll- 
fin es im Innern Togos nach der Küste zu schaffen, 
* nicht weniger als 1000 Mann vier Wochen lang 
ae auiign, und die Tonne Produkte aus dem Innern 
4r eshalb bereits im Hasen mit 400 Mark Fracht 
ennle. Venn man dem gegenüberstellt das hoch- 
Vo aaceelte Eisenbahnwesen in den Südstaaten von 
*7 amerika, so wird man sich nicht wundern, daß 
nickre großen Baumwolländereien bis jetzt noch 
n viel tragen und daß man unserem geringen 
aumwollexport von Togo mit einer Frachter- 
nachigung auf der Dampferlinie nach Deutschland 
alndelen mußte. Noch schlimmer liegen die Ver- 
à misse in Ostafrika, wo eine Tonne Last aus dem 
nnern nach der Küste z. Z. eine Karawane von 
3 und 2500 Mark Frachtkosten beansprucht, 
nhrend die gleiche Last von einer Eisenbahn in 
5der Zeit und mit einem Frachtaufwand von 
ark an die Küste gebracht werden könnte. 
Meine Herren! Wie ich anfangs gesagt habe, 
sches von dem, was Ihnen hier vorgetragen, ist 
arbreriation, vieles ist nach kaufmännischen Be- 
dalen“ Gewißheit, und ich stehe nicht an, zu sagen, 
# mit der notwendigen Geduld, mit der notwen- 
7 Zähigkeit ein großer Teil des deutschen Roh- 
8 edürjnisses aus unseren Kolonien zu nutzbrin- 
den en Preisen gedeckt werden kann und gedeckt wer- 
er wird. Diese Erkenntnis ist in den Fachkreisen 
dereus durchgedrungen, und die Fachvereinigungen 
dankhreien wirtschaftlichen Verbände haben sich in 
weleenswerter Weise an den Versuchen beteiligt, 
Lomet das verdienstliche Kolonial-Wirtschaftliche 
wr alee in Baumwolle, in der Kakaoerzeugung, in 
men autschukerzeugung und in anderem unternom- 
** “7 Dabei sind die ungeheuren Gebiete, um 
dan sich handelt, zum Teil noch so unexploriert, 
N atunan auch da annehmen kann, daß wir große 
woliischäe zu entdecken haben, besonders auf mine- 
berüen Gebieten, und die ich deshalb nicht näher 
dem hre, weil deren Entdeckung mehr oder weniger 
den Zufall überlassen ist. Ich will deshalb von 
in Jahlreichen Goldfundstellen in Südwestafrika, 
wensaco“ und in OÖstafrika nicht sprechen. Ebenso- 
n- von Indikationen, daß Vorkommen von 
afriko- sowohl in Südwestafrika als auch in Ost- 
jenen Hahlreich vorhande., sind. Ebensowenig von 
sollen # laugrundstellen, die jetzt untersucht werden 
in Sten der Nähe von Gibeon und im Caprivizipfel 
west. und im Gebiet von Deutsch-Ostafrika. 
die will lieber auf den Vorteil hinweisen, den 
nien un deutschen Kapitals in den deutschen Kolo- 
jeman csichtlich der Zahlungsbilanz hat. Wenn 
einigten F 100 Mark Kapital anlegt in den Ver- 
im Ausl taaten oder in Argentinien oder sonstwo 
der ande, so gibt er zunächst die 100 Mark aus 
deutschen Wirtschaft heraus, dann aber das 
man 
  
Jahresprodukt einschl. des Arbeitslohns, den Sie 
mit 70 Mark veranschlagen können, und was er 
zurückbekommt, ist lediglich eine Nettorente, sagen 
wir 7 Mark. Das Kapital, das in die Kolonien ge- 
bracht wird, erhält diese Summe der deutschen 
Nationalwirtschaft, es zahlt vor allen Dingen den 
Lohn zur Enwicklung dieser Wirtschaft, und es wird 
angelegt und verbraucht in gleichfalls der deutschen 
Entwicklung unterstehenden Produkten. 
Frankreich, Nordamerika und England haben 
trotz Meistbegünstigung Produkte ihrer Kolonien im 
Zolle bevorzugt. In Australien wird z. Z. durch 
neue Commerceakts die Einfuhr von Industrieer- 
zeugnissen neuen Erschwerungen unterworfen. Der 
Besitz von Kolonien ist ein Mittel, um auch 
aufhandelspolitischen Gebieten auf 
überseeischen Märkten gegenwärtig 
noch Erfolge zu erzielen. Die eigenen 
Kolonien werden zu einem handelspolitischen In- 
strument, da man nur Rechte und Vorzüge in frem- 
den Kolonien erreicht, wenn man in seinen eigenen 
Rolonien entsprechende handelspolitische 
Gegenleistung gewähren kann. Auch dadurch 
kennzeichnet sich die handelspolitische Situation der 
Gegenwart, daß z. B. eine Umfrage in Deutschland 
gemacht wird, darüber, inwieweit bereits eine Aus- 
wanderung in der deutschen Industrie nach den durch 
Schutzzölle abgeschlossenen Märkten stattfindet. 
Meine Herren! Die Entwicklung unseres deut- 
schen Kolonialbesitzes ist demnach, vom handelspoli- 
tischen Standpunkte aus gesehen, nach folgenden 
vier Richtungen zu beurteilen: 
1. Sie sichert der stetig wachsenden 
Bevölkerung unseres Vaterlandes, 
die mit Rücksicht auf das zur Verfü- 
gung stehende limitierte inner- 
deutsche Arealmehr undmehr sich der 
Industrie zuwenden muß undauf den 
Export angewiesen bleibt, zunächst 
große und sich steigernde Aufträge, 
also: Arbeit. Danebenermöglicht sie 
eine bessere Lebenshaltung dieser 
unsererdeutschen Bevölkerung durch 
billige Prodnktion von Nahrungs- 
stofsen der verschiedensten Art und 
ermöglicht es, diese Ernährung un- 
abhängiger zu gestalten vom Aus- 
land. « 
2. Kolonien, dierichtigundzielbe- 
wußt geleitet sind, sichern der deut- 
schen Produktion einen großen Teil 
derjenigen Rohstoffe, welche zum 
ecigenen Verbrauch innerhalb der 
Nation und zum Zwecke der Verede- 
lung des Arbeitsmaterials vieler 
Millionen deutscher Arbeiter 
dienen.
	        
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