Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Pastor Schmidt — und sagt: „Bringen Sie 
meiner Mutter die letzten Grüße, und sagen 
Sie ihr, daß ich im Glauben an meinen Er- 
löser sterbe!. Die Mutter werde ich nun be- 
suchen und ihr mündlich die letzten Grüße 
bringen. Als ihm die Schmerzen unerträglich 
wurden, gab man ihm Morphium, das ihn 
wieder zur Klarheit brachte. „Tausend Mark 
für einen Schluck Wasser! schrie er. Nach 
einer Weile schrie er noch einmal auf: „Zehn- 
tansend Mark für einen einzigen Schluck 
Wasser!“ Es half natürlich nichts. Auf den 
letzten Ruf des Majors kommt ein schwerver- 
wundeter Sergeant herangekrochen, der noch 
ein bißchen Rotwein in der Flasche hatte. Er 
schleppt das seinem Major herau und bittet 
ihn, zu trinken. Der Major sieht den Sol- 
daten an, man merkt, wie er mit sich ringt, 
wie er aber dann entschlossen den Trunk zu- 
rückweist. „Sie müssen zurück zum Geschütz, 
sagt der Major, strinken Sie darum selbst; 
mit mir ist es ja doch vorbei! Der Major 
wollte lieber verdursten, als einem noch etwas 
Kampffähigen die notwendige Labung ent- 
ziehen. Ein anderer Soldat wimmerte, er 
war fast zur Unkenntlichkeit zerschossen und lag 
auf der Brust. „Kann ich Ihnen noch einen 
Liebesdienst tun? fragte der Feldprediger. 
*Sorgen Sie dafür", war die Antwort, daß 
dieser letzte Gruß an meine Eltern nach Leipzig 
kommt! Es war ein Notizbuch, in dem ge- 
schrieben stand: „Herzlichen Gruß von Eurem 
sterbenden Sohne! Ich habe hier draußen im 
Kriege bei den Gottesdiensten meinen Gott 
und Erlöser wiedergefunden. Euer Sohn.= 
Er ist nicht der einzige gewesen; es haben 
viele draußen ihren Herrn wiedergefunden. 
Es ist bekannt, wie am Abend des zweiten 
Tages von Schwarzen aufgestautes Regenwasser 
gesunden wurde. Herrliche Szenen von Pflicht- 
treue spielten sich ab, als die ersten Wasser- 
säcke wieder in die Schützenlinien kamen. — 
Am dritten Tage, dem 4. Jannar, gelang uns 
der Sturm mit der letzten Kraft. Die Wasser- 
stelle war unser. Nun konnten auch die armen 
Pferde getränkt werden. Schrecklich war es 
gewesen, wie die Tiere vor Durst gebrüllt 
hatten. Vom 1. Januar früh bis 4. Jannar 
nachmittags 3 Uhr hatten sie keinen Tropfen 
bekommen. Als die Tiere jetzt Wasser witterten, 
zitterten sie am ganzen Leibe. Als Leute der 
7. Kompagnie herankamen zu der Wasserstelle, 
stellten sie sich erst zusammen und die halb- 
verschmachteten Leute stimmten an: „Nun 
danket alle Gott, mit Herzen, Mund und 
Ein Kreis 
Ein Unter- 
Händen!“ Dann bochten sie ab. 
von Verwundeten sitzt beisammen. 
  
offizier reicht einem Kameraden das kleine 
Feldgesangbuch und sagt: -Du, in solchen 
Zeiten gewinnt man das Buch lieb!" 
In einem Briefe des Paters Ziegenfuß 
finden sich folgende Stellen: 
„Das allgemein als wasserlos oder doch 
als recht wasserarm bezeichnete Sandfeld wies 
auf unseren beschwerlichen Kriegszügen zu- 
weilen sehr reichhaltige, gute Quellen, 
selbst größere Wasserstellen auf, und diese be- 
setzte und behauptete aufs hartnäckigste der mit 
einer großen Menge Vieh geflohene Feind. 
Das Sandfeld ist eine unermeßliche, mit nie- 
drigem Gras und teilweise lichtem, teilweise 
dichtem, mäßig hohem Gebüsch bestandene 
Steppe; Wege sind keine vorhanden. 
Durch beständiges Vorrücken blieb auch 
bald der Nachschub von Proviant aus; die 
hin= und hergehenden Proviantkolonnen ver- 
mochten mit den ermüdeten und abgetriebenen 
Zugochsen nur äußerst beschwerlich in dem 
schwierigen, unwegsamem Gelände zu folgen, 
und o Glückt wenn überhaupt die paar Wagen 
noch eintrasen! Wie oft waren die Kolonnen- 
führer gezwungen, ihre ermatteten Ochsen einen 
nach dem anderen auf die Beine zu bringen, 
wie oft mußten sie den einen oder anderen 
Ruhetag einschieben, um die Truppe statt in 
drei, in vier Wochen zu erreichen! Traf dann 
der Proviant ein, dann war die Abteilung, 
welche den Feind nie aus dem Auge ließ und 
in Fühlung mit demselben stets verblieb, nicht 
mehr dort, es ging von neuem weiter unter 
den denkbar ungünstigsten Verhältnissen und 
noch dazu in Feindesgebict. 
Aber erst die armen Soldaten! Feld- 
marschmäßig bepackt, zu Fuß, mit der einen 
oder anderen veisernen Portion“ versehen, am 
Tage in einer schwülen, zuweilen unerträglichen 
Gluthitze, und bei Nacht in einer Kälte von 
manchmal acht bis zehn Grad unter Null (im 
September und Oktober) stets fechtbereit sein! 
Was haben unsere Braven unter bren- 
neudem Durst und qnälendem Hunger, 
unter entsetzlichem Staub und Frost zu 
leiden gehabt, das spottet aller Be- 
schreibung. Es war jammervoll, wenn am 
Mittag oder Abend für einige Stunden Lager 
bezogen wurde; nachdem Parole= und Wacht- 
befehle ausgegeben und für die Sicherung des 
Lagers gesorgt, waren die Soldaten oft ge- 
nötigt, eine Viertel= bis eine halbe Stunde weit 
Brennholz heranzuschleppen, so erschöpft und 
ermüdet sie waren, um sich etwas zu kochen; 
es kam wohl vor, daß uns gänzlich das 
Brennmaterial ausging und wir uns nach 
w„afrikanischen Kohlen-, nach trockenem Ochsen-
	        
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