Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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„Assistent Resident" in Manuswari-Gelvinkbai 
ihren Sitz habe. Die ornithologische Ausbente 
ist nach seiner Angabe hier sehr reich. Er habe 
verschiedene neue Gattungen und Spezies entdeckt 
und es kämen namentlich auch Paradiesvögel 
und Krontauben in der Umgebung noch in größerer 
Menge vor. Im letzten Jahre seien 58000 Pa- 
radiesvögelbälge von der Zollbehörde als ausge- 
führt registriert worden. Auf der Ausfuhr ruht 
ein Zoll von 10 Prozent des Wertes der Bälge. 
Dieser Wert wechselt je nach der Nachfrage nach 
solchen Bälgen. Der Zollbeamte kommt alle zwei 
Monate mit dem Dampfer von Manuswari und 
kontrolliert die Zahl der zur Verschiffung kommen- 
den Bälge. Die Paradiesvogeljagd wird in der 
Regel ausschließlich von Malaien und Chinesen 
betrieben. Eine Lizenzgebühr wird für das Schießen 
der Paradiesvögel nicht erhoben, sondern nur der 
angegebene Ausfuhrgzoll. 
Die Eingeborenen sind friedliche und gut- 
mütige Leute. Sie ähneln in Sprache und Ge- 
bräuchen sehr den Lenten der Leiterer-Lagune 
und vom Angriffshafen. Ein in unserer Be- 
gleitung befindlicher, aus der Leiterer-Lagune 
stammender Polizeisoldat konnte sich auch mühelos 
mit ihnen verständigen. Ihre Häuser stehen 
ebenfalls im Wasser, nach der Banart sind sie denen 
am Angriffshafen und in der Leiterer-Lagune nahezu 
gleich. Pidgin-Englisch ist hier vollkommen un- 
bekannt. Dagegen sprechen von den Eingeborenen 
eine ganze Anzahl mehr oder weniger Malalisch. 
Die Gesundheitsverhältnisse sind nach Angabe des 
Engländers nicht besonders günstig. Es herrsche 
sowohl unter den Eingeborenen wie unter den 
Malaien und Chinesen ziemlich viel Fieber. Er 
habe den Leuten vielfach mit Chinin ausgeholfen, 
und willig hätten sie sich von ihm behandeln 
lassen. Sie seien für diese Wohltaten stets sehr 
erkenntlich gewesen und hätten ihm Schweine, 
Früchte, Vögel und allerlei gebracht, wovon sie 
dachten, daß sie ihm eine Freude machen könnten. 
Wir blieben die Nacht über vor Anker und 
machten am andern Morgen einen Ausflug nach 
dem „Sentanisee“. Erst fuhren wir im Kutter 
bis ans Ende der Bucht, und von da ab hatten 
wir noch etwa zwei Stunden zu gehen. Der 
Weg führt zunächst durch sumpfige Niederung und 
geht dann ziemlich eben fort, teils durch Busch, 
leils durch Alang-Alangfelder. Der Busch ist 
von Vögeln aller Art sehr belebt. Kurz ehe man 
an den See gelangt, geht man über eine mit 
kurzem Gras bewachsene Anhöhe weg, von der 
man eine herrliche Aussicht über den von Hügeln 
und Bergen umrahmten See hat. An seinem 
Rande liegen, ebenfalls ins Wasser gebaut, zahl- 
reiche Eingeborenendörfer. Die Eingeborenen an 
er Nordküste waren friedliche, freundliche Leute. 
  
Sie gehen, bis auf die verheirateten Weiber, die 
einen Bastschurz tragen, vollkommen nackt. 
Der See, aus dem unter anderem der Tami- 
fluß ausmündet, hat verschiedene Buchten. Seine 
größte Länge beträgt von Ost nach West aus- 
weislich der Karte etwa 12 Seemeilen und das 
Hauptbecken hat eine Breite von etwa 3½ Meilen. 
Er hat Tiefen bis zu 20 Faden aufzuweisen. 
Am Südrande sollen die Leute, wie uns der 
Engländer versicherte, noch stark dem Kannibalis- 
mus huldigen. Er will selbst Eingeborenen be- 
gegnet sein, die Teile einer frischen Leiche mit 
sich getragen hätten. Nach einem etwa zwei- 
stündigen Aufenthalte am See traten wir den 
Rückmarsch an, und nachmittags um 3 Uhr trafen 
wir wieder an Bord ein. 
Am gleichen Abend gingen wir wieder in 
See. Am nächsten Vormittag gegen 9 Uhr wurde 
vor der Landschaft Szerra, zwischen Angriffshafen 
und Eitape, haltgemacht. Die Kunde von der 
Züchtigung der Warabn-Eingeborenen war offen- 
bar auch schon bis dorthin vorgedrungen, denn 
als wir Miene machten, das Dorf der Einge- 
borenen zu betreten, flüchteten sie sämtlich in den 
Busch. Nach langen Versuchen gelang es, mit 
vier Leuten eine Verständigung anzuknüpfen. 
Nach Mitteilungen der Anwerbeschiffe war in 
jenem Gebiet von malatschen, aus holländischem 
Gebiet kommenden Paradiesvogeljägern schlimme 
Raubjagd getrieben worden; indessen war hierüber 
von den Eingeborenen nichts in Erfahrung zu 
bringen. Deren Scheuheit wich auch nicht, als 
wir nach kurzer Rekognoszierungsfahrt auf dem 
Arnoldfluß ins Dorf zurückkehrten. Es wird die 
Aufgabe des Leiters der neu zu gründenden 
Station Eitape sein, dem Treiben dieser Jäger 
hier ein Ende zu bereiten. 
Von Szerra lief ich abermals in der Nähe 
der Warabu-Lagune an. Über das Resultat 
der Züchtigung habe ich oben bereits Bericht 
erstattet. Nachzutragen bleibt, daß die Einge- 
borenen nunmehr versprechen ließen, mit ihren 
Nachbarstämmen Frieden halten zu wollen. In 
persönliche Berührung konnte ich mit ihnen der 
Kürze der Zeit halber nicht mehr treten. Am 
28. August traf ich in Walis ein. Hier wurden 
40 Leute der Neuguinea-Kompagnie geimpft. Ich 
besuchte in der Zwischenzeit die Eingeborenen- 
Dörfer Ambur, Miamea und Reidam. Die Ein- 
geborenen sind hier sehr friedlich, und man merkt 
sofort, daß schon eine größere Zahl unter ihnen 
bei Weißen im Dienste gewesen ist. In den be- 
suchten Dörfern herrscht eine ausnehmende Sau- 
berkeit, die Häuser sind groß und geräumig, und 
vor allem ist bemerkenswert, wie die Leute die 
Gräber, die unmittelbar neben den Häusern liegen, 
ausschmücken und im Stande halten. Rings um
	        
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