Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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festgestellt, daß von 500 Bäumen jährlich etwa 
200000 Samen im Gewicht von etwa 1 Ton 
gewonnen werden. Es ist ja damit zu rechnen, 
daß der Samenbedarf zur weiteren Anpflanzung 
einmal aufhört; der Samen muß alsdann eine 
andere Verwendung finden. Von Henaratgoda 
aus wurde mitgeteilt, daß der Samen inkl. der 
Hülle einen Olgehalt von 20 v. H. und der des 
Kernes allein einen solchen von 50 v. H. hat, 
daß außerdem das verbleibende Mehl als Futter 
oder auch als Düngemittel zu verwenden ist. 
Proben dieses Samens auf dem Londoner Markt 
ergaben die Bewertung mit 10 bis 12 L per 
Ton; das ist 20 bis 24 Mk. per 100 Kilo. 
So ist Aussicht vorhanden, daß bei weiterer Aus- 
dehnung des Gummibaues der Samen der Hevea 
zur Ol= und Futterkuchenfabrikation gute Ver- 
wendung finden kann. Wenn man als Grund- 
lage gelten läßt, daß in Henaratgoda 500 Bäume 
1000 Kilo Samen liefern, so bedeutet das pro 
Acre mit 200 Bäumen 400 Kilo oder einen 
Ertrag von 80 bis 96 Mk. 
Es erscheint mir von Bedentung, festzustellen, 
wie hoch bei dauerndem Betrieb einer Hevea- 
plantage die Selbstkosten des Gummis sind, da 
vielfach die Befürchtung ausgesprochen wird, daß 
entweder durch Überproduktion oder durch syn- 
thetische Darstellung des Gummis der Plantagen- 
ban einen großen Rückschlag erleiden könnte. 
Wie oben berechnet, stellt sich eine Plantage in 
der Zeit des ersten Ertrages auf etwa 350 Mk.; 
selbst bei billigsten Preisen ist anzunehmen, daß 
von dieser Zeit an die Kosten gedeckt werden. 
Demnach sind bei der Kalkulation von da an 
nur die Zinsen der Anlage, Abschreibungen und 
die Produktionskosten in Rechnung zu stellen; 
diese betragen per Acre: 
an Zinsen 17,50 Mk. 
  
an Beaussichtigung. . 9,00 - 
andere Unkosten, wie Nbschrei- 
bung von Gebäuden usw., 
etwa 23,50 “"ê 
50,00 = 
Das macht auf einen Ertrag von nur 
100 Pfund Gummi 1212 Pfg. per Pfund. 
Hierzu muß man allerdings noch die Abschreibung 
auf die Pflanzung selbst rechnen, aber es ist 
heute noch nicht bekannt, wie alt die Hevea 
werden kann. Die dreißigjährigen Bäume in 
Henaratgoda zeigen sich in vollster Kraft, und 
man glaubt, daß sie hundert Jahre alt werden 
können. Sollte dies der Fall sein, daun fiele 
die Abschreibung von 1 v. H. nicht ins Gewicht. 
Wenn man der Berechnung den Einheitsertrag 
von zwei Pfund Gummi auf den Baum zu- 
grunde legt und mit der Bearbeitung nach 
heutiger Methode rechnet, ohne in Betracht zu 
  
ziehen, daß bei verbesserter Arbeitsweise gewöhn- 
lich auch Verbilligung eintritt, dann stellen sich 
Arbeits= und Zubereitungskosten für das Pfund 
auf 81 Pfg., so daß das Pfund Gummi bei 
diesem geringen Ertrage der Plantage doch nur 
93½ Pffg. kostet. 
Diese günstigen Resultate waren die Veran- 
lassung dafür, daß der Gummibau auf Ceylon 
in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit außergewöhn- 
lich zugenommen hat. Es waren nach Veröffent- 
lichungen des Cexylon Directory angepflanzt 
mit Hevea brasiliensis: 
im Jahre 1898: 750 Acres 
. 1901: 1500 
- 1902" 3000 
- 1903: 12 000 . 
- 1904: 25 000 
1905: 39 000 
im Frühjahr 1906: 60 000 
Der Export an Gummi steigt dementsprechend 
ebenfalls ganz rapide. Nach der Veröffentlichung 
der „Chamber of Commerece in Colombo 
wurden exportiert 
im Jahre 1903: 11798 Pfund 
. 1904: 77212 
1905: 168 577 - und in 
den ersten drei Monaten 1906 etwa 75 000 Pfund, 
so daß im Jahre 1906 mindestens 300 000 Pfund 
zum Export gelangt sind. 
Die rapide Ausdehnung des Gummibaues 
erforderte naturgemäß Kapitalien, wie sie auf 
Ceylon selbst nicht flüssig waren. Infolgedessen 
wurden, um dadurch Kapital aus dem Auslande 
herbeizuziehen, Gesellschaften gebildet. Besonders 
vom Londoner Markt sind hierfür Kapitalien nach 
Ceylon geflossen. Aber auch in Colombo hat 
die Bildung von Gesellschaften einen großen 
Markt für Gummiaktien (Rubber Shares) nach 
sich gezogen; dieser Markt vergrößert sich dauernd, 
da die Aussicht auf hohen Gewinn großes Inter- 
esse an den Aktien hervorruft. Das Neu- 
gründungsfieber scheint jedoch auch in diesem 
Falle ungesunde Zustände mit sich zu bringen 
und vielfach eine Uberkapitalisation der Gummi- 
ban-Gesellschaften herbeizuführen, die zu der Be- 
fürchtung Anlaß gibt, daß im Falle eines erheb- 
lichen Rückganges der Gummipreise die erwartete 
Rentabilität jener Gesellschaften nicht eintreten 
wird. Die Uberkapitalisation ist dadurch hervor- 
gerufen, daß Gesellschaften große Terrains über- 
nehmen, von denen nur ein kleiner Teil unter 
Kultur ist, diese Terrains aber zu dem Werte 
bezahlen, den das Terrain hätte, wenn es schon 
vollständig oder wenigstens zum größten Teil 
unter Kultur stände. Vielfach werden auch eben 
 
	        
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