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Koamerun.
Die Unruhen im Südbezirk von Romerun
1904 bis 1906.
Gierzu einc Kartenskizze.)
Bericht des Hauptmanus Schennemann.
Die aus politischen und wirtschaftlichen Gründen
notwendige Eröffuung des Landweges von der
Kamerunküste nach dem Kongobecken hatte zahl-
reiche kriegerische Unternehmungen gegen feind-
liche Stämme zur Folge. Von beiden Seiten,
sowohl von der Kamerun= (Batanga-) Küste als
vom Kongo strömten Händler in das gummi= und
elfenbeinreiche Land am Djah und warfen in
gegenseitiger Konkurrenz große Mengen von
Waren, vorzugsweise Vorderlader und Handels-
bulver, in Gebiete, die von den kriegerifschen,
ihrer Zahl nach unterschätzten, aus Zentralafrika
Gingewanderten Kannibalenstämmen der Njem
und Rdsimu erst unlängst okkupiert waren.
« Der erste Angriff der Ndsimu-Njem im
Jahre 1903, dem der Kaufmann Monier der
Gesellschaft Süd-Kamerun bei Lomie zum Opfer
siel, wurde durch rechtzeitiges Eintreffen von Ver-
stärkungen, welche seitens des Gouvernements von
nala über Jaunde in Marsch gesetzt waren,
nachdrücklich abgewiesen. (Siehe Kol. Bl. 1904,
S. 765.)
d Zur endgültigen Sicherung und Befriedung
es Sanga-Ngokogebietes wurde die Verwaltungs-
anutrale von Molundu nach der Gegend am
ir nin- Diah verlegt und die neue Hauptstation
ie Nähe des Dorfes Lomie errichtet.
Die Regierungsstation Molund blieb als Zoll-
posten bestehen.
nddscshrenh die Hauptmasse der Truppe noch im
wurde. lemgebiet am oberen Djah festgehalten
mordungerfolgte im November 1904 die Er-
fellshaft Stes Kaufmanns Kundenreich der Ge-
Molundu darKamern in der Nähe der Station
Gleichzeitig .“ h Leute des Dorfes Bokamonene.
kaduma #b, rden bedenkliche Unruhen bei In-
der Verwal: er Ostgrenze gemeldet. Der Chef
sofort in Eing Hauptmann Scheunemann, rückte
baren Kräftälmärschen mit den wenigen verfüg-
zwön Tachen; 5 Mann) von Lomie nach dem
Ngato# gemorsche entfernten Molundu. Bei
angef chwollor ibn der übergang über den stark
zwei Soldaten feloetesluh tritüig gemacht, wobei
okamonene (das heiß « ·
« Namonen heißt „großes Dorf“) war
dan Gemeinwesen eigenster Art, wie es 9 nur
Eigen die unglücklichen Grenzverhältnisse, die
miliribe der Gkage Cnd die unzureichende
mili Macht der Station Molundn in dieser
Gornm entwickeln konnte. in dieser
In Bokamonene hatte sich das Raub= und
Mordgesindel der gesamten Umgegend, sowohl von
deutscher wie von französischer Seite, zu einer Art
Republik zusammengeschlossen. Hier waren ver-
treten: Ndsimu, Kunabembe, Bombassa, Missanga,
Bangala vom Kongo, auch Deserteure vom Sene-
gal und aus Monrovia. Das etwa 1500 Meter
lange Dorf bestand aus zwanzig Abteilungen,
jede unter einem selbständigen, sogenannten Banjo-
chef, die sich zu Schutz und Trutz gegen ihre ge-
meinsamen Hauptfeinde, den Weißen und die
Arbeit, zusammengeschlossen hatten. Diese Banjos
waren große palisadierte Blockhäuser. Mauser-
geschosse A/71 schlugen nicht durch. Die Ein-
wohnerzahl betrug etwa 1000 Köpfe, darunter
zirka 300 professionsmäßige Krieger.
Die ganze Einrichtung dieses Raubnestes,
das sich in den letzten Jahren zu einer seltenen
Blüte entwickelt hatte, wies auf den Krieg hin.
Große Mengen von Gewehren und Pulver waren
angehäuft, darunter eine Anzahl ausgezeichneter
Kapgewehre, von französischer Seite einge-
schmuggelt.
Die Bokamonenelente waren der Schrecken
der ganzen Umgegend. Sie bildeten für Kara-
wanen und selbst für die Molundustation eine
ständige ernste Gefahr. Irgendwelche An-
ordnungen der Regierung wurden seit Jahren
einfach verlacht. Soldaten, die das Dorf
passierten, wurden die Ausrüstungsstücke vom
vom Leibe gerissen. Dem Stationschef von Mo-
lundn ließen die Bokamonenes verschiedentlich
sagen, man warte nur auf den Krieg, man sei
bereit und werde ihn, den Stationschef, tot-
schlagen wie einen Hund.
Mehrfache Morde wurden von den Bokamo-
nenes in regierungsfreundlichen Dörfern verübt.
Ein Arbeiter der Gesellschaft Süd-Kamerun wurde
in Dschimbuli-Namei, einer Art Brückenkopf von
Bokamonene, auf dem linken Ufer des Bumba=
flusses, im Oktober ormordet.
Nun erfolgte am 21. November 1904 auf
der Straße Molundu-Nginda-Kumilla die Er-
mordung des Agenten Kundenreich in zunächst
völlig unaufgeklärter Weise im Bangandulande.
Die Untersuchung ergab indes bald, daß die
Täter Bokamoneneleute waren, welche den Ort
der Tat nach dem ihnen verfeindeten Bangandu-
lande verlegt hatten, um diese bisher friedlichen
Stämme mit dem Weißen zu entzweien.
Kundenreich war Faktoreileiter in Bokamonene.
Er soll nicht verstanden haben, sich mit den Ein-
geborenen zu stellen. Die Verwaltung hatte nach
Beendigung der Rdsimn-Unruhen die Gesellschaft
darauf aufmerksam gemacht, daß Kundenreich
wohl zweckmäßigerweise keine Verwendung als
Faktoreileiter fände.