Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Die Waren wurden vorschußweise verausgabt 
(Trustsystem). Sie bestanden sowohl bei der Ge- 
sellschaft Süd-Kamerun als auch bei den Batau- 
gafirmen der Hauptsache nach in Pulver und 
Gewehren. ' 
Die Artikel wurden stark entwertet, da sie weit 
über den Bedarf der Eingeborenen eingeführt 
wurden. 
Diese konnten oder wollten die Gegenwerte nicht 
liefern, waren aber durch das in unsinniger 
Menge eingeführte Kriegsmaterial in Stand ge— 
setzt, sich ihrer Gläubiger mit Gewalt zu ent— 
ledigen. 
Eine Kontrolle dieses Handels oder ein Schutz 
durch die Regierung war nicht möglich, da die 
Händler mit Vorliebe diejenigen Gebiete auf— 
suchten, welche weder unterworfen, noch in Ver- 
waltung genommen waren, eben um sich der 
lästigen Kontrolle durch die Verwaltung zu ent- 
ziehen und in der Hoffnung, in jenen unberührten 
Gebieten die ersten Schatzgräber zu sein. 
Dazu kam die Verpflegungsfrage. Hunderte 
von Händlern und Trägern lagen wochen-, ja 
monatelang auf den Hauptkarawanenstraßen, in 
den Dörfern, stahlen in den Farmen, ver- 
gewaltigten die Weiber usw. Das verhältnis- 
mäßig noch wenig bebaute und auf einen der- 
artigen Durchgangsverkehr nicht eingerichtete Land 
war nicht imstande, derartige Menschenmengen zu 
verpflegen. Die Eingeborenen verlangten daher 
für die Lebensmittel naturgemäß hohe Preise, 
worüber es zu fortgesetzten Differenzen mit den 
Händlern kam. 
Das herrische Auftreten der weißen Kaufleute, 
die beliebte Manier, in entlegenen Gegenden den 
„governor“ zu spielen, war keineswegs dazu an- 
getan, das Einvernehmen mit den noch gänzlich 
rohen, unkultivierten und kriegerischen Kannibalen= 
stämmen zu fördern. 
Dazu kam schließlich, daß die militärische 
Besatzung des ausgedehnten Gebietes unzureichend 
war. Vor allem fehlte es der Verwaltung an 
weißem Personal. 
Alle diese Momente mußten zum Aufstande 
führen. 
Hauptmann Scheunemann war Ende März1905 
kaum von seiner Reis kad nach 
Lomie zurückgekehrt, als ihn Meldungen über die 
Vorgänge an der deutsch-französischen Grenze 
zu sofortigem energischen Einschreiten an die Süd- 
grenze riefen, wo ihn der Streit um die Be- 
setzung von Missum-Missum bis Mai zurückhielt. 
Inzwischen war seitens der Gesellschaft Süd- 
Kamerun im Oktober 1904 unter Führung ihres 
tatkräftigen Direktors Grafen v. Schlippenbach 
eine Handelsexpedition von Kribi an den Njong 
in Marsch gesetzt, um einen Dampfer oberhalb 
  
der Tappenbeck-Schnellen ins Wasser zu bringen 
und von dort die Erkundung der Schiffbarkeit des 
Njong stromaufwärts vorzunehmen. 
Fast gleichzeitig folgte auf Befehl des Gou- 
vernements unter Führung des Hauptmanns 
Freiherrn v. Stein eine militärische Expedition 
Niong aufwärts, mit der Weisung, das Unter- 
nehmen der Gesellschaft Süd-Kamernn nach Mög- 
lichkeit zu unterstützen. 
Nun scheint Graf v. Schlippenbach das Vor- 
gehen der Regierung in jene völlig unberührten 
Gebiete nicht haben abwarten zu können; er ist 
vermutlich, veranlaßt durch das uUnauphaltsamc, 
gleichzeitige Vordringen der Konkurrenzfirmen 
(der Konkurrenzkampf stand damals in höchster 
Blüte), von dem sehr erklärlichen Wunsche beseelt 
gewesen, als erster mit seinem Dampfer das 
Ende der Schiffbarkeit am oberen Njong zu er- 
reichen, seine Handelsniederlassungen in Njem und 
Ndsimu mit den in großer Menge auf dem 
billigen Wasserwege heraufgeschafften Waren zu 
versorgen und so die Konkurrenz aus dem Felde 
zu schlagen. 
Seine Expedition stieß indessen bereits Ende 
Dezember 1904 kurz oberhalb der Einmündung 
des Longmapfog auf Schwierigkeiten infolge der 
Haltung der Eingeborenen. Graf v. Schlippen- 
bach schrieb am 24. Dezember 1904 an Haupt- 
mann Scheunemann: 
„Njong-Depot Longmapfog. Euer Hoch- 
wohlgeboren erlaubt sich die unterzeichnete Ge- 
sellschaft sehr ergebenst mitzuteilen, daß wir 
vorläufig am Longmapfog, dem linken Neben- 
flusse des Njong, ein Depot errichtet haben, 
von welchem aus wir die nördliche Hälfte 
unseres Konzessionsgebietes bearbeiten wollen. 
Das Depot ist mit der Janndestraße am Orte 
Onanabesse am Njong durch Dampfer „Gon- 
verneur v. Puttkamer“ verbunden. 
Was nun unsere Verbindungen von hier 
nach unseren Faktoreien anbelangt, so haben 
wir einen guten Weg über Wollo-Batschongo 
nach Bakinekoe. 
So gut nun aber unsere Verbindungen 
von hier nach Süden zu sein scheinen, so 
schlecht und traurig sieht es mit unserer Ver- 
bindung nach Osten und Nordosten aus. 
Diese Verbindungen werden jedoch in nächster 
Zeit für uns die wichtigsten werden. 
Wir konnten die Schiffbarkeit des Njong 
nicht bis zum Ende ausnutzen, da wir in 
Bidule-Bindna bei den Eingeborenen auf kein 
Entgegenkommen stießen, und wir mußten 
bis zum Longmapfog zurückgehen. Diese Leute 
leben mit den Makka, besonders mit dem 
Makka-Unterstamm Akkoi, welche zwischen dem 
Jebekolle-Unterstamm Bidule-Bindna und dem
	        
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