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Orte Gujimu mußte der Sanaga abermals über-
schritten werden. Die Zurücklegung dieses Weges
dauerte 14 Tage, die Verpflegungsschwierigkeiten
waren erheblich, und die Unzuträglichkeiten beim
Ülberschreiten des Sanaga nahmen kein Ende.
Das Gouvernement beauftragte daher die
Station Joko mit der Offnung des geraden Weges
Nanga--Eboko—Dendeng. Diese Aufgabe wurde
durch Leutnant v. Oertzen in der Zeit vom
19. Oktober bis 14. November 1906 gelöst. Die
Patrouille bestand aus 1 Offizier, 1 Sanitäts-
unteroffizier, 58 Soldaten und 90 Trägern.
Der Weg führte über Tina, Mane, Batarre;
bei Molle wurde der Sanaga erreicht. Seitdem
Batarre und Mane an den Weg herangezogen
wurden, sind zwei saubere Dörfer entstanden, die
den Karawanenverkehr durch Verpflegungslieferung
wesentlich erleichtern. Bei Tina geht der Weg
durch Hügellandschaft, wird aber später bis nach
Molle hin fast ganz eben und zieht sich dann
abwechselnd durch Wald und Grasland hin.
Obwohl zahlreiche Sumpsstrecken von teilweise
kilometerlanger Ausdehnung auf der Route liegen,
war die Straße in beste Ordnung gebracht; die
Flüsse und Sümpfe waren mit großem Fleiß
durch lange, solide Dämme überbrückt worden,
so daß selbst die Pferde überall mit Sicherheit
passieren konnten.
Am 22. Oktober war Mole erreicht. Mole
ist ein Mwele-Ort, der vor fünf Jahren auf dem
rechten Sanaga-Ufer entstanden ist, als sich der
damalige Häuptling vor den Verfolgungen Nanga-
Ebokos auf die nördliche Sanaga-Seite zurückzog.
Mole (Häuptling und Ort führen den gleichen
Namen) stellte bis vor kurzem ein zweifelhaftes
Element des Bezirks dar. Häufig flüchteten die
Leute auf seine Veranlassung aus dem Dorfe,
wenn die Station irgend welche Anforderungen
an ihn stellte. Außerdem bereitete Mole, in
dessen Händen der Fährverkehr lag, den Träger-
karawanen wiederholt Schwierigkeiten, um hohe
Bezahlung zu erpressen. Uberraschend war es
daher, daß auch die zu Mole gehörende Weg-
strecke in tadellosen Zustand gesetzt war, und daß
reichliche und gute Verpflegung geliefert wurde.
Der Sanaga wurde am 23. Oktober etwas
oberhalb der Mole vorgelagerten Insel Elmo
überschritten. Der Fluß ist an der Ubergangs-
stelle etwa 500 m breit. Das Ubersetzen erfolgte
in einem Faltboot und fünf Kanus. Es wurde
dadurch erschwert, daß an beiden Ufern ein breites
lberschwemmungsgebiet vorgelagert war, so daß
Leute und Lasten im Wasser die Ankunft der
Fahrzeuge erwarten mußten.
Unmittelbar an dem jenseitigen Ufer wurde
der nach Dendeng führende Weg erreicht, der
bis zu dem Orte Idongele fast parallel mit dem
Sanaga läuft. Bis Idongele sind es von der
Mole-Fährstelle drei Tagemärsche; auch hier war
der Weg sehr sauber ausgebaut. Er führt durch
die Gebiete der Häuptlinge von Sassu (Sakpam),
Wam, Jamiad (Senge, weiblicher Häuptling)
und Pabla. Die Gegend ist reich bevölkert; es
wurden an 20 Farmdörfer durchschritten.
Idongele ist eine Idute-Enklave im Mwele-
Gebiet. Es gehörte früher zu Ndo auf der rechten
Sanaga-Seite, hat sich aber seit längerer Zeit
selbständig gemacht. Das Gebiet von Idongele
wurde am 27. Oktober durchzogen und bei dem
Orte Dubu der Niong erreicht, der hier etwa
30 m breit ist und noch an demselben Tag über-
schritten wurde. Am Njong beginnt das Gebiet
des Häuptlings Idongo, in dessen Hauptdorf die
Truppe am 28. Oktober nach zweistündigem
Marsch anlangte.
Tags darauf wurde in dem Idongodorfe
Makei Lager bezogen. Der Weg führte fast in
östlicher Richtung und bog nur in der letzten
Strecke nach Süden um. Die Gegend wies die
Spuren reicher Bevölkerung auf. Es wurden
acht kleine Dörfer passiert, wobei große Farm-
aulagen zu bemerken waren. Die Waldstrecken
wurden nach Osten immer zusammenhängender
und dichter. Der Marsch am 29. war ohne
Führer nach dem Kompaß erfolgt. Da bei den
zahlreichen sehr ausgetretenen Wegen die Be-
fürchtung nahe lag, daß die Patronille von der
geraden Route schließlich abkommen würde, so
muß es als ein günstiger Zufall bezeichnet werden,
daß es gelang, ein Mädchen aufzufinden, das in
der Folge wertvolle Führerdienste leistete.
In den nächsten Tagen wurde die Landschaft
Idongo verlassen und die Landschaft Jem zum
größten Teil durchquert.
Das llbersetzen über den Fluß Jesse am
2. November nahm den ganzen Tag in Anspruch.
Der Jesse heißt in seinem Oberlauf Njan-Hamo
und ist einer der Qnellflüsse des Sanaga.
In Dangari wurde vom 3. bis zum 11. No-
vember Lager bezogen, denn dieser Ort erwies
sich als wirksamster Ausgangspunkt für Patronillen.
Der Gegner war bisher ständig ausgewichen und
hielt sich nun in dieser Gegend auf. Die Pa-
trouillen hatten guten Erfolg, obwohl der Sanaga
und der Sesse sehr störende Hindernisse bildeten.
Einmal waren die Mwele auf dem rechten, dann
wieder auf dem linken Ufer dieser Flüsse.
Am 7. November suchte ich durch einen Ge-
fangenen mit dem Häuptling Idongo Verbindung,
kurz darauf stellte sich der Häuptling und bat um
Frieden. Ich nahm Idongo nicht fest, sondern
beauftragte ihn, den Häuptling Dam von Jem
herbeizuschaffen und mir nach Dendeng zu folgen,
was er nach längerem Sträuben versprach. Die