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Dies läßt sich natürlich nur daraus erklären, daß die
Hottentotten Zuzug von ihren Stammes-
genossen jenseit der Grenze erhalten. Manmuß
sich die Länge dieser Grenze im Süden und Osten
vergegenwärtigen, um zu verstehen, wie ungemein
schwer es ist, dieselbe ausreichend zu bewachen.
Wir haben nun im Süden noch einen Stamm,
welcher bisher in seiner Majorität loyal zu uns
gehalten hat, das sind die Bersaba-Hottentotten.
ber auch von diesen ist eine Anzahl, namentlich
die Ingend des Stammes — von Kriegslust er-
latzt —, ihrem Häuptling durchgegangen und hat
sich dem Feinde angeschlossen. Sie sind bei der
kürzlich erfolgten Ermordung dreier Weißer nörd-
lich Keetmanshoop. mitbeteiligt gewesen. Es folgt
daraus, daß auch diese scharf überwacht werden
müssen, damit nicht die unsicheren Elemente über
die sicheren die Oberhand gewinnen.
Nachdem die verschiedenen Friedensverhand-
lungen gescheitert sind, welche mit den Bondel-
zwarts, und zwar sowohl durch den katholischen
Missionar Pater Malinowski in Heirachabis wie
urch den evangelischen Missionar Wandres,
welcher jahrzehntelang unter den Bondelzwarts
missioniert hat, geführt wurden, und auch an-
scheinend ein neuerlicher Versuch durch Entsendung
eines Offiziers Verhandlungen einzuleiten, frucht-
los geblieben ist, bleibt nichts weiter übrig, als
den Aufstand zunächst mit Waffengewalt zu Ende
zu führen. Es sind den Hottentotten genau die-
elben Bedingungen gestellt wie den Hereros, auf
die hin sich mehrere tausend Hereros ergeben
haben, so daß nicht einzusehen ist, warum sie sich
nicht gleichfalls stellen sollen, wenn sie kriegsmüde
Man darf dabei allerdings nicht ver-
gessen, daß neben der Jagd das Rauben oder,
wie sie es nennen, „Kriegführen“ seit vielen
Jahrzehnten die Haupt= und Lieblingsbeschäftigung
er Hottentotten gewesen ist. In dauernden
tacgen haben die verschiedenen Stämme des
as landes sich gegenseitig zerfleischt, während
der Namaraland für sie die unerschöpfliche Quelle
jährliaehversorgung bildete, aus dem sie sich all-
Käm h in blutigen und äußerst gransam geführten
des bfen ihre Nahrung holten. Von den Zeiten
des Jonker Africander und des Moses Witbooi,
der # eigenen Stammesgenossen, die Namas
aufrilwten Nation und die Zwartboois, nahezu
zu Uen und aus ihren Sitzen vertrieben, bis
aben dernahme der deutschen Schutzherrschaft
88 chze ewigen Kriegs- und Naubzüge gewährt.
gef chaffen, "n, deutshe Okkupation ist bierin Wandel
#atten Kein Wunder aber, daß die Hotten-
dürln enen dieses Leben Gewohnheit und Be-
unds onden ist davon nicht lassen wollen
fühug aried icher Beschäftigung und Lebeus-
rziehen.
Niemand kann mehr als ich bedauern, daß
eine Beendigung der kriegerischen Ope-
ration zur Zeit noch unmöglich und infolge-
dessen an eine friedliche und wirtschaftliche Ent-
wicklung des Südens vorderhand noch nicht zu
denken ist. Der langsame Fortschritt in der
Kriegführung hängt meiner Uberzeugung nach
wesentlich auch mit den ungünstigen Transport-
verhältnissen zusammen. Hätten wir eine Bahn
bis zum Mittelpunkt des Südens, bis Keetmans-
hoop, so würde damit die Verpflegung und Aus-
rüstung der Truppen nicht nur sehr verbilligt,
sondern auch erheblich erleichtert, ihre Beweglich-
keit eine ungleich größere und zweifelsohne der
Aufstand heute bereits beendet sein. Auch nach
Beendigung des Aufstandes halte ich vorerst eine
stärkere militärische Besetzung des Südens aus
analogen Gründen, wie ich sie ausführlich für
das Hereroland angegeben habe, für notwendig.
Jusbesondere besteht die gleiche Gefahr des
Waffen= und Munitionsschunggels über den
Oranjefluß und über die Ostgrenze nach den
Stationen Ukamas, Dawignab und Hagfuur hin.
Erst kürzlich sind zwei englische Händler in Kap-
stadt abgeurteilt worden wegen Munitionsverkaufs
an Hottentotten des deutschen Gebiets.
Angesichts dieser Lage bin ich in llberein-
stimmung mit dem Truppenkommandeur der Mei-
nung, daß vom 1. April 1907 ab zunächst noch
eine Truppe von 8000 Mann im Schutggebiet
gehalten werden muß, welche erst allmählich
nach Maßgabe der Verbesserung der Verkehrs-
verhältnisse vermindert werden könnte.
Es bedarf kaum einer Andentung, daß mir
daran gelegen sein muß, die hohen Kosten für
die Unterhaltung einer größeren Schutztruppe nach
Möglichkeit und mit tunlichster Beschleunigung
herabzumindern, damit in größerem Umfange
Mittel für die wirtschaftliche Erschließung des
Schutzgebiets, welche mir in erster Linie am Herzen
liegt, flüssig gemacht werden können. Dieser
Wunsch findet aber seine Grenze an der Ver-
antwortlichkeit, welche der Gouverneur für die
Sicherheit und den Schutz der weißen Einwohner
des Landes und des im Schutzgebiet angelegten
deutschen und ausländischen Kapitals trägt.
*# r
Wenn ich mich nunmehr dem Stande der
wirtschaftlichen Entwicklung des Schutzgebiets
zuwende, so darf ich die Vergangenheit im all-
gemeinen außer Betracht lassen und als bekannt
voraussetzen und mich auf das beschränken, was
ein aktuelles Interesse hat. Es kann auch nicht
meine Aufgabe sein, des breiteren auszuführen,
welche Hoffnungen ich in bezug auf die Zukunft
des Landes hege, insoweit ich nicht bestimmte