Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Dies läßt sich natürlich nur daraus erklären, daß die 
Hottentotten Zuzug von ihren Stammes- 
genossen jenseit der Grenze erhalten. Manmuß 
sich die Länge dieser Grenze im Süden und Osten 
vergegenwärtigen, um zu verstehen, wie ungemein 
schwer es ist, dieselbe ausreichend zu bewachen. 
Wir haben nun im Süden noch einen Stamm, 
welcher bisher in seiner Majorität loyal zu uns 
gehalten hat, das sind die Bersaba-Hottentotten. 
ber auch von diesen ist eine Anzahl, namentlich 
die Ingend des Stammes — von Kriegslust er- 
latzt —, ihrem Häuptling durchgegangen und hat 
sich dem Feinde angeschlossen. Sie sind bei der 
kürzlich erfolgten Ermordung dreier Weißer nörd- 
lich Keetmanshoop. mitbeteiligt gewesen. Es folgt 
daraus, daß auch diese scharf überwacht werden 
müssen, damit nicht die unsicheren Elemente über 
die sicheren die Oberhand gewinnen. 
Nachdem die verschiedenen Friedensverhand- 
lungen gescheitert sind, welche mit den Bondel- 
zwarts, und zwar sowohl durch den katholischen 
Missionar Pater Malinowski in Heirachabis wie 
urch den evangelischen Missionar Wandres, 
welcher jahrzehntelang unter den Bondelzwarts 
missioniert hat, geführt wurden, und auch an- 
scheinend ein neuerlicher Versuch durch Entsendung 
eines Offiziers Verhandlungen einzuleiten, frucht- 
los geblieben ist, bleibt nichts weiter übrig, als 
den Aufstand zunächst mit Waffengewalt zu Ende 
zu führen. Es sind den Hottentotten genau die- 
elben Bedingungen gestellt wie den Hereros, auf 
die hin sich mehrere tausend Hereros ergeben 
haben, so daß nicht einzusehen ist, warum sie sich 
nicht gleichfalls stellen sollen, wenn sie kriegsmüde 
Man darf dabei allerdings nicht ver- 
gessen, daß neben der Jagd das Rauben oder, 
wie sie es nennen, „Kriegführen“ seit vielen 
Jahrzehnten die Haupt= und Lieblingsbeschäftigung 
er Hottentotten gewesen ist. In dauernden 
tacgen haben die verschiedenen Stämme des 
as landes sich gegenseitig zerfleischt, während 
der Namaraland für sie die unerschöpfliche Quelle 
jährliaehversorgung bildete, aus dem sie sich all- 
Käm h in blutigen und äußerst gransam geführten 
des bfen ihre Nahrung holten. Von den Zeiten 
des Jonker Africander und des Moses Witbooi, 
der # eigenen Stammesgenossen, die Namas 
aufrilwten Nation und die Zwartboois, nahezu 
zu Uen und aus ihren Sitzen vertrieben, bis 
aben dernahme der deutschen Schutzherrschaft 
88 chze ewigen Kriegs- und Naubzüge gewährt. 
gef chaffen, "n, deutshe Okkupation ist bierin Wandel 
#atten Kein Wunder aber, daß die Hotten- 
dürln enen dieses Leben Gewohnheit und Be- 
unds onden ist davon nicht lassen wollen 
fühug aried icher Beschäftigung und Lebeus- 
rziehen. 
  
Niemand kann mehr als ich bedauern, daß 
eine Beendigung der kriegerischen Ope- 
ration zur Zeit noch unmöglich und infolge- 
dessen an eine friedliche und wirtschaftliche Ent- 
wicklung des Südens vorderhand noch nicht zu 
denken ist. Der langsame Fortschritt in der 
Kriegführung hängt meiner Uberzeugung nach 
wesentlich auch mit den ungünstigen Transport- 
verhältnissen zusammen. Hätten wir eine Bahn 
bis zum Mittelpunkt des Südens, bis Keetmans- 
hoop, so würde damit die Verpflegung und Aus- 
rüstung der Truppen nicht nur sehr verbilligt, 
sondern auch erheblich erleichtert, ihre Beweglich- 
keit eine ungleich größere und zweifelsohne der 
Aufstand heute bereits beendet sein. Auch nach 
Beendigung des Aufstandes halte ich vorerst eine 
stärkere militärische Besetzung des Südens aus 
analogen Gründen, wie ich sie ausführlich für 
das Hereroland angegeben habe, für notwendig. 
Jusbesondere besteht die gleiche Gefahr des 
Waffen= und Munitionsschunggels über den 
Oranjefluß und über die Ostgrenze nach den 
Stationen Ukamas, Dawignab und Hagfuur hin. 
Erst kürzlich sind zwei englische Händler in Kap- 
stadt abgeurteilt worden wegen Munitionsverkaufs 
an Hottentotten des deutschen Gebiets. 
Angesichts dieser Lage bin ich in llberein- 
stimmung mit dem Truppenkommandeur der Mei- 
nung, daß vom 1. April 1907 ab zunächst noch 
eine Truppe von 8000 Mann im Schutggebiet 
gehalten werden muß, welche erst allmählich 
nach Maßgabe der Verbesserung der Verkehrs- 
verhältnisse vermindert werden könnte. 
Es bedarf kaum einer Andentung, daß mir 
daran gelegen sein muß, die hohen Kosten für 
die Unterhaltung einer größeren Schutztruppe nach 
Möglichkeit und mit tunlichster Beschleunigung 
herabzumindern, damit in größerem Umfange 
Mittel für die wirtschaftliche Erschließung des 
Schutzgebiets, welche mir in erster Linie am Herzen 
liegt, flüssig gemacht werden können. Dieser 
Wunsch findet aber seine Grenze an der Ver- 
antwortlichkeit, welche der Gouverneur für die 
Sicherheit und den Schutz der weißen Einwohner 
des Landes und des im Schutzgebiet angelegten 
deutschen und ausländischen Kapitals trägt. 
*# r 
Wenn ich mich nunmehr dem Stande der 
wirtschaftlichen Entwicklung des Schutzgebiets 
zuwende, so darf ich die Vergangenheit im all- 
gemeinen außer Betracht lassen und als bekannt 
voraussetzen und mich auf das beschränken, was 
ein aktuelles Interesse hat. Es kann auch nicht 
meine Aufgabe sein, des breiteren auszuführen, 
welche Hoffnungen ich in bezug auf die Zukunft 
des Landes hege, insoweit ich nicht bestimmte
	        
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