Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Grundlagen dafür zu geben in der Lage bin. 
Dagegen möge es mir gestattet sein, Streiflichter 
auf die unserer Kolonie so ähnlichen und gleich- 
artigen Gebiete von Britisch-Südafrika zu werfen. 
Auf Grund meiner viermaligen Aunwesenheit in 
Britisch-Südafrika in den Jahren 1894, 1898, 
1900 bis 1904 und im Jahre 1905 und meiner 
mehrjährigen Tätigkeit als deutscher Generalkonsul 
dieses Gebiets, wobei sich mir Gelegenheit bot, 
das ganze Südafrika von Delagoa-Bai bis zur 
Saldanha-Bai und von Rhodesia bis zum Kap 
der guten Hoffnung kennen zu lernen, bin ich 
gewöhnt, bei allem, was in unserem Schutzgebiete 
vorgeht und bei allen Maßnahmen, die ich drüben 
treffe, mit einem Auge nach unseren Nachbar- 
ländern zu blicken und Vergleiche zwischen den 
dortigen Verhältnissen und denen unserer Kolonie 
zu ziehen. 
Für die wirtschaftliche Erschließung des Schug-- 
gebiets kommen hauptsächlich der Bergban, die 
Biehzuchi und die Land= und Gartenwirtschaft 
in Betracht. 
Es ist Ihnen bekannt, meine Herren, daß der 
Abbau der Otavi-Minen nunmehr ernstlich in 
Angriff genommen worden ist, nachdem die Bahn 
bis Tsumeb vollendet ist. Es bedarf keines Hin- 
weises, daß die Otavi-Minen-Gesellschaft, an der 
Interessengruppen, wie die Diskonto-Gesellschaft 
und der vorsichtige und geschäftsgewandte Eng- 
länder Mr. Davis mit seinen Hintermännern 
beteiligt sind, nicht eine 600 km lange Minen- 
bahn gebaut haben würde, wenn sie nicht ganz 
sichere Beweise gehabt hätte, daß der Abban der 
Otavi-Minen ein gutes und rentables Geschäft 
sein wird. Der Bau ist erst in Angriff genommen, 
nachdem die eingehendsten Untersuchungen durch 
tüchtige Minen-Ingenieure stattgefunden und ein 
günstiges Resultat ergeben haben. Zu meiner 
Freude kann ich mitteilen, daß die weiteren Auf- 
schlußarbeiten, welche neuerdings vorgenommen 
sind, die bisherigen Aussichten nicht nur bestätigt, 
sondern noch erheblich günstiger gestaltet haben. 
Man ist von 50 auf 62 m hinnnter gekommen 
und hat in der größeren Tiefe reiche Kupfer- 
erze von durchschnittlich 18 Prozent Kupfergehalt 
gefunden. Die Gesellschaft rechnet auf eine jähr- 
liche Ausfuhr von 30 000 Tonnen Kupfererzen. 
Schon jetzt werden Kupfererze exportiert, und 
Mitte des nächsten Jahres soll der Minenbetrieb 
in vollem Umfange im Gange sein. Die bei 
Tsumeb, Groß= und Klein-Otavi und an zwei 
weiteren Stellen im Gebiete der Otavi-Gesellschaft 
gelegenen Kupfervorkommen sind aber glücklicher- 
weise nicht die einzigen im Schutzgebiete. Im 
mittleren Teile desselben kommen vor allen 
Dingen noch die Kupfervorkommen von Gorob 
und Otjisongati in Betracht. 
  
10 = 
Gorob, welches eiwa 120 km südöstlich von 
Swakopmund in der Nähe des Kuisseb-Flusses 
liegt, ist schon vor mehreren Jahren durch Jo- 
hannesburger Miuen = Interessenten untersucht 
worden. Dem Abbau ist damals, soviel man 
hat ermitteln können, deshalb nicht näher getreten 
worden, weil zu der Zeit, als die Untersuchungen 
beendet waren, die Goldminen in Johannesburg 
wieder energisch in Betrieb genommen werden 
konnten und die dortigen Kapitalisten zu sehr 
engagiert waren, um sich auf neue bergmännische 
Unternehmungen auf einem fernliegenden Schau- 
platze einzulassen. Sonst ließe es sich schwer er- 
klären, warum jene Interessengruppe dem Abbau 
nicht näher getreten ist, trotzdem der von ihr 
entsandte, auf eine zehnjährige Tätigkeit in den 
Kupferminen Nordamerikas zurückblickende Minen- 
Ingenieur nach einem dreimonatigen Studium 
an Ort und Stelle den damals sichtbaren Wert 
des Erzes auf 750 000 T geschätzt hat, während 
er alle für den Bergbaubetrieb erforderlichen 
Anlagen einschließlich einer leichten Eisenbahn 
von Swakopmund mit 250 000 L in Ansatz bringt. 
Nach langjährigen Verhandlungen mit verschie- 
denen Finanzgruppen hat sich nnn vor einiger 
Zeit ein rein dentsches Syndikat gebildet, 
welches zunächst 200 000 Mk. zu weiteren Unter- 
suchungszwecken bereitgestellt hat. Eine Expedition, 
welche von einem als besonders tüchtig bekannten 
Berginspektor geleitet wird und außer ihm ans 
einem Bohrmeister, einem Obersteiger und sechs 
weißen Bergleuten bestehen wird, wird bereits 
im Jannar u. Is. die Ansreise nach Gorob an- 
treten. In den letzten Tagen hat sich ferner 
auch deutsches Kapital gefunden, um die 70 km 
östlich Okahandja gelegenen Otjisongati-Minen 
einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Es 
dürfte bekannt sein, daß von den gegenwärtigen 
Besitzern dieser Kupferminen, welche nicht kapital- 
kräftig genng sind, um einen Betrieb im großen 
zu eröffnen, bereits vor dem Aufstande und auch 
neuerdings wieder Kupfererze mit Gewinn ex- 
portiert worden sind, trotzdem die sehr tenere 
Ochsenwagenfracht von Otjisongati nach Okahandsa 
zu zahlen war. Zwei ausländische Ingenieure, 
welche die Kupfervorkommen daselbst einer ge- 
nauen Besichtigung unterzogen haben, haben sich 
sehr günstig über dieselben geäußert. 70 km 
südlich von Windhnk liegt ferner die Matschleß- 
Mine, die neuerdings von Kapstädter Inter- 
essenten von neuem aufgesucht worden ist. Wegen 
Gründung eines Syndikats zur Aufschließung 
derselben schweben zur Zeit Verhandlungen. 
Im Süden des Schutzgebietes sind Kupfer- 
vorkommen an verschiedenen Stellen vorhanden. 
Eine genaue Aufschließung derselben ist haupt- 
sächlich aus dem Grunde unterblieben, weil die
	        
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