Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Guayule-Industrie“. Der Verfasser hat bereits 
im „Tropenpflanzer“ vom Mai 1905 eingehende 
Mitteilungen über die erst in den letzten Jahren 
näher bekannt gewordene Kautschukpflanze des 
nordamerikanischen Hochlandes veröffentlicht und 
berichtet jetzt, daß die Gnuaynle-Industrie inzwischen 
wesentliche Fortschritte gemacht hat. Da einer- 
seits die wildwachsenden Bestände nahezu aus- 
gebeutet sind, andererseits die Kulturfähigkeit 
des Guayule als erwiesen anzunehmen ist, so rät 
der Verfasser, zum Anbau der nenen Nutzpflanze 
zu schreiten. Wenn auch der Kautschuk nur von 
mittlerer Qualität ist, so hat der Guayule gegen- 
über den meisten anderen Kautschukpflanzen den 
Vorteil, daß er in bezug auf Boden und Feuchtig- 
keit außerordentlich geringe Ansprüche stellt und 
sich demnach zur Nutzbarmachung von sonst un- 
fruchtbaren Ländereien eignet. 
In einem Artikel „Verwendung des Motor- 
wagens im Kongostaat“ berichtet Heinz Roß- 
Antwerpen über die Versuche, die man im 
Kongostaat mit den bekannten Dampfwagen von 
Dr. Robert Goldschmidt-Brüssel gemacht hat. Bei 
dem großartigen Plan, eine Verkehrsstraße zwischen 
dem Kongo und dem Nil zu bauen, ist es mit 
Freuden zu begrüßen, daß diese Versuche mit 
Erfolg gekrönt worden sind. Wenn auch mit 
Rücksicht auf die schwierigen Geländeverhältnisse 
und das Klima noch manche Verbesserungen vor- 
genommen werden müssen, auf die der Verfasser 
näher eingeht, so berechtigen die bisherigen Er- 
gebnisse doch zu der Hoffnung, daß die Ver- 
wendung der Lastwagen sich im Kongostaate er- 
folgreich durchführen läßt. 
Ludwig Kindt-Groß-Lichterfelde gibt in 
einem kleineren Aufsatz „Bananenmehl“ inter- 
essante Ratschläge für die Selbstbereitung von 
Bananenmehl und weist mit Recht auf die 
Wichtigkeit dieses Nahrungsmittels für eine er- 
folgreiche Ernährung kleiner Kinder in den 
Tropen hin. 
In einem Artikel „Ostafrikanischer Kopal“ 
teilt Dr. A. Foelsing-Offenbach a. M. mit, daß 
es in neuester Zeit gelungen ist, diesen für die 
Lackindustrie so wertvollen Handelsartikel auch 
aus den Früchten des Kopalbaumes herzustellen, 
während man bis jetzt zur Gewinnung des so- 
genannten Harzes die Bäume verletzen mußte, 
was meist ihr Eingehen zur Folge hatte. 
Unter den folgenden Mitteilungen sei ver- 
wiesen auf „Musterkollektionen von tropischen 
Nutzhölzern“. Es wird hier darauf aufmerksam 
gemacht, daß in den Räumen des Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees Muster afrikanischer Nutzhölzer 
von Interessenten eingesehen werden können. 
Unter „Vermischtes" wird das Referat wieder- 
gegeben, welches der Vertreter des Kolonial= 
  
Wirtschaftlichen Komitees, Moritz Schanz- 
Chemnitz, auf dem IV. Internationalen Baum- 
wollkongreß in Wien gehalten hat. Interessante 
Mitteilungen über wichtige tropische Ole finden 
sich unter „Handelsnotizen und wissenschaftliche 
Angaben über ätherische Ole“ aus dem Bericht 
von Schimmel & Co. in Miltitz bei Leipzig. 
eingeborene im Bolonialen LCandesvermessungs-- 
dienst. 
Nach einem Bericht des Komitees für die 
Vermessung der britischen Kolonien in 
Afrika ist die Gründung einer Schule zur 
Ausbildung Farbiger für den Vermessungs- 
dienst beabsichtigt. 
Das Komitee ist der Ansicht, daß die Be- 
strebungen für Verwendung Eingeborener zur 
Landesaufnahme — etwa in dem in Britisch- 
Indien eingeführten Umfange — möglichst ge- 
fördert werden sollten. 
Mehrere Gonvernements haben Eingeborene 
zum Vermessungsdienst bereits mit Erfolg heran- 
gezogen. 
Die Grundstücksvermessung im englisch-ägyp- 
tischen Sudan wird durch Agypter und Sudanesen, 
welche die Gordon-Schule zu Khartum besucht 
haben, ausgeführt. Die Leute arbeiten mit Meß- 
tisch und Meßband. Vier solche Landmesser 
unterstehen einem farbigen Unterinspektor; zwei 
oder mehrere solcher Gruppen bilden dann eine 
Vermessungsabteilung; diese wird von einem 
Europäer geleitet. 
Das Gouvernement der Gold küste beschäftigt 
auch seit Jahren einige Eingeborene in der 
Polygonzug-Messung mit Prismenkompaß und 
Stahlband. 
Der Vorsteher des Vermessungsamtes i# in Lagos 
hat besondere Erfolge in der Ausbildung der 
allerdings auch außergewöhnlich begabten Lagos- 
neger erzielt. Seine Schüler haben nicht nur 
Kartenkonstruktion mit Koordinaten und Protraktor, 
Kartenschrift, farbige Ausführung der Karte, Aus- 
wertung der Polygonzüge, Gebrauch der Rechen- 
maschine und der Reduktionsmethoden gelernt, 
sie können auch gute astronomische Breiten= und 
Azimutbestimmungen ausführen. 
Die verschiedenen Gonvernements der afrika- 
nischen Kolonien werden nunmehr für den Ver- 
messungsdienst besonders geeignet erscheinende Ein- 
geborene in die zu gründende Fachschule senden. 
(Aus Annunl Coloninl Reports Nr. 500.)
	        
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