Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Es war eine herrliche Fahrt. Endlich hatte man 
den Siegespreis, um welchen so lange gerungen 
war, in Sicherheit. Wieviele Gedanken gingen 
einem bei dieser Fahrt durch den Kopf! Be- 
sonders mußte ich all der tapferen Reiter ge- 
denken, denen diese Gewehre gehört hatten und 
die ihr Leben verloren hatten. Denn es waren 
ja alles unsere Gewehre, und mit jedem Gewehr 
war der Tod eines braven Reiters verbunden. 
Am 24. früh war ich in Ukamas. Es war 
gerade der Geburtstag des Oberstleutnants 
v. Estorf, und so konnte ich ihm als schönste 
Geburtstagsgabe die Gewehre der Bondels auf- 
bauen; in unserer Weihnachtsstube wurden sie 
rings an den Wänden aufgestellt, in der Mitte 
der Stube der Weihnachtsbaum — eine eigen- 
artige Weihnachtsfeier!“ 
Ein wesentliches Verdienst an der Unter- 
wersung der Bondels gebührte dem Kommandeur 
der Truppen des Südbezirks, Oberstleutnant 
v. Estorff. Seit fast drei Jahren stand er un- 
unterbrochen im Felde und hatte sich auf allen 
Ariegsschauplätzen als selbständiger Truppenführer 
n den schwierigsten Lagen bewährt, zuerst im 
Norden gegen die Hereros, dann im mittleren 
Namalande gegen die Hottentotten und zuletzt im 
Süden gegen die Bondels. Durch seinen recht- 
lichen Sinn hatte er das Herz eines jeden Reiters 
gewonnen, und seiner zähen Ausdauer und un- 
beugsamen Hingabe war manch schöner Erfolg 
der deutschen Waffen zu danken gewesen. 
Die maßvollen Bedingungen des Unter- 
werfungsvertrages und dessen strenge Innehaltung 
hatten zur Folge, daß die Bondels begannen, 
wieder Vertrauen zur deutschen Regierung zu 
sassen, und zahlreich aus dem englischen Gebiet 
auf das deutsche zurückkehrten. Bis Anfang 
Juni stieg die Zahl der Bondels, die sich den 
Bedingungen des Friedens von Ukamas unter- 
warfen, einschließlich der Frauen und Kinder auf 
224. Unter denjenigen, welche aus dem Kap- 
lande zurückkehrten, befand sich auch Joseph 
Christian, der Bruder des Johannes, der großes 
Ansehen unter den Bondels genießt. Auch die 
meisten Gewehre der Bondels befinden sich jetzt 
in deutschen Händen; bis Ende März waren es 
einschließlich der in den letzten Kämpfen erbenteten 
232 Stück. Die Überführung in die den Bondels 
#ezugewiesenen Ansiedlungen bei Kalkfontein ging 
Klatt vonstatten. Da ihnen beim Friedeusschluß 
Paßzwang auferlegt wurde, dürfen sie diese 
Siedlungen, die unter behördlicher Aussicht stehen, 
nicht ohne Erlaubnis verlassen. 
Voon den übrigen Führern der Aufständischen 
stellte sich Fielding für seine Person am 5. April 
  
1907, ebenso eine Anzahl seiner Leute. Morris 
hat die mit den Bondelzwarts abgeschlossene 
Unterwerfung unterzeichnet und will auf deutsches 
Gebiet zurückkehren. Im Felde stehen nur noch 
Simon Kopper und Lambert. Lamberts An- 
hänger waren Anfang Februar von Lentnant 
Frhr. v. Crailsheim und Oberleutnant Rausch 
bei Rosinbusch und Besondermaid geschlagen 
worden; Leutnant v. Crailsheim hatte kurz darauf 
ihre Werft aufgehoben. Weitere kleine, für die 
Dentschen siegreichen Gefechte gegen Lambertleute 
haben Mitte April 1907 stattgefunden, wobei diese 
fünf Tote und eine Anzahl Gefangene verloren. 
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Da diese Gegner sämtlich zu größeren Unter- 
nehmungen unfähig waren, stand der Aufhebung 
des Kriegszustandes kein Bedenken mehr entgegen. 
Sie wurde durch Allerhöchste Ordre für den 
31. März 1907 angeordnet. Gleichzeitig wurde 
der Chef des Generalstabes der Armec von der 
Leitung der Operationen in Südwestafrika ent- 
bunden und angeordnet, daß die Schutztruppe, 
deren Verminderung bereits mit dem Eintreffen 
des Obersten v. Deimling begonnen hatte, all- 
mählich in die für die Zukunft in Aussicht ge- 
nommene Organisation überzuführen sei. Durch 
Heimsendung der mit den ersten Verstärkungs- 
trausporten im Schutzgebiet eingetroffenen Mann- 
schaften wurde die Schutztruppe zunächst bis Ende 
März 1907 auf eine Stärke von 7400 Mann 
zurückgeführt. 
Für die Zukunft wurde in Aussicht genommen, 
die Schutztruppe in Nord= und Südtruppen 
zu teilen, die je einem älteren Stabsoffizier 
unterstehen sollten. Im ganzen sollten außer den 
erforderlichen technischen Truppen und Verwaltungs- 
behörden 17 berittene Kompagnien, vier Ma- 
schinengewehrzüge, drei Feld= und drei Gebirgs- 
batterien gebildet werden, ihre künftige Stärke 
Trund 4000 Mann betragen. An ihre Spitze trat 
der Oberstlentnant v. Estorff. Der bisherige 
Kommandeur, General v. Deimling, war nach 
erfolgreicher Lösung seiner Aufgabe nach Deutsch- 
land abgereist. Die kurze Zeit seiner Kommando- 
führung hatte ihm ernent Gelegenheit gegeben, 
seine hohe Tatkraft und Einsicht, seine belebende 
Frische und seine kluge Mäßigung im Dienste des 
Vaterlandes zu bewähren. 
Bis die allgemeine, tief gehende Erregung 
der farbigen RNasse sich gelegt hat, befindet sich 
das gesamte Schutzgebiet in einer Üübergangs= 
zeit, in der es gilt, das Erreichte zu sichern, 
den beginnenden Wiederaufbau zu ermöglichen
	        
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