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Aber auch in anderer Hinsicht haben diese
wertvollen Gewinn gebracht, der für die natio-
nale Zukunft Deutschlands von unschätzbarer Be-
deutung ist. Erst durch die kriegerischen Taten
seiner Söhne ist das deutsche Volk in der Mehr-
heit aus seiner bisherigen kolonialen Gleichgültig-
keit erwacht, und erst durch das im fernen Afrika
vergossene Blut ist sein Herz für die Kolonien
gewonnen. „Ein Land, in dem so viele deutsche
Söhne gefallen und begraben sind,“ heißt es in
einer Ansprache des Generals v. Deimling, „ist uns
kein fremdes Land mehr, sondern ein Stück Heimat-
land, für das zu sorgen unsere heilige Pflicht ist.“
Der Krieg in Südwestafrika ist zu einem
entscheidenden Wendepunkt in der Ge-
schichte der deutschen Kolonialpolitik ge-
worden und bezeichnet den bedeutsamen Beginn
eines neuen verheißungsvollen Zeitab-
schnittes nationaler, insbesondere kolo-
nialer Betätigung des deutschen Volkes.
Dieser hohe nationale Gewinn ist in erster Linie
zu danken den schweren und blutigen Opfern, die
das Vaterland in diesem Kriege hat darbringen
müssen.
Inwieweit diese dermaleinst auch in wirtschaft-
licher Hinsicht Früchte tragen werden, darüber
schon jetzt Zutreffendes vorauszusagen, ist nicht
möglich, auch hier nicht der Ort. Eines läßt
sich indes schon jetzt mit Sicherheit behaupten:
der Natur dieses zwar einer hohen Entwicklung
fähigen, aber zunächst noch unwirtlichen Landes
können wirtschaftliche Erfolge nur in harter,
schwerer Arbeit abgerungen werden. „In
einer Kolonie“, so heißt es in der Denkschrift des
früheren Gouverneurs v. Lindequist über die Be-
siedlung Deutsch-Südwestafrikas, „werden an die
Arbeitskraft, Initiative und Tüchtigkeit des ein-
zelnen weit höhere Anforderungen gestellt als in
alten Kulturländern.“ Hart erkämpfte Erfolge
sind aber für ein Kulturvolk stets von verjüngen-
der Kraft, und ihr sittlicher Wert ist weit höher
einzuschätzen als der mühelosen Gewinnes. In
dem Kampfe um die wirtschaftliche Er-
schließung von Südwestafrika müssen die-
selben Kräfte lebendig und tätig sein, die
das Schutzgebiet erobern halfen. Ohne
hohe opferwillige Hingabe an die Sache, ohne
Selbstverleugnung, Treue, Ausdauer und Geduld
kann auch hier Großes nicht erreicht werden.
Ohne diese sittlichen Opfer des einzelnen für das
Ganze sind dauernde Errungenschaften und Fort-
schritte der Menschheit nicht denkbar! Schwierig
sind die Aufgaben, welche dem deutschen Volke
die Erschließung seines kolonialen Besitzes stellt,
aber gerade in ihrer Schwierigkeit liegt auch ihr
Reiz und mit dem Reiz einer Aufgabe wächst
die Kraft zu ihrer Bewältigung. Diese Aufgaben
sind des Schweißes der Besten wert. Handelt
es sich doch hier nach dem Ausspruche des Leiters
unserer kolonialen Angelegenheiten „um wichtige
Güter, Güter, welche liegen auf materiellem, auf
kulturellem und auf ethischem Gebiete, ein Drei-
klang, den man kurz zusammenfassen kann darin,
daß es sich um eine nationale Frage allerersten
Ranges handelt“.“)
Mißerfolge und Fehlschläge werden auch
hier nicht ausbleiben. Möge der deutsche
Kaufmann und Siedler dann nicht erlahmen,
sondern in schwerem Kampfe des deutschen Sol-
daten gedenken, der auch in scheinbar hoffnungs-
loser Lage nicht verzweifelte, und dessen zähe
Hingabe allen Schwierigkeiten und Gefahren sieg-
reich Trotz bot. Die Leiden unserer tapferen
Soldaten, der Tod so vieler Braver werden
dann nicht vergeblich gewesen sein, sondern aus
jener Saat wird dem deutschen Volke reicher
Segen erblühen, und auf dem blutgetränkten
Boden wird sich neues, vielfältiges Leben entfalten.
Solange ein Volk den Glauben an die sieghafte
Kraft solch sittlicher Ideale in sich lebendig erhält,
so lange wird es allen Irrungen eines verweich-
lichten, materialistischen Zeitgeistes zum Trotz
innerlich stark und gesund bleiben. So lange
hat es ein Recht, an seine Zukunft zu glauben.
“) Bernhard Dernburg. Wirklicher Geh. Rat, Vor-
trag. gehalten zu Berlin auf Veranlassung des Dent-
schen Handelstages am 11. Jannar 1907 zu Berlin.