Beilage zum „Deutschen Kolonialblatt“ Nr. 16, XVIII. Jahrgang.
Berlin, den 15. Kugust 1907.
die
coangelischen mismonen in den deusschen Schutzgebieten.
Statistische Uübersicht nach dem Stande vom 1. Januar 1007.
Im Auftrage des Ausschusses der deutschen evangelischen Missionsgesellschaften
ezusammengestellt von
Dastor T. Daul in Lorenzkirch.
Dorbemerkung.
In Deutschland gibt es 24 evangelische Missionsgesellschaften, die im Jahre 1906
nach einer von Pastor Döhler in Großstorkwitz aufgestellten und im Jahrbuch 1907 der sächsischen
Missionskonferenz veröffentlichten Statistik 1114 Missionare (darunter 15 Lehrer, 16 Arzte und 209
andere nicht ordinierte Männer) und 112 nicht verheiratete Missionarinnen in ihrem Dienst hatten.
Die Baseler Mission, deren Leitung und Arbeitspersonal größtenteils deutsch ist, und in der sich das
Missionsleben aus Südwestdeutschland fast ausschließlich betätigt, ist hierbei mitgezählt, aber nicht
die Deutsche Orientmission in Berlin, weil deren Tätigkeit in Bulgarien, Armenien und Persien
nicht Missionsarbeit im eigentlichen Sinne des Worts ist; auch nicht der Evangelische Afrikaverein.
ie 613 Hauptstationen der deutschen evangelischen Missionen sind über alle Teile der Erde zerstreut;
auf ihnen ist nahezu eine halbe Million Heidenchristen gewonnen, und 2733 Schulen mit über
130 000 Schülern wurden in Verbindung mit ihnen errichtet. Viele gemeinnützige Anstalten
(Krankenhäuser, Aussägigenasyle, Blindenhäuser, Findlingshäuser und dergleichen) sowie Betriebe,
ic auf die kulturelle Hebung der Eingeborenen hinarbeiten, stehen mit ihnen im Zusammenhang.
Die seit Beginn unserer Kolonialära eingetretene Erweiterung der Missionstätigkeit ist größtenteils
den deutschen. Schutzgebieten zugute gekommen.
Der Ausschuß der deutschen evangelischen Missionen, der ihre gemeinsamen Interessen wahr-
zunehmen hat, besteht aus: Missionsinspektor D. Oehler in Basel (Baseler Missionsgesellschaft),
Missionsinspektor D. Merensky in Berlin (Missionsgesellschaft Berlin 1), Missionsdirektor D.
v. Schwartz in Leipzig (Evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft zu Leipzig), Missionsinspektor
Haußleiter in Barmen (Rheinische Missionsgesellschaft) und Missionsdirektor P. Hennig in
Berthelsdorf (Brüdergemeine).
Bei Benntzung der nachfolgenden Tabellen ist zu beachten, daß beim Census der Missions-
gemeinden ein weiterer Kreis aller Getauften (in den Tabellen als „Eingeborene Christen“ bezeichnet)
von dem engeren Kreis der erwachsenen und nicht durch Kirchenzucht zeitweilig ansgeschlossenen
Gemeindeglieder (den „Abendmahlsberechtigten“ der Tabellen) unterschieden wird. Die letzteren sind
unter den eingeborenen Christen schon mitgezählt. Die englischen und amerikanischen Missionsgesell-
schaften bezeichnen sie in der Regel als volle Gemeindeglieder.